Schweiz
Wirtschaft

18'000 Franken pro Person: Bund zahlt mehr für Integration von Flüchtlingen

18'000 Franken pro Person: Bund zahlt mehr für Integration von Flüchtlingen

30.04.2018, 14:0030.04.2018, 15:08
Mehr «Schweiz»
ZUR FLUECHTLINGSREPORTAGE «GEFAEHRLICHE REISE» VON PABLO GIANINAZZI INKLUSIVE SDA-TEXT, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Mohamed Bambore from Burkina Faso is about to embark a ...
Bild: TIPRESS FOR KEYSTONE

Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene sollen rascher in den Arbeitsmarkt integriert werden. Der Bund und die Kantone haben Massnahmen beschlossen, um die Integration zu fördern. Der Bund zahlt künftig mehr.

Die Kantone kritisieren seit längerem, die Bundesgelder reichten nicht aus. Nun haben sich Bund und Kantone geeinigt. Gemeinsam mit Kantonsvertretern hat Justizministerin Simonetta Sommaruga am Montag eine Integrationsagenda vorgestellt.

Heute zahlt der Bund den Kantonen für jede Person mit Bleiberecht eine einmalige Integrationspauschale von 6000 Franken. Neu sind es 18'000 Franken. Das hat der Bundesrat beschlossen. Die Erhöhung führt beim Bund kurzfristig zu jährlichen Mehrausgaben von 132 Millionen Franken.

Langfristig Einsparungen

Längerfristig rechnen Bund und Kantone aber mit Einsparungen, weil Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene rascher in der Berufswelt Fuss fassen. Berechnungen zeigten, dass die öffentliche Hand pro eingesetzten Franken auf lange Sicht bis zu vier Franken einspare, schreibt der Bundesrat.

Entlastet werden soll vor allem die Sozialhilfe. Für diese sind grundsätzlich die Kantone zuständig. Der Bund vergütet ihnen aber im Asylbereich die Kosten – für vorläufig Aufgenommene während höchstens sieben Jahren und für Flüchtlinge während höchstens fünf Jahren.

Entlastung der Sozialhilfe

Durch die Erhöhung der Integrationspauschale sollen nicht nur die Kantone und Gemeinden, sondern auch der Bund weniger für Sozialhilfe zahlen müssen. Es sei davon auszugehen, dass die Erhöhung der Integrationspauschale durch den Bund um 12‘000 Franken zur Folge habe, dass beim Bund die Sozialhilfesubventionen um rund 6‘000 Franken pauschal gemindert würden, heisst es im Bericht der Koordinationsgruppe von Bund und Kantonen.

Die Berechnungen beruhen auf der Annahme, dass die Integration in den meisten Fällen gelingt: Bund und Kantone gehen davon aus, dass rund 70 Prozent aller Flüchtlinge und vorläufig aufgenommenen Personen im erwerbsfähigen Alter das Potenzial haben, sich nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren und längerfristig für sich und ihre Familien aufzukommen.

Rasch die Sprache lernen

Heute gibt es grosse Unterschiede zwischen den Kantonen. Die Integrationsagenda legt verbindliche Ziele fest, die durch einen für alle Kantone geltenden Integrationsprozess erreicht werden sollen. Dazu gehört, dass Personen mit Bleiberecht nach drei Jahren Grundkenntnisse einer Landessprache haben.

Der Integrationsprozess soll bereits kurz nach der Einreise einsetzen. Bei allen Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen im erwerbsfähigen Alter wird künftig das Potenzial abgeklärt. Eine Fachperson soll sie während des ganzen Integrationsprozesses begleiten und beraten.

Unbegleitete Minderjährige

Bund und Kantone haben sich auch auf ein System zur Abgeltung der Kosten für unbegleitete Minderjährige geeinigt. Sie kamen zum Schluss, dass die Kosten für Betreuung und Sozialhilfe pro minderjährige Person und Tag 100 Franken betragen. Davon übernimmt der Bund künftig 86 Franken.

Der Bundesrat beschloss, die Subventionen für die Kantone entsprechend zu erhöhen. Für das Jahr 2018 betragen die Zusatzkosten rund 30 Millionen Franken. Eine angemessene Unterbringung und Betreuung der unbegleiteten Minderjährigen sei eine wichtige Voraussetzung für deren Integration, hält der Bundesrat fest.

In einem nächsten Schritt wollen Bund und Kantone die Finanzierung der Unterbringung, Betreuung und Integration im Flüchtlings- und Asylbereich insgesamt überprüfen. Das soll in den nächsten zwei Jahren geschehen. Das Ziel ist es, das Finanzierungssystem zu vereinfachen, Bund und Kantone administrativ zu entlasten und verstärkt Integrationsanreize zu setzen. (sda)

Ein Happy End nach über 2 Jahren

Video: watson
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
58 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
DunkelMunkel
30.04.2018 15:12registriert November 2017
Der Staat sollte 18k pro Person in Schweizer investieren, die in Berufen arbeiten, die bald wegautomatisiert werden. Früher, wenn der Feldarbeiter den Job verloer, ging er in die Traktorfabrik und als das weitgehend automatisiert wurde, ging er ins Migros an die Kasse. Aber was kommt als nächstes? Software Entwickler? Eher nicht. Die Low-Skills Jobs werden weitgehend wegrationalisiert und es wird keinen Ersatz geben. Hier muss der Staat jetzt handeln.
13425
Melden
Zum Kommentar
avatar
Platon
30.04.2018 14:25registriert September 2016
Gut so! Allerdings ist es schon etwas scheinheilig von gewissen Kantonen in populistischer Manier zuerst alle integrativen Massnahmen zu streichen bzw. sie auf die Gemeinden abzuwälzen und danach zu meckern, dass das Geld für die Integration fehlt.
11544
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hugo Wottaupott
30.04.2018 16:10registriert Februar 2014
Sollte dieses Geld nicht von der verarmten schweizer Wirtschaft eingefordert werden, welche diese Ahnunglosen Menschen dann für 12.-- 14.-- oder gar 16.-- pro Stunde arbeiten lässt?
3814
Melden
Zum Kommentar
58
Handys, Laptops und Co. sollen reparierbar werden – EU beschliesst «Recht auf Reparatur»

Kühlschränke, Handys, Staubsauger - wenn solche Geräte kaputtgehen, muss der Hersteller sie unter Umständen künftig reparieren. Eine grosse Mehrheit der Europaabgeordneten stimmte in Strassburg für das sogenannte Recht auf Reparatur. Damit soll gewährleistet werden, dass bestimmte Produkte länger genutzt werden und weniger Müll produziert wird.

Zur Story