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So soll ein Schweizer Unternehmer Dutzende Anleger abgezockt haben

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Bei Anruf Betrug: So soll ein Schweizer Unternehmer Dutzende Anleger abgezockt haben

25.02.2020, 09:07
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Vor dem Zuger Strafgericht muss sich heute Dienstag ein 47-jähriger Mann wegen des Vorwurfs des gewerbsmässigen Betrugs, allenfalls gewerbsmässigen Wuchers, verantworten. Der Staatsanwalt beantragt 4 1/4 Jahre Freiheitsentzug und ein fünfjähriges Tätigkeitsverbot.

Zwischen Anfang April 2011 und Ende Oktober 2012 soll der Schweizer Dutzende Anleger um insgesamt gut 1.3 Millionen Franken geschädigt und sich dabei bereichert haben, heisst es in der Anklageschrift.

Der Beschuldigte habe gezielt die Unerfahrenheit und Gutgläubigkeit der Geschädigten ausgenutzt. Seine Machenschaften habe er als Beruf - also gewerbsmässig - ausgeübt.

Als Basis hatte der Beschuldigte zwei Firmen gegründet, die er auch kontrollierte: Die Global Equity Associates AG (GEA) bot angeblich seriöse, solide Anlageberatungen an, betrieb laut Anklage aber de facto ein Call Center, das per Telefonmarketing ausserbörsliche Aktien vermittelte.

Das zweite Unternehmen, Stemenergie Financial Ltd. mit Sitz auf den Marshallinseln, war eine Finanzfirma. Ihren Namen wählte der Beschuldigte laut Anklage bewusst, um Verwechslungen mit der in der Krebsmittelforschung tätigen Genfer Firma STEMERGIE zu provozieren. Das Forschungsunternehmen existiert heute nicht mehr, aus Gründen, die nichts mit dem Beschuldigten zu tun haben.

Aktien zu günstigem Preis

Die damalige STEMERGIE war nicht an der Börse, verkaufte aber zur Kapitalerhöhung Aktien. GEA erwarb Anfang Mai 2011 rund 13'700 STEMERGIE-Aktien mit einem Nennwert von 1 Franken und Ende Juli 2011 nochmals 6300 zu einem Stückpreis von 36.50 Franken. Sie seien umgehend an sechs Grosskunden übertragen worden, heisst es in der Anklageschrift. Der Beschuldigte verfügte also nicht mehr darüber.

Dennoch kamen nun die GEA-Telefonverkäufer ins Spiel. Der Beschuldigte hatte für diesen Job laut Anklage nicht etwa in Finanzbelangen erfahrene Personen eingestellt, welche die Kunden seriös hätten beraten können. Die Angestellten hatten nur den Weisungen des Chefs zu folgen und so viele Aktien wie möglich an den Mann oder die Frau zu bringen.

Falscher Schein

Schon im April 2011, vor dem Kauf der STEMERGIE-Aktien, wurden sie entsprechend instruiert. Sie hatten als «Fundraiser» für die STEMERGIE aufzutreten und den Eindruck zu erwecken, die Stemenergie Financial Ltd nehme die Gelder zu Handen der STEMERGIE entgegen.

Sie wählten tausende Telefonnummern und schwatzten den vorzugsweise ahnungslosen, gutgläubigen Angerufenen «hartnäckig und einseitig im Sinne eines Anlagetipps», so die Anklageschrift, STEMERGIE-Aktien auf - zu einem Stückpreis von 80 Franken. Kein Thema war, dass die Aktien gar nicht mehr verfügbar waren.

Insgesamt kauften die Geschädigten gemäss Anklage in 44 Transaktionen 16'652 Aktien zum Preis von total 1'332'160 Franken. Wollten Anleger sich nach dem Stand der Dinge erkundigen, habe der Beschuldigte ihnen vorgegaukelt, ihre Aktien würden von GEA im Sammelverfahren aufbewahrt. Er habe den Kunden auch Unterlagen über STEMERGIE geschickt, um sie in Sicherheit zu wiegen. (sda)

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