Ein Experiment des US-amerikanischen Wissenschaftlers John B. Calhoun stellt unseren Wunsch nach utopischen Lebensbedingungen auf den Kopf. Ab 1947 forschte er zum Verhalten von Mäusen und Ratten unter theoretisch optimalen Lebensbedingungen und fand dabei Erstaunliches heraus.
Calhoun stellte seinen Mäusen und Ratten ein utopisches Areal zur Verfügung: uneingeschränkte Nahrungsressourcen, ausreichend Platz, Abwesenheit von Fressfeinden, Unwettern und Krankheiten sowie optimale Nistplätze.
Das Resultat: Am 600. Tag seines «Universe 25»-genannten Experiments war die gesamte Population wissenschaftlich betrachtet auf dem direkten Weg ins Aussterben.
Trotz wissenschaftlichen Erklärungsansätzen bleibt letztlich schleierhaft, wieso genau sich die Population nicht einfach auf auf der idealen Grösse einpendelt, sondern sich selbst ins Aussterben manövriert. Calhoun nannte diesen ominösen Umstand schlicht «Verhaltenssenke».
Stachelmakrelen sind Raubfische, die grösstenteils im Alleingang Jagd auf Krebstiere und Sardinen machen. Sie leben unter anderem im Indopazifik in Küstennähe und frönen während einiger Wochen pro Jahr einer eigenartigen Tätigkeit.
Sie finden sich wie aus dem Nichts in einer grossen Gruppe zusammen und schwimmen in den Mtentu-Fluss in Südafrika. Die aggressiven Raubfische sind plötzlich ruhig und friedlich, beinahe wie in Trance. Noch abstrakter ist allerdings, dass sie plötzlich Halt machen und den Grund für ihre Reise preisgeben.
Sie schwimmen im Kreis.
Ohne zu laichen, ohne sich zu paaren, ohne zu fressen, ohne sich auszuruhen. Einfach so. Ohne Grund. Danach schwimmen sie zurück ins Meer und gehen wieder auf die Jagd. Und niemand weiss wieso.
Nekrophilie (also das Begatten toter Artgenossen) ist im Tierreich keine Seltenheit. Bislang erklärte die Wissenschaft dieses makabere Phänomen damit, dass viele Tiere einen toten Artgenossen nicht direkt als tot wahrnehmen. Wenn also ein Tier in einer Position verschied, die unter lebendigen Umständen als paarungswillig gilt, ist die Chance gross, dass der Umstand des Todes lediglich sekundär ist.
Neuere Beobachtungen geben aber Rätsel auf. So beobachtete der niederländische Biologe und Ornithologe Kees Moeliker, wie vor seinem Büro ein Enterich einen toten Enterich begattete.
Die homosexuelle Ausprägung von Nekrophilie machte in den Augen des erfahrenen Wissenschaftlers verhaltensbiologisch keinen Sinn.
Daraufhin achtete sich Moeliker genauer auf die Position der toten Tiere. So fiel ihm auf, dass auch der Geschlechtsverkehr zwischen einem lebenden und einem toten Frosch von der bisherigen Erklärung abweicht, da die Rückenlage des toten Frosches keineswegs einer paarungswilligen Haltung entspricht.
Auch Akte von speziesübergreifender Nekrophilie sind weiterhin unerklärt.
Diese neueren Erkenntnisse haben die alte These entkräftet. Es bleibt ein Rätsel, wieso sich Tiere nekrophil verhalten, wenn der Erhaltungstrieb als Grund ihres Tuns weg fällt.
Dass Delfine tote Fische zur Masturbation nötigen oder aber Baby-Delfine töten, damit deren Mutter wieder paarungsbereit und nicht mehr im lästig unwilligen Mutter-Modus ist, ist bekannt.
Andere Studien zeigen derweil eine weitere, dieses Mal kaum erklärbare Schattenseite der Flipper-Mafia auf. In Gruppenverbänden mobben und quälen die Delfine Schweinswale bis zum Tod.
In den bisherigen Studien konnte der Grund dafür nicht hergeleitet werden. Ausgeschlossen wurden bislang jedoch abweichendes Verhalten, Territorialität, Fortpflanzung oder Ernährung. Es kann auch nicht befriedigend belegt werden, dass es sich dabei um Übungsstunden in Sachen Jagd handelt.
Wer Springbock heisst, soll gefälligst auch springen!
Unklar bleibt allerdings, wieso genau sie das tun.
Warnung vor Raubtieren? Zeichen an Raubtiere, dass sie fit sind? Zeichen an mögliche Partner, dass sie fit sind? Freude? Langeweile? Fitnesstraining? Es ist schlicht nicht belegbar. Dafür ist es aber weder Nekrophilie, noch Schweinswal-Mord. Darum also eigentlich egal, denn schön anzusehen ist es ja.