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Zürcher Wahlen: Neukom und Rickli neu im Regierungsrat - SVP verlieren Sitze im Kantonsrat.

Martin Neukom, rechts, (Gruene) und Natalie Rickli, links, (SVP) nach ihrer Wahl in den Zuercher Regierungsreat in Zuerich am Sonntag, 24. Maerz 2019. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Natalie Rickli (SVP) und Martin Neukom (Grüne) schafften den Sprung in den Zürcher Regierungsrat.Bild: KEYSTONE

Zürcher Wahlen: Grüne triumphieren, Schlappe für FDP – diese 5 Resultate musst du kennen

In Zürich gab es am Sonntag bei den Wahlen gleich mehrere Überraschungen: Ein Grüner stahl einem FDPler den Regierungsratssitz, die SVP verlor im Kantonsrat 5.6 Prozentpunkte und die BDP flog aus dem Parlament raus.
24.03.2019, 19:0025.03.2019, 10:14
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Neukom und Rickli neu im Regierungsrat

Die Grünen ziehen nach vier Jahren wieder in die Zürcher Regierung ein. Der eher unbekannte 32-jährigen Kantonsrat Martin Neukom (Grüne) konnte von der aktuellen Klimadiskussion profitieren und schaffte mit 121'823 Stimmen mühelos den Einzug in die siebenköpfige Regierung.

Neukom: «Ich dachte, in der ersten Hochrechnung sei ein Fehler.»

Neukom platzierte sich noch vor SVP-Nationalrätin Natalie Rickli, die mit 116'096 Stimmen den zweiten SVP-Sitz verteidigen konnte.

Komfortabel gewählt wurden die bisherigen Regierungsmitglieder. Mario Fehr (SP) belegt mit 173'231 Stimmen den ersten Platz. Danach folgen Jacqueline Fehr (SP) mit 149'104 Stimmen, Ernst Stocker (SVP) mit 140'951 Stimmen, Silvia Steiner (CVP) mit 135'481 Stimmen und Carmen Walker Späh (FDP) mit 126'229 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 32 Prozent.

Der neue Zuercher Regierungsrat mit Jacqueline Fehr (SP), Martin Neukom (Gruene), Natalie Rickli (SVP), Mario Fehr (SP), Silvia Steiner (CVP), Ernst Stocker (SVP) und Carmen Walker Spaeh (FDP), vlnr.  ...
Der neue Zürcher Regierungsrat von links nach rechts: Jacqueline Fehr (SP), Martin Neukom (Grüne), Natalie Rickli (SVP), Mario Fehr (SP), Silvia Steiner (CVP), Ernst Stocker (SVP) und Carmen Walker Späh (FDP). Bild: KEYSTONE

Schlappe für die FDP, Sieg für die Frauen

Mit der Wahl von Natalie Rickli sind neu vier Frauen im siebenköpfigen Regierungsrat vertreten. Zum letzten Mal eine Frauenmehrheit gab es in der Zürcher Regierung von 2003 bis 2007 mit Dorothée Fierz (FDP), Ursula Gut (FDP), Rita Fuhrer (SVP), Verena Diener (GLP) und Regine Aeppli (SP).

Eine herbe Niederlage einstecken, musste der FDP-Kandidat Thomas Vogel. Er erreichte mit 109'624 Stimmen zwar das absolute Mehr (103'357), schied aber als Achter überzählig aus. Damit verliert die FDP ihren angestammten zweiten Sitz in der Zürcher Regierung.

Kantonsrat: SVP verliert, GLP und Grüne triumphieren

GLP und Grüne profitieren bei den Zürcher Kantonsratswahlen von der Klimadiskussion: Sie legen um je 9 Sitze zu. Grosse Verliererinnen sind SVP und BDP. Die SVP muss den grössten Sitzverlust seit Jahrzehnten hinnehmen, die BDP fliegt ganz raus.

Die Grünliberalen kommen neu auf 23 Sitze im 180-köpfigen Rat, die Grünen auf 22. Damit machen die Öko-Parteien ihre herben Verluste von 2015 mehr als wett. Auch die Alternative Liste legt zu. Sie gewinnt einen Sitz und verteidigt mit neu 6 Mandaten die bei den letzten Wahlen erstmals erreichte Fraktionsstärke.

Die Gewinne gehen auf Kosten von BDP und SVP. Die SVP verliert 9 Sitze und fällt auf den tiefsten Stand seit 1995 zurück. Sie stellt mit 45 Mandaten aber weiterhin die grösste Fraktion. Eine herbe Niederlage fährt die BDP ein. Sie verliert alle fünf Sitze und scheidet aus dem Kantonsrat aus.

Einbussen hinnehmen müssen SP, FDP und CVP. Die SP verliert einen Sitz, bleibt aber mit 35 Mandaten zweitstärkste Kraft. Die FDP, die grosse Gewinnerin der letzten Wahlen, verliert 2 Sitze, kommt noch auf 29 Mandate und kann ihre Position als drittgrösste Fraktion halten. CVP und EDU verlieren je einen Sitz und halten noch 8 respektive 4 Mandate. Ihre 8 Sitze halten kann die EVP.

Bürgerliche verlieren Mehrheit im Parlament

SVP, FDP, EDU und CVP kommen zusammen auf noch 86 Sitze und verlieren die bürgerliche Mehrheit im Parlament. Gleichzeitig dürften es Umweltthemen im Kantonsparlament nun leichter haben: Grüne und Grünliberale erreichen zusammen mit den tendenziell grün abstimmenden Linksparteien SP und AL ebenfalls 86 Mandate.

Erkenntnisse für die nationalen Wahlen im Herbst

Der Wahlbarometer der SRG gab im Februar einen ersten Hinweis darauf, die Zürcher Wahlen haben den Trend der ökologischen Wende nun bestätigt: Parteien mit «Grün» im Namen sind derzeit nicht zu bremsen. Die neue Klimabewegung wird sich in Zürich in den nächsten vier Jahren direkt auf die Politik auswirken. 18 Sitze haben Grüne und Grünliberale gemeinsam zugelegt. Das ist eine bemerkenswerte Sitzverschiebung zugunsten der ökologischen Kräfte.

Hingegen der Sünneli-Partei muss der Verlust von neun Sitzen, respektive 5.5 Prozentpunkten zu denken geben. Die SVP bleibt zwar weitaus die stärkste Partei, doch sie erzielte das schlechteste Ergebnis seit 20 Jahren. Die SVP startete ihre Erfolgsgeschichte in den 90er Jahren von Zürich aus. Nun sieht es so aus, als habe die Partei ihren Zenit überschritten.

(sar)

Mit Material von der sda

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Gruppenbild ohne Dame – so männlich sind Kantonsregierungen (3.1.2019)
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Gruppenbild ohne Dame – so männlich sind Kantonsregierungen (10.03.2019)
Frauen haben es bis heute schwer, in der Schweiz in politische Ämter gewählt zu werden. Insgesamt stellen sie in den Kantonen bloss 25 Prozent aller Regierungsmitglieder. Sechs Kantone werden derzeit vollständig von Männern regiert. So ist etwa der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden seit dem Rücktritt von Marianne Koller (FDP) im März 2017 frauenfreie Zone.
quelle: keystone / gian ehrenzeller
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Schüler streiken weltweit für das Klima
Video: srf
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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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remim
24.03.2019 19:16registriert März 2015
Ein schöner Frühlingsabend, ich schaue dem Grün beim wachsen zu während das Sünneli langsam untergeht. 😊
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Skater88
24.03.2019 19:04registriert Juli 2016
Wieso stört mich der Titel "Sieg der Frauen".... es sollte doch um die vertretenen Ansichten gehen und nicht ums. Geschlecht
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Hackphresse
24.03.2019 19:29registriert Juli 2014
Bei punkt 4 wäre ich mir nicht so sicher.
Die GLP ist Finanztechnisch noch oft auf der Linie der Bürgerlichen.
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