Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will im Januar 2021 die ersten Personen in der Schweiz impfen. Pro Tag sollen 70'000 Impfdosen verabreicht werden. So zumindest lautet der Plan der wissenschaftlichen Taskforce, die den Bundesrat berät. Eine Garantie, dass diese Ziele eingehalten werden können, gibt es nicht.
Denn wann genau die Impfstoffe in der Schweiz eingesetzt werden können, hängt massgeblich mit der Heilmittelbehörde Swissmedic zusammen. Sie muss die Forschungsergebnisse der Impfstoffe prüfen und genehmigen. Noch fehlen für die Zulassung wichtige Daten. Anders als in England, wo eine Notfallzulassung erteilt wurde und bereits mit dem Impfen begonnen wurde, wollen die Schweiz und die EU-Länder auf die vollständigen Daten für eine ordnungsgemässe Zulassung warten.
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Aktuell gibt es drei Impfstoffe, die als aussichtsreichste Kandidaten für eine Impfung gegen SARS-CoV-2 gelten und deren Zulassung von Swissmedic geprüft wird. Ein viertes Gesuch der Firma Janssen-Cilag ist ebenfalls eingereicht worden, aber für diesen Impfstoff liegen noch keine Daten der klinischen Phase-III-Studie vor.
Bei diesen drei Impfstoffen handelt es sich um:
Insgesamt befinden sich nach Angaben der WHO mehr als 50 Impfstoffkandidaten in klinischen Studien und 163 in präklinischer Entwicklung. Die klinische Phase-III haben bisher 13 Kandidaten erreicht.
Die Schweiz hat Verträge abgeschlossen mit Moderna für insgesamt 7,5 Millionen Impfdosen und mit Astra Zeneca für 5,3 Millionen Dosen. Zudem wurden drei Millionen Dosen des möglichen Impfstoffs von Pfizer/Biontech reserviert. Weil es pro Person je zwei Impfdosen braucht, reicht der bestellte Impfstoff für 7,9 Millionen Menschen aus. Welcher Impfhersteller als erster die Zulassung erhält, ist noch nicht klar.
Zusätzlich zu diesen drei prüft die Swissmedic einen Impfstoff der Janssen Cilag AG, ein Tochterunternehmen des US-Gesundheitskonzerns Johnson&Johnson. Bei diesem Impfstoff wäre als einziger nur eine Einmaldosis nötig. Zudem wäre dessen Transport und Lagerung einfacher, weil er bei zwei bis acht Grad aufbewahrt werden muss.
Bei den drei derzeit aussichtsreichsten Impfstoffen kommen zwei verschiedene Funktionsweisen zum Tragen: BNT162b2 und mRNA-1273 sind RNA-Impfstoffe, während es sich bei AZD1222 um einen vektorbasierten DNA-Impfstoff handelt.
Diese Impfstoffe enthalten im Unterschied zu klassischen Vakzinen keine Proteine der Krankheitserreger, sondern Boten-RNA (messenger RNA, mRNA). RNA, Ribonukleinsäure, ist eine Art genetischer Bauplan für ein Protein. Die Boten-RNA ist die Kopie eines Abschnitts der im Zellkern vorhandenen DNA und trägt diese Information zu den Ribosomen, den «Proteinfabriken» in der Zelle, die die codierte Information ablesen und das entsprechende Protein herstellen.
Die im Impfstoff vorhandene mRNA enthält jedoch den Bauplan für das Spike-Protein des Coronavirus, das diesem dazu dient, an menschliche Zellen anzudocken und in sie einzudringen. Weiteres Erbgut des Virus ist im Impfstoff nicht enthalten; es ist daher ausgeschlossen, dass sich im Köper komplette, vermehrungsfähige Coronaviren bilden.
Die mRNA bringt nun die Zelle dazu, das Spike-Protein des Virus herzustellen. Diese werden im Körper freigesetzt und vom Immunsystem als körperfremdes Antigen erkannt. Die Folge ist eine Auslösung von Abwehrmassnahmen, eine sogenannte Immunreaktion, die zur Bildung von Antikörpern und spezifischen T-Zellen führt. Das Immunsystem wird gewissermassen trainiert. Kommt die geimpfte Person später in Kontakt mit dem Virus, kann das Immunsystem das Antigen erkennen und bekämpfen. Die eingeschleuste mRNA wird sehr schnell abgebaut.
Vektorimpfstoffe sind Lebend-Impfstoffe, die aus harmlosen Trägerviren bestehen, deren Genom zusätzlich den Bauplan für ein Protein des Erregers enthält. Trägerviren sind meist gut bekannte Adenoviren. Der erste zugelassene Ebola-Impfstoff Ervebo basiert auf diesem Verfahren. Bei AZD1222 ist das Trägervirus eine abgeschwächte Version des Schimpansen-Erkältungsvirus ChAdOx1, das sich im Körper nicht mehr vermehrt. Es ist mit DNA bestückt, die die genetische Information für das Spike-Protein des Coronavirus trägt. Das Spike-Protein bindet an die ACE2-Rezeptoren auf der Oberfläche der Körperzelle und ermöglicht dem Coronavirus, in diese einzudringen. Auch hier, analog zur Funktionsweise von mRNA-Impfstoffen, gelangt jedoch kein weiteres Erbmaterial des Coronavirus in den Körper und es ist nicht möglich, dass sich komplette, vermehrungsfähige Coronaviren bilden.
Nach der Aufnahme des Impfstoffs in die Zellen wandert die DNA in den Zellkern und wird dort in Form von mRNA abgelesen, die danach den Zellkern verlässt und in den Ribosomen abgelesen wird. Die Ribosomen stellen dann das Spike-Protein her, das danach im Körper freigesetzt und vom Immunsystem als körperfremdes Antigen erkannt wird. Es reagiert mit Abwehrmassnahmen darauf und bildet Antikörper sowie spezifische T-Zellen gegen das Antigen. Gelangt später das Coronavirus in den Körper der geimpften Person, kann das solchermassen «trainierte» Immunsystem die Antigene erkennen und bekämpfen.
RNA-Impfstoffe wie BNT162b2 und mRNA-1273 enthalten den genetischen Bauplan des Spike-Proteins des Coronavirus, der in einer Ribonukleinsäure, der mRNA, codiert ist. Diese mRNA sind in Nanopartikel von 80 nm Grösse eingehüllt, die aus verschiedenen Lipiden bestehen.
Der vektorbasierte DNA-Impfstoff AZD1222 enthält ein Adenovirus, dessen DNA inaktiviert wurde, so dass es sich nicht mehr vermehren kann. Zudem enthält er DNA, in der der Bauplan für das Spike-Protein des Coronavirus codiert ist.
Die Impfstoffe enthalten keine Schwermetalle und kein Aluminium und auch keine Adjuvanzien.
RNA-basierte Impfstoffe wie BNT162b2 und mRNA-1273 waren bisher noch nicht für den Menschen zugelassen, sie gelten jedoch allgemein als sehr sicher. Dies liegt daran, dass für ihre Herstellung weder toxische Chemikalien noch Zellkulturen notwendig sind, die mit Viren kontaminiert sein könnten.
Die zuweilen vorgebrachte Befürchtung, die mRNA mit dem Bauplan des Virenproteins könnte in die DNA der Körperzelle eingebaut werden, ist praktisch unbegründet, da die mRNA zum einen nicht in die Nähe der DNA gelangt, die sich im Zellkern befindet. Zum anderen müsste für einen solchen Einbau der einzelsträngigen mRNA in die doppelsträngige DNA aufgrund der unterschiedlichen chemischen Struktur ein Enzym (Reverse Transkriptase) vorhanden sein, das im menschlichen Körper jedoch fehlt. Reverse Transkriptase kommt allerdings in wenigen Viren wie etwa dem HI-Virus oder dem Hepatitis-B-Virus vor. Aber auch bei Personen, die unwissentlich mit solchen Viren infiziert sind und dann geimpft werden, besteht kaum ein Risiko, da die Impfstoffe andere Zielzellen als diese Viren haben. Auch die Befürchtung, die genetische Information für das Spike-Protein könnte vererbt werden, ist unbegründet, da sie nicht in die Keimbahnzellen gelangt.
Bei DNA-Impfstoffen wie AZD1222 besteht hingegen theoretisch die Möglichkeit, dass die in die Zelle eingeschleuste DNA in das Erbgut der Zelle eingebaut wird. Dies könnte zu einer verstärkten Tumorbildung oder zu Autoimmunkrankheiten führen. Allerdings haben umfangreiche Tierversuche keinerlei Hinweis darauf gegeben. Sicher ist zudem, dass ein theoretisch möglicher Einbau der eingeschleusten DNA nur einzelne Zellen im Körper betreffen könnte und das Erbgut der geimpften Person nicht verändern würde.
Sicherheitsbedenken bei den mRNA-Impfstoffen gibt es vornehmlich hinsichtlich lokaler und systemischer Entzündungen und der Möglichkeit, dass sie autoreaktive Antikörper stimulieren, die sich gegen den eigenen Körper richten, wie es bei Autoimmunerkrankungen geschieht. Bei den vektorbasierten Impfstoffen besteht die Möglichkeit, dass geimpfte Personen zuvor dem als Träger verwendeten Adenovirus ausgesetzt waren und das Immunsystem deshalb eine Immunantwort gegen diese auslöst. Dies würde die Wirksamkeit des Impfstoffs verringern, besonders bei der zweiten Dosis. Unter Umständen könnte es zu einer verstärkten Infektion in geimpften Personen kommen.
Impfungen trainieren das Immunsystem – es ist daher nicht verwunderlich, dass sie auch Nebenwirkungen haben. In aller Regel sind diese harmlos, aber in sehr seltenen Fällen kann es zu schweren gesundheitlichen Problemen kommen (siehe oben unter Punkt 6).
Die möglichen unerwünschten Wirkungen der Impfung sind bei den mRNA-Impfstoffen und den vektorbasierten Impfstoffen ähnlich: An der Injektionsstelle kann es zu lokalen Reaktionen kommen, etwa Schmerzen. Auch grippeähnliche Symptome können auftreten: Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit und Muskel-, Gelenk und Kopfschmerzen.
Der Bund und die Kantone werden zu gegebener Zeit einen genauen Impfplan ausarbeiten und vorlegen. Bereits klar ist, dass zuerst Risikopersonen geimpft werden sollen. Also diejenigen Menschen, denen bei einer Ansteckung mit dem Coronavirus ein schwerer Verlauf mit Komplikationen droht. Als zweite Gruppe sollen die Personen geimpft werden, die in nahen Kontakt zur Risikogruppe steht. Also Familienmitglieder aber auch das Gesundheitspersonal, das sich um diese Leute kümmern muss.
Mit dem Impfen der restlichen Bevölkerung wird erst dann begonnen, wenn diese zwei Gruppen durch sind. Das sagte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, in der SRF-Sendung «10vor10». Einen genauen Zeitrahmen nannte er allerdings nicht, fügte jedoch an: «Wenn unser Gesundheitssystem nicht mehr so an der Grenze ist. Dann können wir die Impfungen öffnen für alle, die das wollen.»
Noch ist diese Frage nicht vollständig geklärt. In allen Impfstudien wurden bisher hauptsächlich Personen zwischen 18 und 55 Jahren geimpft. Moderna und Biontech/Pfizer sprechen davon, dass ihre Impfstoffe in allen Altersklassen gleich gut wirkten. Entsprechende Ergebnisse werden in den kommenden Wochen erwartet.
Wolf-Dieter Ludwig von der Deutschen Ärzteschaft sagt, auch über die Wirkung der Corona-Impfung bei Risikopersonen wisse man noch zu wenig. «Wir wissen nicht, ob überhaupt besonders gefährdete Personen getestet wurden und wie der Impfstoff bei Risikopatienten wirkt», sagte er gegenüber der Deutschen Zeitung «Welt». Es lägen erst Pressemitteilungen der Hersteller vor und noch keine detaillierten Daten.
Der Präsident der eidgenössischen Impfkommission, Christoph Berger, sagte, diese Frage sei noch offen. In den Impfstoffstudien ist es üblich, dass Schwangere wie auch Kinder aus Vorsicht zunächst ausgenommen sind.
Laut Bundesrat Alain Berset soll die Corona-Impfung für alle gratis sein. Das verkündete er an einer Pressekonferenz. Das Eidgenössische Departement des Inneren hat entsprechend eine Anpassung der Krankenpflege-Leistungsverordnung vorgenommen. Diese Änderung tritt am 1. Januar 2021 in Kraft. Die Krankenversicherer übernehmen die Kosten der ärztlichen Konsultation und des Impfstoffs. Es wird keine Franchise erhoben.
Die Kosten zulasten der Krankenversicherer werden auf ungefähr 200 bis 250 Millionen Franken geschätzt, jene für den Bund auf mindestens denselben Betrag. Der Bund trägt die Kosten für den Transport in die Kantone und für Verteilung des Impfstoffs. Die Kantone tragen die logistischen Kosten auf ihrem Gebiet sowie den Selbstbehalt.
In Arztpraxen, Apotheken und Impfzentren. Bisher bestätigten aber erst einige wenige Kantone, darunter Zürich, Basel-Land und Nidwalden, dass sie bereits am Januar bereits sind, zu impfen. Als Impfzentren kommen Sporthallen, Messezentren, Kantonsspitälern oder Zivilschutzanlagen in Frage.
Ich sehe momentan keinen anderen Weg wie wir ohne Impfung aus dieser Pandemie herauskommen können.
Wer wird zuerst geimpft: die Risikogruppe.
Mhm, ich check da scheinbar etwas nicht. Aber gehören nicht primär die über 60-jährigen zur Risikogruppe?