Schweiz
Wissen

Corona: So veränderte Covid-19 die Schweizer Bevölkerung 2020

7 Grafiken, die zeigen, wie sich die Schweizer Bevölkerung 2020 veränderte

So viele Menschen wie Ende 2020 lebten noch nie in der Schweiz. Dies, obwohl sich der Geburtenüberschuss durch die deutlich höheren Todeszahlen 2020 fast halbiert hat. Sieben Punkte zeigen, wie sich die Schweiz im letzten Jahr bevölkerungsmässig veränderte.
06.04.2021, 11:3106.04.2021, 12:46
Reto Fehr
Folge mir
Mehr «Schweiz»

Bevölkerungswachstum

8'667'100 Personen haben Ende 2020 in der Schweiz gelebt, 61'100 oder 0,7 Prozent mehr als 2019. Alles in allem hat sich in den letzten Jahren wenig verändert: «Die Bevölkerungszunahme entspricht derjenigen von 2018 und 2019 und ist damit erneut eine der schwächsten der letzten zehn Jahre», so das BFS.

Blicken wir noch kurz auf die einzelnen Kantone. Mit Ausnahme von Neuenburg (-0,4%), Appenzell Ausserrhoden (-0,3%) und dem Tessin (-0,2%) legten alle Kantone bevölkerungsmässig zu. Die prozentual grössten Zuwächse verzeichneten dabei der Aargau und Thurgau (je 1,2%), sowie die Waadt und Freiburg (je 1,1%):

Todesfälle

Bei den Todesfällen gab es einen Anstieg von 12,1 Prozent im Vergleich mit 2019. Die starke Zunahme der Todesfälle «hängt mit der Covid-19-Pandemie zusammen», konstatiert das Bundesamt. Todesfälle von Männern nahmen stärker zu als solche von Frauen, mit einem Plus von 14,6 gegenüber 9,9 Prozent.

Ähnlich deutlich war der Unterschied zwischen den 0- bis 64-Jährigen und den über 65-Jährigen. Die Todesfälle von 0- bis 64-Jährigen nahmen lediglich um 8,2% zu, von 8400 auf 9100. Bei den Personen ab 65 Jahren stiegen die Todesfälle um 12,7% von 59'400 im Jahr 2019 auf 66'900 im Jahr 2020.

Nidwalden war der einzige Kanton mit einem Rückgang der Todesfälle: 2020 starben dort zwei Kantonsbewohner weniger im Vorjahr.

Geburten

Über die Auswirkungen der Pandemie auf die Geburtenrate könne wegen der Dauer der Schwangerschaft noch keine sichere Aussage gemacht werden, schreibt das BFS. Gemäss provisorischer Statistik ging die Anzahl Geburten von 86'200 im Jahr 2019 leicht auf 85'500 zurück.

72,4 Prozent der Geburten erfolgten innerhalb einer Ehe. Die durchschnittliche Anzahl Kinder pro Frau lag bei 1,46. Einen Anstieg der Geburten gegenüber 2019 verzeichneten die Kantone Graubünden, St. Gallen, Solothurn, Nidwalden, Schaffhausen, Wallis, Schwyz und Obwalden.

Geburtenüberschuss

Der Geburtenüberschuss - die Differenz zwischen Geburten und Todesfällen - hat sich gegenüber dem Vorjahr praktisch halbiert von 18'400 auf 9500 Personen. Dieser Rückgang war gemäss BFS hauptsächlich auf den Anstieg der Todesfälle zurückzuführen.

Damit liegt der Geburtenüberschuss auf dem tiefsten Niveau seit 2004.

Geburten und Todesfälle in den Kantonen

In den Kantonen Tessin, Bern, Basel-Landschaft, Neuenburg, Graubünden, Jura, Basel-Stadt, Schaffhausen und Glarus war der Geburtenüberschuss sogar negativ, d.h. es starben mehr Menschen als Kinder geboren wurden.

Im Tessin, dem von der Pandemie zu Beginn am härtesten getroffenen Kanton, mussten gar rund 24 Prozent mehr Todesfälle als Geburten verzeichnet werden. Auch im Jura liegen diese rund 10 Prozent über den Geburten.

Am anderen Ende der Skala liegt Zug mit knapp 18 Prozent mehr Geburten als Todesfällen, gefolgt von Zürich (16%), Freiburg (14%) und Luzern (13%).

Ein- und Auswanderung

Grund für den Bevölkerungsanstieg war also nicht ein grosser Geburtenüberschuss, sondern der Wanderungssaldo.

Genauer: die starke Abnahme an Auswanderungen. Der Wanderungssaldo ist mit einer Zunahme von 56'000 zwar immer noch positiv, aber im Vergleich zu 2019 gingen sowohl Ein- wie Auswanderungen zurück – Einwanderungen um 3,9 Prozent, Auswanderungen um 15,6.

Den Zahlen nach zu schliessen stieg die Heimatverbundenheit von Schweizern: Die Einwanderungen von Schweizer Staatsangehörigen nahmen um 6,7 Prozent zu, diejenigen von Ausländern dagegen um 3,9 Prozent ab. Mit einem Minus von 15,6 Prozent gegenüber 14,9 Prozent sind Schweizer Bürger 2020 auch seltener ausgewandert als ausländische.

Eheschliessungen und Scheidungen

Sowohl Hochzeiten wie Scheidungen haben 2020 gegenüber dem Jahr davor abgenommen - gemäss BFS «hing (das) vermutlich mit der Covid-19-Pandemie zusammen».

Es wurden 34'900 Ehen geschlossen, 10,4 Prozent weniger als 2019. Dabei liessen sich deutlich weniger Schweizer Paare vom Bund fürs Leben abbringen als ausländische: Unter Schweizer Staatsangehörigen wurde 5,2 Prozent seltener geheiratet, ausländische oder gemischt-nationale Paare sagten 15-15,6 Prozent seltener «Ja».

Wiederum war Nidwalden die Ausnahme: Hier läuteten die Hochzeitsglocken um 1,6 Prozent häufiger. Geschlagen wurde das nur von Graubünden, wo 2 Prozent mehr Eheschliessungen registriert wurden als 2019.

Mit Material der sda

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Bevölkerung dieser 10 Länder wuchs in den letzten 5 Jahren am meisten
1 / 12
Die Bevölkerung dieser 10 Länder wuchs in den letzten 5 Jahren am meisten
Platz 10: Bangladesch wuchs in den letzten 5 Jahren um 1,9 Millionen Menschen.
quelle: epa/epa / abir abdullah
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wanderung zum Limmernsee
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
33 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
shinibini
06.04.2021 12:51registriert Mai 2020
Mir wäre es auch recht wenn der Bevölkerungssaldo bei 0 wäre. Ich finde, es hat genug Menschen hier. Dabei ist es mir egal von wo sie kommen, aber ein stetiges Bevölkerungswachstum ist wie ein stetiges Wirtschaftswachstum gift für Mensch und Umwelt.
29222
Melden
Zum Kommentar
avatar
Freiheit und Toleranz
06.04.2021 14:15registriert Oktober 2018
Man sollte dennoch die Frage erlauben, wieviele Menschen verträgt unser Planet?

Die Weltbevölkerung hat sich in den letzten 100 Jahren verdoppelt. Das heisst mindestens doppelt so viel Ressourcenbedarf (Energie, Rohstoffe, Lebensmittel, etc.) und mindestens doppelt soviel Abfall, Klima/Umweltverschmutzung, CO2 etc. Mit Sorgfalt und Innovation können wir einen gewissen Teil kompensieren.

Doch solange wir nicht die weiterhin exponentiell wachsende Weltbevölkerung auf etwa 50%-66% der heutigen Grösse stabilisieren, ist es ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis wir die Welt gegen die Wand fahren
14420
Melden
Zum Kommentar
avatar
Chalbsbratwurst
06.04.2021 13:49registriert Juli 2020
Hochzeiten sind nicht erst seit der Pandemie rückläufig... die sind schon seit 2010 rückläufig. Nicht weil die Schweizer nicht heiraten möchten sondern weil man in der Schweiz finanziell benachteiligt wird wenn man heiratet. Gruss von einem der seit bald 20 Jahren mit seiner Parnterin in "Sünde" lebt.
9012
Melden
Zum Kommentar
33
Mach es wie die Sonnenuhr …
«Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heit’ren Stunden nur», stand in zahllosen Poesiealben zu lesen. Forschende der Uni Basel fanden nun heraus: Als Zeitmesser dient die Sonnenuhr seit mindestens 3200 Jahren.

Am 19. Februar 2013 entdeckte ein Grabungsteam der Universität Basel im ägyptischen Tal der Könige eine Kalksteinplatte, die auf ihrer Vorderseite eine aufgemalte Sonnenuhr trägt. Am Scheitelpunkt befindet sich eine Bohrung, die für den Schattenwerfer bestimmt war, einen Stab aus Holz oder Metall. Die Uhr wurde von Arbeitern hergestellt, die mit Malerarbeiten in den nahegelegenen Gräbern hochgesteller Persönlichkeiten beschäftigt waren. Sie stammt aus der Zeit von Pharao Sethos II und seiner Gemahlin Tausret um 1200 v. Chr. und ist damit eine ältesten der Menschheitsgeschichte.

Zur Story