Am Dienstagmorgen landete in Zürich eine sehr gut gefüllte Swiss-Maschine direkt aus Sao Paulo kommend. watson berichtete darüber, denn es besteht die Befürchtung, dass sich die potenziell sehr gefährliche Virus-Mutante P.1 nach Brasilien auch in der Schweiz ausbreiten könnte.
Die watson-Community reagierte grösstenteils mit viel Unverständnis darüber, dass die Swiss immer noch Direktflüge aus dem Corona-Hotspot Brasilien durchführen darf. Auch die Quarantänemassnahmen genügen vielen nicht. Eine kleine Auswahl der Kommentare:
Bisher sind in der Schweiz sieben Fälle der Mutante P.1 aufgetreten. Dies bestätigte Patrick Mathys am Dienstag vor den Medien in Bern. Der Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit (BAG) sprach von «Einzelfällen».
Dass sich Einzelfälle zu einem Flächenbrand ausweiten können, zeigt die derzeitige epidemiologische Lage in der Schweiz. Die Mutation B.1.1.7, die zu Beginn des Jahres durch britische Skitouristen eingeschleppt wurde, ist mittlerweile dominant. «Neun von zehn Fällen sind auf diese Variante zurückzuführen», sagte Mathys.
Auch die Verbreitung von P.1 kann schnell gehen. Die Mutante ist möglicherweise bis zu doppelt so ansteckend als der Wildtyp. Wie schnell zeigt das Beispiel von British Columbia. Vergangene Woche meldete ein Labor in der westkanadischen Provinz 175 neue Fälle mit der Virus-Variante.
Die Fälle mit der Virus-Mutante sind quasi aus dem Nichts innert weniger Tage nach oben geschnellt. Aus Sorge vor den neuen Varianten und wegen ansteigender Fallzahlen hat die Regierung von British Columbia nun die Massnahmen verschärft. Für drei Wochen wurde ein sogenannter «Circuit Breaker» eingeführt.
Mathys meinte am Dienstag auf Nachfrage von watson, dass man die Lage «sehr aufmerksam beobachte». Die Situation in Brasilien sei «schlecht», das Gesundheitssystem stünde wahrscheinlich kurz vor dem Kollaps. Die Mutante P.1 könne möglicherweise das Immunsystem umgehen. «Das ist etwas, das sicher nicht weltweit verbreitet werden soll.»
Dennoch will das BAG vorerst keine weiteren Massnahmen ergreifen, um die Ausbreitung von P.1 einzuschränken. Strengere Regeln bei der Einreise oder ein Flugstopp sind derzeit nicht vorgesehen.
«Das Abschneiden von Flugverbindungen würde nur im Zusammenspiel mit europäischen Ländern Sinn ergeben», begründete Mathys diesen Entscheid. So würden viele Brasilien-Reisende etwa über Portugal fliegen.
Mathys verwies darauf, dass bereits jetzt Einreisebeschränkungen für Brasilien-Reisende bestünden. Auf Nachfrage von watson, ob man nicht bei der Landung am Flughafen einen weiteren Test machen könnte, sagte Mathys: «Wenn Sie aus einem Risikogebiet einreisen, ist sowieso ein PCR-Test Voraussetzung. Da wird sich nichts Zusätzliches ändern.»
Ein Stopp der Flugverbindungen ist jedoch nicht grundsätzlich vom Tisch. Sollte sich die Situation weiter verschlechtern, respektive die europäischen Nachbarländer sich auf ein gemeinsames Vorgehen einigen, schliesst Mathys «weitere Massnahmen nicht aus».
Auf die Frage, ob man nicht den gleichen Fehler wie vergangenen Frühling mache, als man die Grenzen zu China zu spät schloss, antwortete Mathys: «Ich hoffe nicht, dass wir das tun.»
Es bleibt also vorerst alles so, wie es ist. Am Donnerstag landet die nächste Swiss-Maschine aus Sao Paulo in Zürich.