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Spiele-Kritik von Tom Felber zu «Majesty»

Im Spiel «Majesty» zählt nur das meiste Geld, und sonst zählt gar nichts 

Bild: hans im glück
De Ohrfiige na
Reich wird man in diesem Spiel, indem man zur richtigen Zeit die richtigen Leute ins Königreich holt und um sich an den Hof schart. 
11.02.2018, 18:0112.02.2018, 08:16
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Wir spielen heute:
«Majesty»

Aufbauspiel von Marc André für 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahren, Spieldauer: 20 bis 30 Minuten. Verlag: Hans im Glück, Preis: etwa 40 Franken.

Thema:

Herrscherinnen und Herrscher versuchen, möglichst viele wichtige Personen in ihr Königreich zu locken, um den grössten Reichtum anzuhäufen. 

Was macht man?

Majesty Spielsituation
Bild: HansimGlück

Aus einer offenen Auslage in der Mitte Personenkarten nehmen, sie im eigenen Königreich anlegen und dadurch Geld kassieren. 

Besondere Features:

Kunststoff-Münzen mit Pokerchip-Feeling. Holzfiguren in Meeple-Form. Die acht Gebäudekarten aneinander gelegt ergeben ein zusammenhängendes Bild. Alles sehr bunt. 

Geeignet für:

Gelegenheitsspieler, Familien, aber auch Vielspieler, die ein flottes Spiel mit leichtem Einstieg spielen möchten.   

Wir haben es für euch gespielt!

Das Spiel «Majesty» ist ja schon in meinen Weihnachtstipps aufgetaucht. Es lohnt sich aber durchaus, noch einmal einen vertieften Blick darauf zu werfen. Denn es ist ein Spiel, das sich für jedermann eignet, auch für Leute, die nicht ganz so geübte Spieler sind.

Die Altersangabe auf der Schachtel «ab 7» ist dann allerdings doch nicht richtig und zu optimistisch gewählt. Um das Spiel sinnvoll spielen zu können, müssen die Kinder nämlich bereits einfache Multiplikationsrechnungen beherrschen.

In der Mitte gibt es eine offene Auslage mit jeweils sechs zufällig gezogenen Personenkarten. Es gibt sieben Typen davon, die alle unterschiedliche Funktionen im Spiel haben:

  • Müllerin
  • Brauer
  • Hexe
  • Wachen
  • Soldat
  • Wirt
  • Adlige

Jeder Spieler hat vor sich eine kleine Stadt ausliegen, die aus acht Gebäudekarten besteht. Wer an der Reihe ist, muss aus der Mitte eine Personenkarte nehmen. Die letzte in der Reihe ist gratis, will man eine andere, muss man dafür je nach Position eine bestimmte Anzahl von Meeples, also kleinen Holzmännchen, abgeben. Die erhaltene Personenkarte wird unter das passende Gebäude der eigenen Stadt gelegt. Dafür bekommt man, je nach Funktion der Personenkarte, meistens Geld oder manchmal auch Meeples zurück. 

Was ist ein Meeple? Mehr dazu hier:

Das funktioniert so: Wer zum Beispiel eine Müllerin unter eine Mühle legt, erhält sofort zwei Gold pro Müllerin, die er zu diesem Zeitpunkt hat. Wer einen Wirt unter seine Taverne legt, bekommt vier Gold pro Wirt, alle Spieler, die zu diesem Zeitpunkt einen Brauer haben, bekommen aber auch noch drei Gold. Nimmt man einen Soldaten aus der Mitte, greift er alle anderen Mitspieler an. Dadurch müssen diese eine Personenkarte ins Lazarett legen, wodurch die Karte inaktiv wird. Wachen schützen vor solchen Angriffen. Mit Hexen kann man Leute aus Lazaretten wieder heilen. Am Ende des Spiels gibt es zudem noch verschiedene Bonus-Wertungen für alle Personen, die unter den Häusern liegen. Wer am Ende das meiste Gold hat, gewinnt die Partie.

Majesty Karten
Die fünf verschiedenen Personen.Bild: Tom Felber

Das Spiel spielt sich zunächst wirklich sehr locker: Man nimmt eine Person, kassiert Geld und der nächste Spieler ist an der Reihe. Wer gerne mit Geld hantiert, kommt hier voll auf seine Kosten. Denn ständig wechseln die Pokerchips-ähnlichen Münzen hin und her. Mit der Zeit merken die Spieler dann, welche Kartenkombinationen besonders lukrativ sind. Und plötzlich wird klar: Man muss auch höllisch auf seine Mitspieler aufpassen und darf nicht einfach so vor sich hin spielen. Denn sonst wird man ständig von gegnerischen Soldaten angegriffen und ein eigener Bewohner nach dem anderen wandert ins Lazarett. Bald denkt man, die Soldaten-Strategie sei viel zu mächtig und eine sichere Sieg-Strategie, aber in der nächsten Partie gewinnt dann wieder ein Spieler mit einer völlig anderen Idee. «Majesty» ist sehr variantenreich.

Für Abwechslung sorgt auch, dass die Gebäudekarten zwei unterschiedliche Seiten mit unterschiedlichen Funktionen haben. Man kann sie beliebig kombinieren, wodurch unterschiedlichste Spielverläufe möglich sind. Allerdings ist der Glücksfaktor beträchtlich. Denn man kann ja immer nur jene Personenkarten nehmen, die gerade ausliegen und die man mit seinen Meeples auch bezahlen kann. Setzt der Vordermann auf eine Wächterstrategie und schnappt alle Wächterkarten weg, wird es ziemlich schwierig, sich selber zu verteidigen. Und wenn man sich eine Strategie zurecht gelegt hat, die passenden Karten dazu aber einfach nicht auftauchen, wird es schwierig. Die Spieldauer von lediglich 20 bis 30 Minuten sorgt dafür, dass dieser Glücksfaktor auszuhalten ist und auch für reichlich Revanchen.

Majesty Schachtel
Bild: Hans im Glück

Ist «Majesty» zu zweit spielbar?

Ja, und es macht genau so viel Spass. Man muss dann halt nur einen Gegner im Auge behalten, und der Glücksfaktor wird merklich geringer. 

Tom Felber ist ...
... der Vorsitzende der internationalen Kritiker-Jury «Spiel des Jahres» und veröffentlicht seit 1985 Spiele-Rezensionen in verschiedenen Medien. Fortan wird er hier für uns regelmässig neue Brett- und Kartenspiele vorstellen.
Bild
bild: zvg
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5 Kommentare
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Olmabrotwurst vs. Schüblig
11.02.2018 18:26registriert Dezember 2014
Ihr könntet ruhig mehr solche Brettspiele testen, ich persönlich komme selten dazu auf neue Spiele zu achten, und bin über solche Bloggs sehr dankbar ein Hoch auf Analoge Computerspiele :)
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