Das Schweizer Bahnnetz soll bis 2035 für 12,8 Milliarden ausgebaut werden.Bild: KEYSTONE
Einstimmig hat sich der Nationalrat am Dienstag für den Ausbau des Schienennetzes ausgesprochen. Im Vergleich zum Ständerat legte er noch eine Schippe drauf und bewilligte zwei zusätzliche Projekte für 69 Millionen Franken. Der Ständerat hatte den bundesrätlichen Vorschlag im März bereits um über 919 Millionen Franken aufgestockt. Hier findest du alle Änderungen und ein Überblick über sechs geplante Grossprojekte für die nächsten 15 Jahre.
04.06.2019, 11:3604.06.2019, 13:35
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Das wollte der Bundesrat und das haben Ständerat (pink) und Nationalrat (blau) hinzugefügt:
Vom Ständerat hinzugefügt
- Strecke Neuenburg–La Chaux-De-Fonds: Neubau anstatt Modernisierung
- Projektierung des Herzstücks in Basel
- Projektierung des Durchgangsbahnhofs Luzern
- Verlängerung der Strecke Aigle–Leysin bis zur Seilbahnstation
- Ausbau der Strecke Locarno–Intragna
- Doppelspurausbau in der Stadt Rorschach
Vom Nationalrat hinzugefügt:
- Bahnhof Thun Nord
- Bahnhof Winterthur-Grüze Nord
Ob die vom Nationalrat hinzugefügten Projekte in Winterthur und Thun tatsächlich ins Paket aufgenommen werden, muss nun der Ständerat entscheiden. Doch wohin soll der Rest der insgesamt 12,89 Milliarden Schweizer Franken fliessen? Unter anderem in diese sechs Grossprojekte:
Ausbau der Strecken Zürich, Winterthur, Stein am Rhein und im Tösstal
Kosten: 2390 Mio. Franken
Das teuerste Projekt betrifft die Verbindungen zwischen Zürich, Winterthur, Stein am Rhein und dem Tösstal. Jeden Tag verkehren zwischen Zürich und Winterthur 100’000 Personen. Das sind 550 Züge täglich. Ab 2019 wird die Doppelspurstrecke zwischen Effretikon und Winterthur vollständig ausgelastet sein, weil dann 670 Züge pro Tag fahren.
Wenn es nach dem Vorschlag des Bundes geht, wird der Bahnhof Winterthur von Zürich aus bald schneller und häufiger erreichbar sein.bild: keystone
Der Bau des Brüttener Tunnels soll laut Bund diesem Kapazitätsengpass entgegenwirken. Es würde eine durchgehend vierspurige Verbindung zwischen Zürich und Winterthur mit einer Kapazität von rund 900 Zügen pro Tag entstehen. Zudem wäre die S-Bahn durch den Tunnel schneller: Ganze sechs Minuten könnten eingespart werden.
Durch den Brüttener Tunnel soll auch die Ost- und Nordostschweiz profitieren über Verbindungen in den Korridoren Richtung St.Gallen und Konstanz. Die Fahrzeit zwischen Zürich und St.Gallen soll damit deutlich unter 60 Minuten sinken, so der Plan.
Ausbau der Strecke Luzern–Zug–Zürich
Kosten: 1630 Mio. Franken
Die Strecke zwischen Zürich und Baar (Kanton Zug) wurde auch schon als «eine der grössten Schwächen des Schweizer Schienennetzes» bezeichnet. Zwischen Horgen-Oberdorf (Kanton Zürich) und Baar werden die Züge, die von Zürich in Richtung Gotthard-Basistunnels fahren, immer noch durch einspurige, über hundert Jahre alte Tunnels geführt.
Dies soll sich nun ändern. Das grösste Projekt auf dieser Strecke ist eine Erweiterung des Basistunnels durch den Zimmerberg (ZBT II). Ein erster Teil wurde bereits zwischen Zürich und Thalwil gebaut. Die Fahrzeit auf diesem Abschnitt soll sich so um fünf Minuten verkürzen.
Konkret würde der Basistunnel II nach Baar massiv Kapazität schaffen. Zudem würden Verspätungen verhindert, weil Schnellzüge, die vom Gotthard her kommen, nicht mehr über Wohlen und den Heitersberg-Tunnel umgeleitet werden müssen.
Schnellzüge auf der Gotthardlinie sollen in Zukunft nicht mehr über Wohlen und den Heitersberg-Tunnel umgeleitet werden müssen. Bild: KEYSTONE
Ausbau der S-Bahn in Zürich:
Kosten: 1210 Mio. Franken
Der Bahnhof Zürich-Stadelhofen ist ein Nadelöhr. Darum soll ein viertes Gleis gebaut werden. Bild: KEYSTONE
Der Bahnhof Stadelhofen gelangt laut SBB bald an seine Kapazitätsgrenzen. Darum muss ein viertes Gleis her. Damit könnte die Leistungsfähigkeit des Bahnhofs um 50 Prozent gesteigert werden.
Weiter sind für das Zürcher S-Bahn-Netz gleich mehrere Verdichtungen geplant. So sollen neu folgende Strecken im Viertelstundentakt bedient werden:
- Zürich HB–Kloten
- Zürich HB–Regensdorf-Watt
- Zürich HB–Wipkingen–Zürich Flughafen
- Zürich HB–Wallisellen–Winterthur
- Zürich HB–Stadelhofen–Dübendorf–Uster
- Zürich HB–Meilen–Stäfa
- Winterthur–Seuzach
- Winterthur–Seen
Neue Verbindungen zum Halbstundentakt zwischen Zürich und Bülach sowie zwischen Zürich und Wetzikon kommen noch hinzu. Der Bundesrat und auch der Ständerat wollen damit die Kombination einer S-Bahn mit vielen Stopps und einer Express-S-Bahn noch verbessern. Das kostet Geld: 1,2 Milliarden Franken sind für den Ausbau des S-Bahn-Netzes eingeplant.
Der Bahnhof Oerlikon gilt in Zürich als einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte für die S-Bahnen, aber auch für interregionale Verbindungen und Güterzüge.Bild: KEYSTONE
Unterstützung für die Berner BLS
Kosten: 930 Mio. Franken
Der Lötschbergtunnel soll eine zweite Röhre erhalten. Bild: KEYSTONE
Der Bundesrat will die Berner Alpenbahn-Gesellschaft Bern–Lötschberg–Simplon (BLS) beim Bau im Lötschberg unterstützen. Die BLS betreibt ein 420 Kilometer grosses Bahnnetz, das von Neuchâtel über Bern – durch den Lötschbergtunnel – bis nach Brig reicht.
Diese Strecken sollen mit 930 Millionen Franken aufgerüstet werden. So soll der zweite Lötschbergbasistunnel fertig ausgebaut werden. Auch der Bahnhof Brig wird erweitert. Damit wird der Nord-Süd-Verkehr gefördert und die Verbindung zwischen Thun und Bern entlastet.
S-Bahn-Netz in Genf und der Jurasüdfuss
Kosten: 880 Mio. Franken
Der SBB-Bahnhof in Moutier am Jurasüdfuss.Bild: KEYSTONE
In der Westschweiz soll im Jurasüdfuss durch die Einführung von Doppelstockzügen die Kapazität erhöht werden. Da Doppelstockzüge im Vergleich zu den Neigezügen etwas langsamer sind, kommt es hier zu einer leichten Zunahme der Fahrzeit.
In der Region Genf soll das S-Bahn-Netz verdichtet werden. Damit begegne man den hohen Überlastungen auf den Abschnitten zwischen Genf, Lausanne und Yverdon-les-Bains. Neu sollen RE-Züge zwischen Genf und Lausanne im Viertelstundentakt fahren.
Ausbau Bahnhof Basel
Kosten: 356 Mio. Franken
Der teuerste Ausbau einer «Publikumsanlage» ist für den SBB-Bahnhof in Basel geplant. Für 356 Millionen Franken sollen hier neue Gleisquerungen und zusätzliche Perronabgänge gebaut sowie weitere Perronanpassungen vorgenommen werden.
Damit sollen in Basel Kapazitätsengpässe behoben sowie die Bahnanlage selbst barrierefreier und sicherer werden, schrieb der Bundesrat in seinem Bericht zum Ausbauschritt 2035.
Hinzu kommen nun neu auch noch 100 Millionen Franken für die Projektierung eines weiteren Milliardenprojektes: das Herzstück in Basel. Damit soll der Bahnhof Basel unterirdisch mit dem Badischen Bahnhof verbunden werden. Dies würde das Basler S-Bahn-Netz und den Fernverkehr entlasten.
Das Herzstück: So soll der Zugverkehr in und um Basel optimiert werden.Bild: zvg
Umgesetzt wird das Basler Herzstück wohl jedoch erst im Ausbauschritt 2050.
Bonus: Hier fahren die Züge in Zukunft häufiger
Eine Angebotsausweitung heisst vor allem eines: Die Züge fahren häufiger – konkret auf folgenden Strecken:
bild: watson/lea senn
Unter 10 Minuten
- Raum Bern (teils 7,5-Minuten-Takt)
- Raum Zürich (teils 7,5-Minuten-Takt)
- Basel SBB–Euroairport (geplante Neubaustrecke, 10-Minuten-Takt)
bild: watson/lea senn
Neuer Viertelstundentakt
- S-Bahn Zürich (Zürich HB–Kloten, Zürich HB–Regensdorf- Watt, Zürich HB–Wipkingen–Zürich Flughafen, Zürich HB– Wallisellen–Winterthur, Winterthur–Seuzach, Winterthur– Seen, Zürich HB–Stadelhofen–Dübendorf–Uster, Zürich HB–Stadelhofen–Zollikon–Meilen)
- Bern–Niederscherli (S-Bahn)
- Basel–Aesch (S-Bahn)
- Bern–Zürich (Fernverkehr)
- Zürich–Brugg AG (RE)
- Zürich–Winterthur–Frauenfeld (Fernverkehr)
- Solothurn–Flumenthal
- Frauenfeld–Wil
- Täsch–Zermatt
- Zürich–Zug (Fernverkehr)
- Basel Badischer Bahnhof–Lörrach
- Genf–La Plaine*
- Avry–Fribourg*
- Olten–Baden*
- Aarau–Zürich*
- Brugg–Zürich*
- Luzern–Zug–Zürich*
*Nachträglich im Oktober 2018 durch den Bundesrat hinzugefügt
bild: watson/lea senn
Neuer Halbstundentakt
- Basel–Biel (Fernverkehr)
- Basel–Aarau–Zürich (Fernverkehr)
- Lenzburg–Zofingen
- Bern–Frutigen (RE)
- Luzern–Engelberg/Brünig
- Zürich–Luzern (IR)
- Murten–Ins
- Weinfelden–Konstanz
- Schwanden-Linthal
- Basel–Schaffhausen–Singen
- Zürich–Lausanne, neu mit Doppelstock-Zügen für mehr Sitzplätze und Kapazität
Eine erste Version dieses Artikels erschien am 9. März 2019, nachdem der Ständerat über den Ausbau der Bahninfrastruktur entschieden hatte. Wir haben den Artikel nach dem nationalrätlichen Entscheid aktualisiert und erneut publiziert.
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Der Bedarf an Nachtzügen steigt
Video: srf
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