Schweiz
Winter

Bündner Spitäler sind voll – droht deswegen die Skigebiet-Schliessung?

Der Bündner Gesundheitsdirektor Peter Peyer (SP).
Der Bündner Gesundheitsdirektor Peter Peyer (SP).Bild: sda/montage watson

Flachland will keine Verunfallten übernehmen – jetzt droht die Skigebiet-Schliessung

Im Kanton Graubünden sind die Spitäler wegen Corona am Anschlag. Vertragen sie auch noch verunfallte Skitouristen? Der Bündner Gesundheitsdirektor ist sich nicht sicher.
15.12.2020, 02:1815.12.2020, 06:29
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Um was geht's?

Der Streit um die Skigebiete geht in die nächste Runde – zumindest im Kanton Graubünden. Weil die Spitäler im Bergkanton am Anschlag sind, hat dessen Gesundheitsdirektor Peter Peyer (SP) die Flachland-Kantone angefragt, ob sie Skitouristen aus ihrem Kanton aufnehmen könnten, falls diese sich schwer verletzen. Gegenüber dem Tagesanzeiger sagte Peyer:

«Wir haben mehrere Spitäler in den Herkunftskantonen unserer Touristen angefragt, ob sie für verunfallte Skitouristen Kapazitäten hätten. Doch die Antworten waren ernüchternd.»
Peter Peyer, Gesundheitsdirektor Graubünden

Zwar hat der Kanton Graubünden die Zahl der Intensivpflegeplätze bereits um rund 50 Prozent aufgestockt – in absoluten Zahlen derzeit 22 Plätze. Die freien Plätze schwanke von Tag zu Tag, sagt Peyer. Letzte Woche waren an einem Punkt beispielsweise nur noch zwei Plätze frei gewesen. Derzeit sind wieder deren zehn frei. Diese Unberechenbarkeit stellt den Kanton vor Probleme. Man könne ja nicht die Pisten öffnen und dann drei Tage später wieder schliessen.

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Ausserdem: Was aber passiert, wenn es zu ein paar schweren Skiunfällen oder einem Lawinenniedergang kommt?

Peter Peyer, Regierungsrat Kt. Graubuenden, auf dem Weg zu einem Austausch mit Bundesrat Alain Berset und der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), am Donnerstag, 20 ...
Der Bündner Gesundheitsdirektor Peter Peyer (SP).Bild: keystone

Was ist das Problem?

Hier kommt nun Gesundheitsminister Alain Berset ins Spiel. Gemäss Blick und «Tagi» brachte Peyer das Problem an der Krisensitzung am Montag zur Sprache. Beide Zeitungen berufen sich dabei auf Sitzungsteilnehmer. Demnach antwortete Berset, wenn die Spitäler überfüllt seien, müsse der Kanton die Skigebiete wieder schliessen.

Der Bundesrat hat nämlich festgelegt, dass die Skigebiete nur dann vom Kanton eine Bewilligung für die Anlagen erhalten, wenn es die epidemiologische Lage zulässt. In der Covid-19-Verordnung heisst es: Die Bewilligung wird nur dann erteilt, wenn in ihren Spitälern «hinreichende Kapazitäten für die Behandlung sowohl von an Covid-19 erkrankten Personen als auch von anderen Personen, namentlich solchen mit Sportverletzungen, zur Verfügung stehen.»

Peter Peyer will weder gegenüber «Blick» noch «Tagi» seine Aussagen in der Sitzung bestätigen: «Ich nehme keine Stellung zu Gerüchten über Aussagen, die ich in einer internen Sitzung gemacht haben soll.»

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Wie geht's jetzt weiter?

Ab dem 22. Dezember darf nur noch mit dieser speziellen Bewilligung des Kantons ein Skigebiet betrieben werden. Kann sie der Kanton Graubünden erfüllen?

Peyer kann diese Frage gegenüber dem «Tagesanzeiger» nicht beantworten: «Darüber muss der Gesamt-Regierungsrat entscheiden.» Dieser wird am Dienstag darüber beraten.

Peyer sagt aber: «Wenn wir nicht genügend Reserven in den Intensivstationen haben, müssen wir den Betrieb der Bergbahnen einschränken oder ganz einstellen.»

Wie sieht's in anderen Kantonen aus?

Im Kanton St.Gallen ist die Situation anscheinend ähnlich angespannt. In Kürze wird ein Entscheid über die Skigebiete erwartet, weiss der «Tagi». In der Zeitung heisst es, die Regierung sei «kurz vor dem Entscheid, ihren Skigebieten bis auf weiteres keine Bewilligung zu erteilen.»

Entspannter sehen es die Kantone Bern und Uri. Der Urner Gesundheitsdirektor Christian Arnold (SVP) sagt: «Stand jetzt, können unsere Skigebiete, allen voran Andermatt, geöffnet sein.»

In Bern ist die Ampel auf Orange, Yves Bichsel, Generalsekretär der Berner Gesundheitsdirektion sagt: «Das Bündner Problem stellt sich bei uns nicht in diesem Ausmass, weil es im Kanton Bern auch Spitäler im Flachland gibt, die vom Skisport nicht betroffen sind.»

Die Walliser Gesundheitsdirektion wollte die Fragen nicht beantworten.

(jaw)

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189 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DerRaucher
15.12.2020 03:50registriert Januar 2016
Es ist eine Schande für dieses Land, anders kann man es nicht sagen. Dass Skifahren überhaupt eine Diskussion in der aktuellen Zeit ist, ist ein Armutszeugnis sondergleichen. Ich habe durch Covid19 vor allem eines gelernt, wie Geldgeil die Wirtschaft und Verantwortlichen dieses Landes sind. Auch der Bundesrat harmlos wie eine Fliege. Während fast ganz Europa in den Lockdown geht, versucht man hier immer noch einen Mittelweg zwischen Wirtschaft und Massnahmen zu finden. Das angeblich beste Land versagt in dieser Pandemie unfassbar.
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Maya Eldorado
15.12.2020 02:55registriert Januar 2014
Da steht: Der Kanton Graubünden hat die Intensivpflegeplätze um 50% aufgestockt. Und woher haben sie dazu das Pflegepersonal und die Aerzte hergezaubert?
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Badener
15.12.2020 06:22registriert März 2017
Die Kantone geben in dieser Ausnahmesituation eine ganz schlechte Visitenkarte ab.

Zuerst wird NICHTS gegen die zweite Welle unternommen, dann schreit man nach Hilfe vom Bundesrat.

Jetzt haben die Bergkantone noch einen riesiges Powerplay für Ihre Skistationen aufgezogen, nur um eine Woche später zu realisieren, das dies medizinisch gar nicht geht.

Ein Trauerspiel der Kantone und eine indirekte Wahlempfehlung.
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