In den Berichten von Reuters und anderer Nachrichtenagenturen fiel in den vergangenen Tagen so ziemlich jeder grosse Name aus der globalen Fondsindustrie in der Branche als Kaufinteressent. Angefangen beim amerikanischen Marktführer Blackrock über DWS, die Fondstochter der Deutschen Bank, bis hin zu Pegasus Europe, einer eben erst gegründeten Mantelfirma des früheren Unicredit-Chefs Jean-Pierre Mustier, der seine «Special Purpose Acquisition Company» mit Hilfe des Fondsgeschäfts der Alfred-Escher-Bank an der Börse profilieren möchte.
Eine Bestätigung dieser Informationen ist am Zürcher Paradeplatz freilich nicht zu bekommen. Dort sitzt vielmehr ein Sprecher mit dem Auftrag, die Spekulationen abzukühlen: «Die Credit Suisse hat keine Pläne, ihr Asset-Management-Geschäft oder Teile davon zu verkaufen», sagt er auf Anfrage. Schon in der Mitte März kommunizierten Neuorganisation – die das Asset-Management wieder zu einer separaten Konzerndivision aufwerten will – habe man die «strategische Bedeutung des Geschäfts für die Bank und ihre Kunden» unterstrichen, fügt der Sprecher an.
Doch vom Tisch ist die Verkaufsoption damit noch lange nicht. «Das Asset-Management ist zwar ein klares Wachstumsgeschäft, aber die Grösse ist ein extrem wichtiger Wettbewerbsfaktor, der auch laufend an Bedeutung gewinnt», sagt ein intimer Branchenkenner im Schweizer Markt. Bei der Credit Suisse geht die Entwicklung seit Jahren in die falsche Richtung. 2007 betrugen die vom Asset-Management verwalteten Vermögen noch knapp 600 Milliarden Franken, Ende 2020 waren es nurmehr 440 Milliarden Franken. «Wäre ich ein ausländischer Fondsanbieter, würde ich alles tun, die Chance zum Kauf der Credit-Suisse-Asset-Management-Sparte zu nutzen», sagt der Intimus.
Die Aussage erstaunt angesichts der schwachen Langfristperformance und der beiden kolossalen Debakel, mit denen sich die Bank innerhalb weniger Wochen zum Gespött der ganzen Branche gemacht hat. Doch das Geschäft der Schweizer Banken bleibt für ausländische Konkurrenten ein Objekt der Begierde. Das hat mit dem Umstand zu tun, dass die hiesigen Institute so viele Reiche und Ultrareiche aus aller Welt zu ihren Kunden zählen. «Der direkte Zugang zu einem global führenden Vermögensverwalter wie die Credit Suisse ist für jeden Asset-Manager äusserst attraktiv», erklärt der Insider.
Das Credit-Suisse-Asset-Management verkauft rund 45 Prozent der selbst entwickelten und verwalteten Fonds an gutbetuchte Vermögensverwaltungskunden im eigenen Konzern. Das ist ein extrem potenter und lukrativer Vertriebskanal, den sich ein Käufer mit geeigneten vertraglichen Abmachungen offenhalten kann. So ist auch der hohe Preis von rund vier Milliarden Franken zu erklären, den die Nachrichtenagenturen unter Bezug auf «Marktkreise» dem Fondshaus der Credit Suisse bereits zuschreiben.
«Einen solchen Betrag hätte ich selbst auch genannt», sagt der Schweizer Branchenfachmann mit langer Grossbankenerfahrung. «Ein richtig betriebenes Asset-Management bringt stabile Erträge und Wachstum – vorausgesetzt, man kommt mit dem ständigen Kostendruck zurecht.»
Genau das benötigt die Credit Suisse in der gegenwärtigen Krise dringender denn je. Trotzdem könnte sie sich gezwungen sehen, ein weiteres Stück ihres Tafelsilbers zu veräussern. Die Bank verfügt zwar immer noch über genügend Kapital, um weitermachen zu können, ohne die Aktionäre erneut zur Kasse zu bitten. Doch mit einem weiteren Unfall à la Archegos oder Greensill wäre eine Kapitalerhöhung wohl unumgänglich. Mit anderen Worten: Die Risikofähigkeit der Credit Suisse ist durch die beiden Pleiten so stark eingeschränkt, dass der Konzern das Wachstum drosseln muss. Das kann für die Aktionäre ebenso frustrierend werden wie der Zwang, weiteres Geld einzuschiessen. (aargauerzeitung.ch)
Es tauchen bei euch immer dubiosere Werbungen auf (siehe Bild im Anhang)