Am Donnerstagabend ist erneut eine Unwetterfront über Teile der Schweiz gezogen. Wieder traf es insbesondere Gebiete im Kanton Bern. Lokal fielen laut Meteoschweiz teilweise über 70 Millimeter Regen.
Das Hauptniederschlagsgebiet des Donnerstags erstreckte sich von Interlaken (40 Millimeter) über das Emmental und das Oberaargau bis nach Aarau (51 Millimeter).
Es #regnet und regnet... 🌧️Unter den Tagessummen (Stand 20:30 Uhr) ist #Huttwil Spitzenreiter mit über 70 mm - für diese Station ein Wert, welcher in die Top Ten seit Messbeginn rutscht! In mehreren Regionen liegen die Monatssummen bereits deutlich über den Klimanormwerten. (gz) pic.twitter.com/3IlGPyPZlp
— MeteoNews (@MeteoNewsAG) June 24, 2021
Gemessen wurden diese Werte in Huttwil BE und Affoltern im Emmental BE, wie Meteoschweiz auf Twitter schrieb. Der Bahnverkehr zwischen Burgdorf und Wynigen und Burgdorf und Herzogenbuchsee auf der Linie Bern-Olten war laut Bahninformationsdienst ab 19 Uhr wegen Unwetterschäden auf unbestimmte Zeit unterbrochen.
Bilder zeigen überschwemmte Gärten in Seftigen BE im Gürbetal, überflutete Wiesen und Strassen in Sumiswald BE im Emmental, Hasle bei Burgdorf BE und in Reiden LU.
Die Berner Kantonspolizei erhielt zwischen Donnerstag, 15 Uhr, und Mitternacht rund 250 Unwettermeldungen. Wie sie auf Twitter schrieb, gingen die Schadenmeldungen zwischen 17.30 Uhr und 20 Uhr im Minutentakt ein.
Gestern gingen zwischen 15 Uhr und Mitternacht rund 250 🌧-Meldungen ein – zwischen 17.30 und 20 Uhr wiederum im Minutentakt. Vor allem aus dem Emmental, Berner Oberland und Oberaargau wurden Wassereinbrüche, Überschwemmungen und verschüttete Strassen gemeldet.
— Kantonspolizei Bern (@PoliceBern) June 25, 2021
Vor allem aus dem Emmental, dem Berner Oberland und dem Oberaargau erhielt sie Meldungen zu Wassereinbrüchen, Überschwemmungen und verschütteten Strassen.Wie es bei der Medienstelle der Kantonspolizei auf Anfrage hiess, hat diese keine Kenntnis von verletzten Personen.
Bereits am Donnerstagnachmittag sorgten zwei Erdrutsche am Thuner- und Brienzersee für Einschränkungen im Bahnverkehr. Wann der Verkehr wieder normal rollt, war am Abend noch nicht bekannt.
Unter Wasser stand auch die Unterführung im Bahnhof Aarau.
Mehrere watson-User haben uns Bilder vom gefluteten Bahnhof in Aarau zukommen lassen. Die Unterführung musste gesperrt werden, die Züge konnten allerdings weiterfahren. Ärgerlich sei es aber für die Ladenbesitzer in der Unterführung, sagt eine Augenzeugin gegenüber watson. Deren Läden seien ebenfalls unter Wasser.
Am Freitagmorgen war das Wasser im Bahnhof grösstenteils wieder abgeflossen. Viel Schlamm und Dreck blieb jedoch zurück.
Ausserdem schwillt die Aare bei Bern bedrohlich an: 410 Kubikmeter Wasser fliessen pro Sekunde die Aare runter. Die Schadensgrenze für die Berner Quartiere liegt bei ebendiesen 410m3/s, andere Quellen sprechen von 380m3/s. «An einigen Stellen schwappt das Wasser schon fast über das Ufer über», berichtet watson-Reporter Adrian Müller. Gegen 21.30 Uhr sei in der Matte der Wasseralarm ertönt.
Die Aare in Bern schwillt bedrohlich an. Bereits 390 m3/s.😵💫 @watson_news pic.twitter.com/Yuat3h9RHA
— Adrian Müller (@mueller_adrian) June 24, 2021
Die Strasse zwischen Interlaken und Brienz wird in Niederried bei Interlaken wohl erst am Samstagabend wieder für den Verkehr geöffnet. Wieder befahrbar ist seit Freitagmorgen hingegen die Kantonsstrasse zwischen Burgdorf und Heimiswil, wie der TCS-Internetseite zu entnehmen war.
In Niederried bei Interlaken ging während der Gewitter vom Donnerstagabend ein Murgang mit rund tausend Kubikmeter Material nieder, wie die kantonale Bau- und Verkehrsdirektion am Freitag mitteilte. Dieser Murgang im Talachergraben verschüttete sowohl die Kantonsstrasse als auch die Linie der Zentralbahn.
Beide sind seither unterbrochen und Räumungsarbeiten laufen. Doch nehmen sie noch einige Zeit in Anspruch, wie die genannte Direktion schreibt.
Auch in Därligen ging ein Murgang nieder und blockiert seit Donnerstag die Ortsdurchfahrt. Der Verkehr inklusive Veloverkehr werde aktuell über die Nationalstrasse umgeleitet, heisst es. Der Kanton Bern ruft die Verkehrsteilnehmer zu grosser Vorsicht auf. Die Strasse in Därligen wird voraussichtlich am Nachmittag wieder befahrbar sein.
In den vergangenen drei Tagen sind gemäss einer auf Twitter publizierten Aufstellung von Meteonews in einzelnen Messstationen über 100 Millimeter Niederschlag gefallen. Die Spitze der Rangliste zieren Thierachern BE mit 108 Millimetern, Aarau AG mit 106 Millimetern und Gösgen SO mit 100 Millimetern.
Eindrücklicher Vergleich: Im Juni 2021 gab es bis jetzt in der #Schweiz bereits 176'465 #Blitzentladungen und somit fast fünfmal mehr als im Juni 2020. Z.B. im Kanton #Bern erhellte sich der Himmel sogar über 10-mal so oft wie im letzten Juni. https://t.co/2lv0pkxXAz (ss) pic.twitter.com/TivpoQnVx7
— MeteoNews (@MeteoNewsAG) June 25, 2021
Der Tagesspitzenreiter war bis am Donnerstagabend um 20.30 Uhr Huttwil BE mit über 70 Millimetern. Dies ist laut Meteonews ein Wert, der die Messstation in die Top Ten seit Messbeginn bringt. In mehreren Regionen lägen die Monatssummen bereits «deutlich über den Klimanormwerten».
In der Nacht auf Freitag wurde eine langsame Wetterberuhigung erwartet. Für das Wochenende ist eine Verschnaufpause angesagt mit wieder sommerlichen Temperaturen. Ab Montag droht aber bereits die nächste Südwestlage. (jaw/aeg/sda)
Danke an die vielen Arbeiterinnen und Arbeiter, welche so schnell reagiert haben!
Bei einem normalen Sommer- Hitze- Gletscherschmelze- Durchfluss von 280 Kubikmeter sind das fast 50% mehr! 😱