Schweiz
Zürich

«Perronstosser» am Zürcher Hauptbahnhof: Staatsanwältin fordert acht Jahre Knast

Die vier unterirdischen S-Bahn-Geleise auf der Landesmuseumsseite am Hauptbahnhof haben neu die Nummern 41 bis 44, statt wie bisher 21 bis 24, aufgenommen am Montag, 14. Mai 2012 in Zuerich. (KEYSTONE ...
Tatort Gleis 43.Bild: KEYSTONE

«Perronstosser» am Zürcher Hauptbahnhof: Staatsanwältin fordert acht Jahre Knast

18.01.2017, 16:4218.01.2017, 17:51
Mehr «Schweiz»

Ein 33-Jähriger steht heute Mittwoch wegen versuchter Tötung vor dem Zürcher Bezirksgericht. Er hat im Dezember 2015 am Hauptbahnhof Zürich eine Frau gegen eine abfahrende S-Bahn gestossen. Dabei wurde ihr ein Unterarm abgetrennt. Die Staatsanwältin fordert eine Freiheitsstrafe von acht Jahren.

«Wer eine Person gegen einen fahrenden Zug stösst, nimmt ihren Tod in Kauf», sagte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer. Der Angeklagte, ein Deutscher, der seit elf Jahren in der Schweiz lebt, sagte seinerseits vor Gericht, er erinnere sich nicht mehr an alle Einzelheiten.

Streit

Er hatte an einem frühen Sonntagmorgen im Dezember 2015 eine Frau auf dem Perron zu Gleis 43 am Zürcher Hauptbahnhof angetroffen. Es entstand ein Streit zwischen den beiden. Der Beschuldigte sagte auf jede Nachfrage des Richters, er erinnere sich nicht mehr an den Inhalt des Streits.

Das Gericht konfrontierte ihn mit drei Ausschnitten aus den Aufzeichnungen der Überwachungskamera. Darauf war zu sehen, wie der Angeklagte in Richtung der Frau gestikulierte und zweimal an ihr vorbei ging. Schliesslich stellte sie sich vor ihn, und er stiess sie mit Wucht von sich weg. Sie stürzte auf die S-Bahn zu und fiel in die Lücke zwischen Perronkante und Zug.

Aus Angst und Panik gestossen?

Der Beschuldigte versicherte wiederholt, er habe keinen Streit gesucht. Auch habe er noch nie mit Gewaltdelikten zu tun gehabt. Er habe die Frau weggestossen, weil er Angst und Panik gespürt habe. In ihrem Gesicht habe er gesehen, dass sie ihn schlagen wollte.

Die Anwältin der Geschädigten führte in ihrem Plädoyer aus, die Frau sei auf ihn zugegangen, um ihm zu sagen, dass er sie in Ruhe lassen solle. Sie forderte eine Genugtuung von 126'000 Franken plus Schadenersatz für ihre Mandantin, die seit dem Unfall arbeitsunfähig und in psychologischer Behandlung sei. (whr/sda)

Aktuelle Polizeibilder: Auto gerät auf der A3 in Brand – Totalschaden

1 / 95
Aktuelle Polizeibilder: Lagergebäude durch Brand beschädigt
2.3.2020, Bremgarten (AG): Mehrere Feuerwehren rückten nach Bremgarten aus, nachdem ein Brand in einer Liegenschaft ausgebrochen war. Personen wurden keine verletzt. Die Kantonspolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
bild: kapo Aargau
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Maett
18.01.2017 18:32registriert Januar 2016
Vielleicht habe ich einen gesellschaftsuntauglichen Massstab, aber für so ein Delikt nur acht Jahre (und bei guter Führung wohl einiges weniger) verlangen zu können, ist gar etwas wenig.

Wenn es jemand für nötig hält, eine andere Peron in der Öffentlichkeit - aus welchen Gründen auch immer - vor einen Zug zu stossen, womit in Kauf genommen wird, dass a) die Person einen relativ brutalen und ev. auch sehr schmerzvollen Tod erfährt und b) viele Traumatisierte zurückbleiben, darf gerne auch gleich einige Jahrzehnte von der übrigen Gesellschaft entfernt bleiben.
444
Melden
Zum Kommentar
avatar
rite
18.01.2017 17:18registriert Mai 2016
Ich finde 8 Jahre zu wenig.
Er hat ihr Leben zerstört.
Einen Menschen vor einen fahrenden Zug zu stossen, das lässt sich nicht rechtfertigen.
364
Melden
Zum Kommentar
avatar
Theor
18.01.2017 18:23registriert Dezember 2015
Immer wieder diese Ausrede, dass sich ein Täter bedroht gefühlt haben soll und aus Angst jemanden VON HINTEN oder ähnlich absurden Winkeln (aus dem Auto ausgestiegen, auf einen zurennend, dem anderen auflauernd) schwere Körperloche Verletzungen zufügt oder gar tötet. Ich arbeite ja seit kurzem in einem Gericht und kann diese miesen Ausreden von Schlägertypen, gesellschaftlichen Randfiguren und psychisch labilen Personen langsam nicht mehr hören.
325
Melden
Zum Kommentar
7
«Anmassende Boni-Exzesse»: FDP-Präsident ruft zu mehr Bescheidenheit auf

FDP-Parteipräsident Thierry Burkart kritisiert die Bezüge von UBS-Chef Sergio Ermotti. Der Tessiner habe zwar nach der Zwangsfusion der CS und der UBS Vertrauen geschaffen. Doch seine Vergütung von 14,4 Millionen Franken nach neun Monaten an der Spitze der UBS sei unverhältnismässig und stossend und «schlicht eine Ohrfeige».

Zur Story