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Spiele-Kritik von Tom Felber zu «Texas Showdown»

«Texas Showdown» ist fast wie Jassen, nur um Schellen  fieser

Bild: Amigo
De Ohrfiige na
In diesem turbulenten Stichspiel bleibt ein «Bock» nicht wirklich ein «Bock», und mit dem Ändern einer Stichfarbe während laufender Runde kann man die Gegner gehörig ärgern.
11.03.2018, 14:01
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Wir spielen heute:
«Texas Showdown»

Karten-Stichspiel von Mark Major für 3 bis 6 Spieler ab 10 Jahren, Spieldauer: etwa 45 Minuten, Verlag: Amigo, Preis: etwa 12 Franken. 

Thema:

Eigentlich keines. Grafisch ist das Spiel aber in ein Western-Setting eingebettet.

Spiel Texas Showdown, Spielsituation
Bild: Amigo

Was macht man?

Karten spielen, Stiche nehmen, Minuspunkte zählen.

Besondere Features:

Es gibt gleich acht verschiedene Kartenfarben, aber von jeder Farbe gibt es unterschiedlich viele Karten. 

Geeignet für:

Leute, die gerne jassen, jedoch einmal eine originelle Abwechslung suchen. 

Wir haben es für euch gespielt!

Jedes Jahr erscheinen allein auf dem deutschsprachigen Markt über 1000 neue nicht-digitale Spiele-Titel. Aber es gibt Menschen, die interessiert das gar nicht, obwohl sie eigentlich gerne spielen. Sie haben ihr Spiel gefunden und weigern sich standhaft, andere Spiele auszuprobieren, weil es sowieso nichts besseres gibt, als das, was sie schon kennen. Solche Leute spielen meistens «Brändi Dog», «Tichu» oder sie jassen. Ich habe im Verlaufe der letzten Jahrzehnte schon Dutzende Mitspieler an diese drei Spiele-Sekten verloren. Manchmal kann man versuchen, diese Leute mit Spielen zu locken, die ein bisschen ähnlich sind, wie jene, die sie so lieben. «Texas Showdown» ist ein Karten-Stichspiel wie Jassen, aber es verfügt über einen sehr originellen, lustigen Kniff, der zu herrlich fiesen Situationen führt: Während einer Runde kann nämlich die Stichfarbe mehrfach gewechselt werden.   

Was ist ein Stichspiel? Mehr dazu hier:

Das Spiel enthält 60 Karten, die in acht verschiedene Farben eingeteilt sind. Statt Schellen und Eicheln sind sie grafisch durch Western-Symbole wie Revolver, Cowboyhüte, Hufeisen, Kakteen oder Sheriffsterne dargestellt. Jede Farbe hat dabei aber unterschiedlich viele Karten. Schwarze Colts gibt es elfmal, graue Rinderschädel hingegen nur fünf.

Alle Karten werden verteilt und dann wird ein Stichspiel nach üblichen Regeln gespielt, bei dem man ausgespielte Farben bedienen muss. Die Wertung ist denkbar einfach: Es gilt, keine Stiche zu machen. Jeder Stich zählt zum Schluss einen Minuspunkt. 

Texas Showdown, Spielsituation
Bild: Tom Felber

Wer eine Farbe nicht bedienen kann, hat sich allerdings zu früh gefreut. Er wirft zwar wie in anderen Stichspielen einfach eine Karte einer anderen Farbe in die Tischmitte. Nun kommt aber die Regel zum tragen, die «Texas Showdown» so speziell und anders macht: Nachfolgende Spieler müssen zwar auch Farben bedienen, wenn sie können. Sie dürfen aber immer wählen, welche der ausliegenden Farben sie reinhauen wollen.

Man muss also immer eine Farbe wählen, von der schon mindestens eine Karte im Stich liegt. Hat man keine passende Farbe, darf man eine beliebige andere Karte wählen. Die nachfolgenden Spieler dürfen dann aber auch diese bedienen. Wenn alle Spieler ihre Karte in den Stich gelegt haben, wird geprüft, von welcher Farbe die meisten Karten im Stich sind. Wer die höchste Karte dieser Farbe gelegt hat, gewinnt den Stich und verliert einen Punkt. 

Leidenschaftliche Jasser müssen völlig umdenken. Ein «Bock» bleibt dadurch nicht mehr unbedingt ein «Bock». Denn liegen zwei verschiedene Farben in der Tischmitte, können die Gegner plötzlich unter mehreren taktischen Möglichkeiten wählen, mit denen sie die Gegner ziemlich verkaspern und fadengerade ins offene Messer laufen lassen können. Spieler, die geglaubt haben, schon sicher zu sein, machen dann lange Gesichter und müssen den Stich plötzlich einsacken, was immer wieder für emotionale Situationen und Schadenfreude sorgt. Gespielt werden mehrere Durchgänge, bis ein Spieler eine vorgegebene Anzahl an Minuspunkten erreicht hat. 

Texas Showdown Schachtel
Bild: Amigo

Jede Partie führt zu überraschenden Situationen und bleibt bis zum Schluss spannend. Wie bei fast jedem Karten-Stichspiel ist aber natürlich der Glücksfaktor ziemlich hoch. Im Moment wird «Texas Showdown» in meinen Spielrunden fast täglich gespielt. Es funktioniert sogar zu fünft und zu sechst einwandfrei und wird dann – wegen der zunehmenden taktischen Möglichkeiten – sogar noch interessanter. 

Kann man es zu zweit spielen?

Nein. Auch drei ist eigentlich noch zu wenig. Richtig dynamisch und interessant wird es erst ab vier Spielern. 

Tom Felber ist ...
... der Vorsitzende der internationalen Kritiker-Jury «Spiel des Jahres» und veröffentlicht seit 1985 Spiele-Rezensionen in verschiedenen Medien. Er stellt hier für uns regelmässig neue Brett- und Kartenspiele vor. 
Bild
bild: zvg
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