Simpel: Zwei Angestellte der Versicherung Marsh Ltd. im neuseeländischen Christchurch sind sich am vergangenen Freitag nach Feierabend näher gekommen, wobei «Näherkommen» in diesem Fall heisst: Zwischen Schreibtischen, Kopierern und Bürostühlen sind sie übereinander hergefallen wie zwei läufige Streifenhörnchen.
Genau genommen gab es sogar zwei Probleme.
a) Die beiden liessen für ihre Spezial-Überstunden das Licht an, und
b) im Haus gegenüber befindet sich die «Carlton Bar and Eatery», eine Kneipe mit warmer Küche (und ganz gutem Steak, wie man den Bewertungen bei Google entnehmen kann). «Die überraschten Gäste im Carlton hatten für die heisse Affäre auf der anderen Strassenseite Plätze in der ersten Reihe», meldet die australische Zeitung «Herald Sun». Rund 50 Besucher sollen in dem Lokal gewesen sein, als gegenüber die Show begann.
Das, was Menschen im 21. Jahrhundert immer tun, wenn etwas Spannendes passiert: Sie holten ihre Smartphones raus und dokumentierten den Koitus für die Nachwelt. Von der «Carlton Bar and Eatery» aus eroberte die Spätschicht bei Marsh Ltd. zuerst Twitter und Facebook – und von da aus Medien in aller Welt.
Juicy! Apparently this happened in a Christchurch office opposite The Carlton on Friday night pic.twitter.com/Rr3TUy6BUO
— Chang Hung © (@ChangHung23) 1. Februar 2015
The drinkers in a packed bar got a saucy show from these randy office workers. See the video. http://t.co/pVIhuog0Gz pic.twitter.com/V8qeT7tgPH
— The Sun (@TheSunNewspaper) 3. Februar 2015
Late-night romantic encounter in insurance office that was witnessed by bar across the way. http://t.co/b9cMwllG3G pic.twitter.com/S4yWwGG3v9
— John Clark (@Audio_Book_) 2. Februar 2015
... «cringeworthy», sagt man wohl in Neuseeland dazu. Frei übersetzt sowas wie schauerlich. Warum das Liebespaar nicht einfach die Rollos runter- oder das Licht ausgemacht hat, darüber herrscht in der Weltpresse bislang Uneinigkeit. Womöglich hatten die beiden angenommen, sie wären durch die getönten Scheiben von aussen nicht zu sehen.
Da lagen sie dann falsch.
Leider weiss es auf jeden Fall ihr Arbeitgeber. Der Chef des Unternehmens, Grant Milne, sagte dem New Zealand Herald, Marsh Ltd. nehme den Vorfall sehr ernst. «Über solche Angelegenheiten sehen wir nicht einfach hinweg. Es wird eine Untersuchung geben, und von dieser Untersuchung ausgehend werden wir Massnahmen ergreifen.» Ein derartiges Benehmen werde von der Firma nicht geduldet, fügte er hinzu. Ein neuseeländischer Arbeitsrechtler sagte dem «Herald», die beiden Büro-Lover könnten wegen der Sache ihre Jobs verlieren.
Es hört sich ganz so an. Augenzeugen berichteten dem «New Zealeand Herald», es habe Anfeuerungsrufe für das Paar gegeben. Sogar die Live-Band habe aufgehört zu spielen. Bei Reddit beschrieb einer der Gäste in schauerlichem Detailreichtum, wie die ungewöhnliche Live-Show ablief. «Um ehrlich zu sein: Nach etwa einer halben Stunde wurde es den Leuten langweilig, viele gingen zurück zur Tanzfläche», beschliesst er seine Schilderung. Die Band habe dann wieder angefangen zu spielen – passenderweise mit dem «Kings of Leon»-Song «Sex on Fire». «Das war das Lustigste, was ich seit langer Zeit gesehen habe», sagte eine Besucherin der Zeitung. «Es war ein grossartiger Abend».
Das kann man so sehen. Schliesslich hätte man die Turteltäubchen gegenüber auch warnen können, statt Fotos von ihnen bei Twitter zu posten. Als «Bande geschmackloser und unkultivierter Petzen» bezeichnet dann auch die Autorin Pam Corkery die Kneipengesellschaft – räumt allerdings ein, dass man wohl einen Backstein an die Scheibe hätte werfen müssen, um das Liebespaar auf seine Situation aufmerksam zu machen. Dann doch lieber noch ein Foto.
Ein allerletztes. (rls)
An office sex romp enjoyed by onlooking Christchurch bar patrons may cost a couple their jobs http://t.co/TUZBvIFQUi pic.twitter.com/GSsM3gjKIG
— Stuff.co.nz News (@NZStuff) 1. Februar 2015