Schweiz
Waffen

Schlupfloch im neuen Gesetz: So kommt man ohne Bewilligung an halbautomatische Waffen

Selbst bei einem Ja zur Revision des Schweizer Waffengesetzes kann man weiterhin halbautomatische Waffen erwerben. (Symbolbild)
Selbst bei einem Ja zur Revision des Schweizer Waffengesetzes kann man weiterhin halbautomatische Waffen erwerben. (Symbolbild)Bild: shutterstock

Schlupfloch im neuen Gesetz: So kommt man ohne Bewilligung an halbautomatische Waffen

25.03.2019, 04:4625.03.2019, 05:01
Mehr «Schweiz»

Am 19. Mai wird über eine Revision des Schweizer Waffenrechts abgestimmt. Bundesrätin Karin Keller-Sutter fordert, dass die Waffenrichtlinien an das verschärfte EU-Recht angepasst werden. Aus ihrer Sicht gibt es nur geringfügige Änderungen: «Niemand wird entwaffnet.»

Luca Filippini, Praesident der IGS Interessengemeinschaft Schiessen Schweiz, gibt ein Interview bei der Einreichung der Unterschriften fuer das Referendum "Nein zum Entwaffnungsdiktat der EU&quot ...
Luca FilippiniBild: KEYSTONE

Anders sieht das die Interessengemeinschaft Schiessen Schweiz (IGS). Ihr Präsident Luca Filippini spricht bei einem Ja vom «Ende des Schiessens als Volkssport». Dann wäre der Besitz einer halbautomatischen Schusswaffe nur mit einer Ausnahmebewilligung gestattet. Wer nicht in einem Schützenverein angemeldet ist, muss zudem nach fünf und zehn Jahren nachweisen, dass die Waffe regelmässig zum Einsatz kommt.

Vom Schützen zum Sammler

Laut einem Bericht vom «Blick» gibt es aber ein gesetzliches Schlupfloch. Für Sammler sind die Hürden nämlich deutlich tiefer angesetzt. Weder müssten diese eine Mitgliedschaft noch den regelmässigen Gebrauch der Waffe nachweisen. Die neue Rechtsprechung sieht lediglich vor, dass auf Verlangen eine aktuelle Auflistung des Waffenarsenals vorgelegt werden muss.

Beim Erwerb einer halbautomatischen Waffe kann der Käufer selber entscheiden, ob er Sammler oder sportlicher Schiesser ist. Das geht aus dem von der Bundespolizei Fedpol vorgelegten Probeformular hervor. In anderen Worten: Eine Ausnahmebewilligung kann ganz einfach umgangen werden, indem man sich als Sammler ausgibt.

Schärferes Waffenrecht: Zwist unter Sportschützen

Video: srf/SDA SRF

Kritik auf beiden Seiten

Bei den Kantonen ist man besorgt. So auch Paul Winiker, Sicherheitsdirektor des Kanton Luzern: «Es besteht die Gefahr, dass der Begriff ‹Sammler› vermehrt als Erwerbsgrund angegeben wird, um den für Sportschützen erforderlichen Nachweis regelmässigen sportlichen Schiessens oder einer aktiven Mitgliedschaft in einem Schiessverein umgehen zu können.»

Für Werner Salzmann würde die Lücke nur zeigen, wie «unüberdacht und nutzlos das ganze Gesetz» sei. Er hat das Referendum gegen das neue Waffenrecht massgebend vorangetrieben.

Priska Seiler Graf, SP-ZH, spricht an der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 13. Dezember 2017 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Priska Seiler GrafBild: KEYSTONE

Kritisiert wird aber auch von den Befürwortern der Gesetzesanpassung. SP-Nationalrätin und Sicherheitspolitikerin Priska Seiler Graf bezeichnet das ganze als «Witz». Dies zeige, «dass die Bürgerlichen eine möglichst lasche Umsetzung der EU-Waffen-Richtlinie wollten», wie der «Blick» berichtet.

Bundesrat kann nachbessern

Auch wenn durch die neue Regelung keine Amokläufe verhindert werden können, fordert der Präsident der ständerätlichen Sicherheitskommission Josef Dittli, dass das Schweizer Waffenrecht an die neuen Richtlinien des Schengen-Dublin-Vertrags angepasst werden. Somit könne die «Zusammenarbeit mit der EU im Polizei- und Asylbereich» gewährleistet werden.

Josef Dittli, FDP-UR, spricht waehrend der Diskussion zum Auslaendergesetz und der Steuerung der Zuwanderung und Vollzugsverbesserungen bei den Freizuegigkeitsabkommen, an der Wintersession der Eidgen ...
Josef DittliBild: KEYSTONE

Bei der Definition von «Sammler» könne der Bundesrat nach der Abstimmung nachbessern, sagt Dittli weiter. Allerdings könnte der Bundesrat die Kontrolle von und die Anforderungen an Sammler auch den Kantonen überlassen. Das wäre bei einem Nein bei der bevorstehenden Abstimmung für aktive Schützen die beste Option. Dann gäbe es in liberalen Kantonen vermutlich viele Sammler von bewilligungspflichtigen Waffen. (vom)

In Neuseeland hat die Regierung auf das jüngste Attentat reagiert:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Polizei sammelt Waffen ein
1 / 10
Polizei sammelt Waffen ein
In mehreren Kantonen sammelte die Polizei am 11. November 2017 Waffen und Munition ein. (Bild: Kapo Zürich)
quelle: kapo zürich
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Neuseeland will halbautomatische Waffen verbannen
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
27 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Kong
25.03.2019 07:29registriert Juli 2017
Das entspricht in weiten Teilen der heutigen Regelung. In unserem Kanton prüft die KaPo ob man überhaupt Sammler ist oder nicht. Es ist ein Mix aus Anzahl, Thema, Leumund etc, ausserdem ist man i.d.R. Mitglied in einem Sammlerverein. Testbesuche bei entsprechenden Sonderbewilligungen gehören dazu. Periodische Überprüfungen auch. Wie immer keine 100% Sicherheit, aber die gibts nie. Lieber legal und registriert als illegal und unter der Hand. Dafür liberal im Material.
6211
Melden
Zum Kommentar
avatar
The Destiny // Team Telegram
25.03.2019 07:08registriert Mai 2014
"Auch wenn durch die neue Regelung keine Amokläufe verhindert werden können, fordert der Präsident der ständerätlichen Sicherheitskommission Josef Dittli, dass das Schweizer Waffenrecht an die neuen Richtlinien des Schengen-Dublin-Vertrags angepasst werden."

Also bitte, die Richtlinien werden angepasst weil man Terrorismus verhindern möchte (was nicht möglich ist mit diesem Gesetz) und auch das Risiko für Amokläufe kann nicht verringert werden wie der gute selbst zugibt.

Das ganze ist reiner Aktionismus der französischen Regierung.
519
Melden
Zum Kommentar
avatar
DonTuttifrutti
25.03.2019 06:35registriert Mai 2016
Werner Salzmann bringts auf den Punkt! Wenn jetzt schon Lücken im Gesetz festgestellt werden, kann man sehen wie super durchdacht das ganze ist! Dann bin ich eben kein Sportschütze und Jäger mehr, sondern Sammler.. passt scho, bin da nichts so voreingenommen.. trotzdem gibt's ein fettes Nein zu däm Seich aus Brüssel.. ich behalte lieber meine Rechte als gesetzestreuer CH Bürger.. ✌️
141101
Melden
Zum Kommentar
27
Das grosse Warten auf die Explosion: Die längsten und die kürzesten Böögg-Jahre
Heute ist es wieder so weit: In Zürich wird gewartet, bis der Böögg explodiert. Doch ab wann kann das Warten eigentlich als vergleichsweise «lange» eingestuft werden? Und was war die kürzeste Zeitdauer, bis es geschah? Hier findest du die Zahlen auf einen Blick.

Im letzten Jahr gab es am Sechseläutenplatz wieder einmal einen neuen Rekord: Der Böögg brauchte sagenhafte 57 Minuten, bis er explodierte. Länger benötigte er seit der lückenlosen Datenerfassung ab 1965 noch nie. Diese Jahre folgen auf den Plätzen zwei bis fünf:

Zur Story