Velodiebstähle sind in der Schweiz an der Tagesordnung. Rund 40'000 Fälle werden jährlich gemeldet, das sind schweizweit mehr als 100 Diebstähle pro Tag. In urbanen Gebieten werden fast doppelt so viele geklaut wie auf dem Land. Besonders beliebt sind Fahrräder, die in Bahnhofsnähe abgestellt wurden.
Laut einer Studie der Basler Versicherung von 2015 werden sehr viele Fahrräder in Bahnhofsnähe entwendet. Man könnte also vermuten, dass sichere Abstellplätze an Bahnhöfen das beste Mittel wären, um die Anzahl Velodiebstähle nachhaltig zu senken. Davon gibt es in der Schweiz laut velostation.ch 47, die meisten davon in Bahnhofsnähe.
Ein Vergleich der Häufigkeitszahlen (Velodiebstähle auf 1000 Einwohner) von Velodiebstählen aus der Kriminalstatistik mit der Einführung solcher Velostationen zeigt: Nur selten führen sie zu weniger Fallzahlen. Nur in den Städten Bern, Thun und St. Gallen zeigen sich positive Ergebnisse.
In den Städten Winterthur, Lausanne und Zürich veränderten sich die Häufigkeitszahlen von Velodiebstählen kaum. Dies obwohl zum Beispiel in Zürich in den letzten Jahren sogar mehrere Velostationen an Bahnhöfen installiert wurden. In Basel und Luzern stiegen die Anzahl Fälle sogar kurzzeitig an.
Warum zeigen sich also keine klaren positiven Effekte? «Viele Velos werden weiterhin von Privatgrundstücken oder auf anderen öffentliche Plätzen geklaut, als an Bahnhöfen», sagt Daniel Bachofner, Leiter für Verkehrssicherheit bei Pro Velo Schweiz, zu watson.
Velostationen dienen in erster Linie der optimierten Platznutzung und dem Bild eines aufgeräumten Platzes vor dem Bahnhof. Die erhöhte Sicherheit ist nur ein Nebenprodukt. «Die Hemmung in einer Velostation etwas zu klauen, ist grösser, als an einem schlecht beleuchteten Platz», so Bachofner weiter.
Doch warum sind die Diebstahlzahlen in Basel höher als in anderen Schweizer Städten? Dies könnte auch mit organisierten Diebstählen zusammenhängen. «Wegen seiner Grenznähe ist die Stadt Basel ein ideales Ziel für einen organisierten Raub von mehreren Fahrrädern», sagt Bachofner.
Was tatsächlich zu weniger Velodiebstählen führen könnte, wären laut Bachofner mehr Anbindemöglichkeiten: «Es braucht nicht unbedingt ein Regendach, es braucht mehr einfache Abstellplätze mit guten Anbindepfosten auf öffentlichen Plätzen. Velostationen sind teuer und sollen dort realisiert werden, wo andere Nutzergruppen ebenfalls Anspruch auf den knappen Platz stellen.»
Manche verlangen auch, dass die bewachten Velostationen den Fahrradfahrern gratis zur Vefügung gestellt werden sollen. Zum Beispiel fordern SP und Grüne in Luzern, dass die Velostation am Bahnhof künftig ihre Abstellplätze gratis anbieten soll. So würden die sicheren Abstellplätze reger genutzt werden, finden die beiden Parteien.
Dass die Städte gratis Velostationen an ihren Bahnhöfen anbieten sollen, findet Bachofner nicht nötig und nicht richtig: «Mobilität soll etwas kosten. Zudem wären Gratis-Angebote mit hohem Komfort nur für Velofahrende politisch nicht mehrheitsfähig.»