Christliche Abtreibungsgegner haben sich am Samstag in Zürich-West versammelt. Abtreibungsbefürworter nahmen an Gegendemonstrationen teil, es kam zu Störaktionen und Ausschreitungen. Die Polizei reagierte mit Wasserwerfern und Gummischrot.
Zwei Polizisten wurden durch Wurfgegenstände verletzt, aber nicht gravierend. Ein Polizeifahrzeug wurde massiv beschädigt, wie die Stadtpolizei Zürich mitteilte. Sie kontrollierte 175 Personen. Ein 30-jähriger Mann wurde wegen Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte festgenommen.
Die Juso verurteilte am Tag nach der Gegendemonstration in einer Mitteilung die «Repression», die von der Polizei ausgegangen sei. Man sei enttäuscht, «dass die Polizei auf eine legitime Protestaktion mit so heftigen Mitteln reagierte.»
Vor allem auf der Josefswiese, wo sich zahlreiche Gegendemonstranten versammelten sei es seitens der Polizei «zu einem völlig unverhältnismässigem Gewalteinsatz gekommen.» Es sei Tränengas und Gummischrot eingesetzt worden, während nebenan Familien mit Kindern den Nachmittag im Park verbrachten.
Auf der Josefswiese sei nach seinem Wissensstand durch Polizisten kein Tränengas eingesetzt worden, sagte Stadtpolizei-Sprecher Marco Cortesi in einem Interview. Entsprechende Vorwürfe waren gegenüber Journalisten geäussert worden. Angeblich gehörten Familien zu den Leidtragenden.
Eine Augenzeugin schildert, sie habe selber beobachtet, wie oben auf den Viaduktbögen über dem Restaurant Markthalle Polizisten gestanden seien, die «von Hand Tränengas-Kartuschen runtergeschmissen» hätten. Auf Kopfhöhe seien diese Wurfgeschosse dann «explodiert».
Bei der Geroldsrampe sei Tränengas eingesetzt worden, sagte der Medienchef der Stadtpolizei. Dies nachdem Beamte «massiv mit Gegenständen beworfen» worden seien.
Unsere Einsatzkräfte vor Ort melden, dass im unbewilligten Demonstrationszug Kinderwagen mitgeführt werden, die mit Wurfgegenständen gefüllt sind. ^mo
— Stadtpolizei Zürich (@StadtpolizeiZH) September 14, 2019
Bei Personenkontrollen wurden Gegenstände sichergestellt, die auf eine beabsichtigte Störung des bewilligten #MarschfürsLäbe hindeuten.
— Stadtpolizei Zürich (@StadtpolizeiZH) September 14, 2019
Für #prochoice verweisen wir auf die bewilligte Demo ab #Helvetiaplatz. Alle sollen ihre Kundgebungsfreiheit friedlich wahrnehmen können. ^je
Um die unbewilligte Demonstration zu stoppen und ein aufeinandertreffen dieser mit dem «Marsch fürs Läbe» zu verhindern, setzte die Polizei Gummischrot und Reizstoff ein.
Die Polizisten wurden an verschiedensten Orten mit Wurfgegenständen, wie Flaschen, Steinen usw. beworfen, und mehrere kleinere Gruppierungen versuchten an den Polizeisperren vorbeizukommen.
Gleichzeitig zündeten unbekannte an mehreren Orten Container an und blockierten einzelne Strassenzüge mit Baustellenmaterial. Die Feuerwehrleute von Schutz & Rettung Zürich wurden bei den Löscharbeiten teilweise angegriffen und behindert.
Vermummte Personen aus dem unbewilligten Demonstrationszug sind auf der Limmatstrasse und haben diese mit Containern und Baustellenmaterial blockiert. An verschiedenen Orten brennen Container. ^je
— Stadtpolizei Zürich (@StadtpolizeiZH) September 14, 2019
Ab 14 Uhr protestierten christlich-konservative Kreise in der Stadt Zürich gegen Abtreibungen. Mit dem «Marsch fürs Läbe» wollten die Organisatoren gemäss eigenen Angaben «ein gemeinsames Zeichen für das Leben setzen». Gegen die Kundgebung, die laut Facebook-Seite auf dem Turbinenplatz startete, formierte sich am frühen Nachmittag Widerstand.
Kurz vor 14 Uhr versammelten sich auf der Josefswiese mehrere hundert Personen, um einen unbewilligten Gegendemonstrationsumzug zu starten. Die Polizei trat mit Dialogteams an beiden Orten auf, um mit den Teilnehmenden in Kontakt zu treten.
Schon vor dem Start der Kundgebung seien bei Personenkontrollen in der Innenstadt Gegenstände sichergestellt worden, «die auf eine beabsichtigte Störung» des Marsches hindeuten würden, teilt die Stadtpolizei via Twitter mit.
Die Polizei stoppte den bewilligten «Marsch fürs Läbe» aus Sicherheitsgründen, um ein Aufeinandertreffen mit zum Teil vermummten Gegendemonstranten zu verhindern. Der bewilligte Umzug konnte gegen 15.45 wieder gestartet und auf einer verkürzten Route kurz nach 16.30 Uhr ohne weitere Zwischenfälle zu Ende geführt werden.
Um zirka 16.45 Uhr stoppte die Stadtpolizei Zürich weit über hundert Personen im Kreis 5, die mutmasslich an der unbewilligten Demonstration teilgenommen hatten. Diese Personen wurden kontrolliert.
Auf dem Helvetiaplatz startete am Samstagnachmittag um ca. 15 Uhr eine bewilligte Gegendemonstration, organisiert von der Juso, unter dem Motto «prochoice».
Die Kundgebung begann friedlich, wie die Stadtpolizei via Twitter mitteilte. Die Teilnehmer seien eine knappe Stunde später auf den Helvetiaplatz zurückgekehrt.
Laut Juso hätten rund 500 Teilnehmer an der bewilligten Gegendemo teilgenommen.
Ab #Helvetiaplatz hat sich der bewilligte Demonstrationszug mit mehreren hundert Personen in friedlicher Stimmung in Bewegung gesetzt. ^mo
— Stadtpolizei Zürich (@StadtpolizeiZH) September 14, 2019
Gegendemo der JUSO zum "Marsch für's Läbe". Reaktionäres, gottloses, fundamentalistisches und menschenfeindliches Gedankengut darf nicht unwidersprochen verbreitet werden! #MarschFuersLaebe #Jusos #Zuerich pic.twitter.com/u19uLFXa5Q
— PlanetVienna (@PlanetVienna) September 14, 2019
Und auch beim Puls 5 versammelten sich am frühen Samstagnachmittag Leute zum friedlichen Protest.
1) Heute ist in ZH der „Marsch fürs Läbe“ - eine Demo v. Menschen, die Grundrechte infragestellen (Abtreibung, LGBTIQ-Rechte u. mehr) Lasst uns laut sein!
— Franziska Schutzbach (@f_schutzbach) September 14, 2019
12.45 Josefwiese (organisiert u.a. vom FrauenstreikKollektiv Zürich)
oder
14 Uhr Helvetiaplatz (organisiert von der Juso
#Zürich: Die Gegendemo gegen den sog. Marsch fürs Leben sammelt sich! Bereits sind hunderte Aktivist*innen im Quartier und machen klar, dass rechte Fundi-Hetze der Abtreibungsgegner nicht geduldet wird.#amarschfuerslaebe pic.twitter.com/jekYDJUaGp
— sozialismus.ch (@sozialismus_ch) September 14, 2019
Wegen der Demonstrationen in der Innenstadt kam es zu Verkehrsbehinderungen, wie via Twitter mitgeteilt wurde.
Diverse Tram- und Buslinien: Umleitungen und Unregelmässigkeiten in der Zürcher Innenstadt https://t.co/7CAybEvz4C
— ZVV-Contact (@zvv_contact) September 14, 2019
(cma/dsc/sda)
Egal für was man kämpft oder demonstriert.
Das isch einfach nur bireweich.