Klimatologe Stephan Bader von Meteoschweiz hat für watson die aktuellsten Wettermodelle analysiert:
Das Fazit:
Der Saisonausblick von Meteoschweiz zeigt: Die Periode von Februar bis April liegt eindeutig auf der milden Seite, dies laut Bader mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 bis 60 Prozent auf der Alpennordseite und mit über 70 Prozent auf der Alpensüdseite.
Dieser Winter ist gemäss Bader ein Vorgeschmack auf die Zukunft: Schneefall bis ins Flachland wird laut dem Klimatologen wegen der Klimaerwärmung immer seltener. Bis Mitte Jahrhundert werden sich die Tage mit einer Schneedecke im Flachland auf einen Viertel des heutigen Wertes reduzieren. «In Bern haben wir heute im Durchschnitt knapp 40 Tage mit einer Schneedecke. Um 2060 sind es dann im Durchschnitt noch etwa 10», so Bader.
Die Wetterschwankungen von Jahr zu Jahr sind gross, das wird wahrscheinlich auch in Zukunft so bleiben. Deshalb wird es auch mit zunehmender Winterwärme und immer höher steigender Nullgradgrenze Winter mit Schnee bis ins Flachland geben.
Pollenallergiker aufgepasst: Es sind bereits viele Pollen in der Luft. An sieben der bisher 44 Stationen fand der Blühbeginn noch nie so früh statt wie im aktuellen Jahr. In Rafz ZH etwa wurde seit Messbeginn 1952 noch nie eine so frühe Haselblüte beobachtet wie 2020.
An acht Stationen war es der zweitfrüheste und an zwölf Stationen der drittfrüheste Blühbeginn. Noch früher fand der Blühbeginn an vielen Stationen im Jahr 2016 statt.
Ob Krokus, Schneeglöcklein, Alpenveilchen oder gar Bärlauch: Im Botanischen Garten (Boga) der Universität Zürich spriesst es schon an allen Ecken und Enden. «So früh habe ich noch nie frisches Bärlauchpesto machen können», sagt Boga-Leiter Peter Enz zu watson. Und das heisst was, denn Enz arbeitet seit 27 Jahren im Boga Zürich.
Die Flora habe aktuell circa 3 Wochen Vorsprung auf die Marschtabelle. Was aber passiert mit den Pflanzen, wenn jetzt trotzdem nochmal richtig der Winter zurückschlägt? Einheimische Pflanzen könnten Frost und Schnee problemlos überleben. «Wenn Blüten kaputtgehen, produzieren sie zwar keine Samen. Können aber später noch Blüten und Blätter nachschieben», so Enz.
Anders sieht es bei Obst aus. Zwei bis drei Wochen mildes Wetter sei noch nötig, dann könnten frühe Zwetschgen- und Kirschbäume bereits blühen in geschützten Lagen. «Dann darf es aber keinen Frost mehr geben, sonst geht die ganze Ernte kaputt», erklärt Enz.
Für die kleinen Skilifte in den Voralpen ist der Winter ein totales Desaster. Null Betriebstage zählt etwa der Skilift Rüschegg im Berner Gantrisch.
«Wenn es in den nächsten Tagen nicht schneit, ist die Saison wohl gelaufen», sagt Manfred Baumann, VR-Präsident des Skilifts Rüschegg. Dieser ist mit 2,3 Kilometern einer der längsten Skilifte Europas. Er rechnet heuer mit einem Defizit von rund 50'000 Franken. «Wir haben zwar ein finanzielles Polster. Aber wiederholen sich solche schneelosen Winter, ist unsere Existenz gefährdet. Das schleckt keine Geiss weg.»
Er mache sich keine Illusionen: Wegen der Klimaerwärmung werde es immer weniger Schneetage geben. «Wir sind alles Idealisten und kämpfen weiter», so Baumann.
Ein Blick in die Höhle der Berner Bären zeigt: Die Mutze befinden sich trotz der milden Temperaturen weiterhin im Winterschlaf. «Es muss schon mehrere Wochen warm sein, dass Tiere frühzeitig aufwachen», sagt der Berner Tierparkdirektor Bernd Schilger.
Die Klimaerwärmung verändere aber langsam, aber sicher das Verhalten der Mutze. «Dieses Jahr sind die Bären erst im Januar in den Winterschlaf gegangen – so spät wie noch nie», so Schildger weiter.
Hobbygärtner sollten schon mal einen ersten Schritt in ihren Garten wagen. «Am Wochenende habe ich bereits gejätet, ist der effizienteste Zeitpunkt. Das Unkraut verteilt schon Samen», sagt Peter Enz vom botanischen Garten Zürich. Kann ich denn jetzt bereits Salat anpflanzen? «Anpflanzen nein, aber Nüsslisalat, Melde, Kerbel und Spinat säen in einem Frühbeet mit Abdeckung oder Vlies ist schon möglich», so Enz.
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Klimatologe müsste man sein. 😂🎲