Junge haben grün gewählt und die SVP hat ihre Wähler enttäuscht. Die wichtigsten Erkenntnisse der SRG-Wahltagsbefragung im Überblick.
Einige Parteien, darunter die SP, SVP und BDP, mussten herbe Verluste einstecken. Die Gründe sind vielseitig: Einerseits gab es Wähler, die mit der Politik der Parteien nicht mehr zufrieden waren.
Dies war vor allem bei den ehemaligen Wählenden der FDP und SVP der Fall. So gaben 46 Prozent bzw. 44 Prozent der Befragten an, dass sie von den beiden Parteien enttäuscht seien und deshalb gewechselt hätten.
bild: srg wahlbarometer/Screenshot
Bei SP und BDP ist nicht primär die Enttäuschung der ausschlaggebende Punkt für die nationalen Sitzverluste der Parteien. Besonders bei der SP stehen mit 43 Prozent weit häufiger veränderte Prioritäten im Vordergrund. Das könnte beispielsweise darauf hindeuten, dass viele treue SP-Wähler bei diesen Wahlen zwar weiterhin links wählten, ihre Prioritäten sich aber verstärkt auf Klimathemen fokussierten – und deshalb die Grünen zum Zug kamen.
Bestätigt wird diese Vermutung ebenfalls durch eine weitere Analyse: Die Studienteilnehmer mussten Gründe nennen, warum sie glauben, dass SVP, SP, FDP und BDP Wählerverluste einstecken mussten. Auf Platz eins der aufgeführten Gründe wird der allgemeine Bedeutungszuwachs des Klimathemas genannt.
Die Grünen haben klar von der Mobilisierung durch die Klimajugend profitiert. Bei den 18- bis 25-Jährigen ist die Umweltpartei klar die stärkste Kraft. Rund 21 Prozent legten die Grünen-Liste in die Urne. Auf dem zweiten Platz folgt die SVP (17 Prozent), gefolgt von den Grünliberalen (14 Prozent).
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Auch jene, die 2019 das erste Mal wählen durften, entschieden sich in der Mehrheit (21 Prozent) für die Grünen. 2015 war es noch die SVP, die auf Platz eins der Neuwählenden stand.
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Unterschiede bezüglich Wahlverhalten gibt es nicht nur beim Alter, sondern auch beim Geschlecht. Der Aufstieg der Grünen wurde auch durch die Frauen getragen. Während 11 Prozent der Männer grün gewählt haben, taten dies 15 Prozent der Frauen.
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Die Frauen wählten zudem häufiger die SP, während die Männer vermehrt auf die GLP setzten.
Bei den Wahlen vor vier Jahren, im Zenit der europäischen Flüchtlingskrise, stand das Thema Zuwanderung hoch im Kurs. In den Augen der Befragten haben sich die Herausforderungen, denen sich die Schweiz stellen muss, aber nun verändert. Das Klima schafft es auf Platz zwei mit 27 Prozent. Einen Prozentpunkt vor dem Klima liegen die Krankenkassen und die AHV. Zuwanderung und Ausländer-Themen rutschen auf den vierten Platz zurück.
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Betrachtet man die Antworten etwas genauer und splittet sie nach Alter auf, zeigt sich Interessantes: Für 45 Prozent der 18- bis 25-jährigen Wählenden war der Klimawandel relevant für den Wahlentscheid.
Diese Meinung sinkt jedoch mit dem Alter. Für Personen, die älter als 75 sind, war vielmehr die Beziehung zur EU ausschlaggebender Punkt, eine Partei zu wählen.
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Anders als bei der Tamedia-Umfrage wünscht sich die Mehrheit der Befragten einen Grünen- oder Grünliberalen-Bundesratssitz. 60 Prozent der Wählenden sind der Ansicht, dass ein Sitz nötig wäre. Interessant ist dabei besonders die Haltung der CVP-Wähler. 55 Prozent wünschen sich einen Bundesrat aus dem ökologischen Spektrum. Bei den FDP-Wählern sind es noch 48 Prozent.
Auch wenn die Klimaerwärmung klar die Wahlen dominierte, gibt es grössere Baustellen, die das neue Parlament in den Augen der Studienteilnehmer zuerst angehen sollte. Auf Platz eins mit 48-prozentiger «hoher» Zustimmung ist dies die erfolgreiche Reform der Altersvorsorge.
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Auf Platz zwei folgt der Wunsch nach Massnahmen zur Entlastung der hohen Krankenkassenprämien. Erst auf Platz drei kommt der Wunsch nach griffigen Gesetzen gegen den CO2-Ausstoss. Diese relativ tiefe Zahl mag erstaunen, zeigt jedoch, dass das Klimathema längst nicht bei der gesamten Wählerschaft dieselbe Bedeutung geniesst.
(ohe)