«Das hat mit Wissenschaft nichts zu tun, sondern mit Betrug.» «Ein nie nachgewiesenes Virus.» «Stopp den schädlichen, erniedrigenden Masken»: Es sind deutliche Worte, die Gianmarco Sala wählt, als er am vergangenen Samstag auf dem Hauptplatz in Schwyz auf einer Bühne eine Rede hält. Und sie widersprechen den Erkenntnissen, die eine überwältigende Mehrheit der Wissenschafter und Mediziner teilen.
Den Worten Salas lauschen einige hundert Demonstranten. Sie sind einem Aufruf des «Aktionsbündnis Urkantone für eine vernünftige Corona-Politik» für eine Kundgebung «für Meinungsfreiheit und Grundrechte und gegen die Corona-Willkür» gefolgt.
Brisant am Auftritt von Gianmarco Sala: Er ist Hausarzt mit Praxis in Altdorf UR. Im Vorfeld der Kundgebung hatte die Urner Gesundheitsdirektion gegenüber der «Luzerner Zeitung» klargestellt, dass Sala «als Arztperson mit kantonaler Berufsausübungsbewilligung gewissen Berufspflichten unterliegt.» Als Aufsichtsbehörde stehe man diesbezüglich mit Sala in Kontakt. Der Kanton Uri wolle eine wahrheitsgetreue und faktenbasierte Kommunikation im Rahmen der Bekämpfung der Coronapandemie. Sala würde schriftlich aufgefordert, «bei seinen Meinungsäusserungen zu diesem Thema per sofort den Beisatz Arztperson zu unterlassen».
Auf der Kundgebung vom Samstag in Schwyz wurde er dennoch als Arzt vorgestellt. Die Urner Gesundheitsdirektion hält am Montag dennoch daran fest, was letzte Woche kommuniziert worden ist. Sanktionen sind keine vorgesehen.
Demgegenüber wird sich der Vorstand der Urner Ärztegesellschaft bei ihrer nächsten Sitzung dem Thema annehmen, wie Präsidentin Andrea Müller Reid auf Anfrage mitteilt. Sala selber wollte sich am Montag aus Zeitgründen nicht äussern.
Der Altorfer ist nicht der einzige Mediziner, der wegen öffentlichen Äusserungen zum Coronavirus in den Fokus der Behörden geraten ist. So hat etwa die Luzerner Gesundheitsdirektion Massnahmen gegen den Hausarzt Andreas Heisler aus Ebikon LU ergriffen. Er steht im Verdacht, Maskenpflicht-Dispense ohne vorherige medizinische Untersuchung der Patienten ausgestellt zu haben. Auch Heisler trat schon mehrfach an Demos von Coronaskeptikern auf.
Ende Jahr verbreitete er die Nachricht, wonach ein 91-jähriger Bewohner eines Altersheims fünf Tage nach einer Corona-Impfung verstorben war. Die Heilmittelbehörde Swissmedic stellte noch am selben Tag klar, dass ein Zusammenhang zwischen dem Tod und der Covid-19 Impfung aufgrund der Krankengeschichte und des Krankheitsverlaufs «höchst unwahrscheinlich» sei. Das Altersheim hat die Zusammenarbeit mit Heisler per Ende Jahr beendet.
Die St. Galler Gesundheitsdirektion enthob den Wattwiler Arzt Rainer Schlegel im letzten August seiner Funktion als Amtsarzt, weil er die Verfasserin eines Artikels über seine coronaskeptischen Facebook-Posts als «Goebbels' Mädchen» bezeichnet hatte. Weil Schlegel bei der Amtsenthebung das rechtliche Gehör verweigert wurde, machte das St. Galler Verwaltungsgericht den Behördenentscheid jedoch wieder rückgängig.
Beim Berufsverband der Ärzte FMH ist man wenig erfreut über solche Schlagzeilen. «Ärztinnen und Ärzte unterliegen einer beruflichen Sorgfaltspflicht», sagt Sprecherin Charlotte Schweizer. Ihre Meinungsfreiheit ende dort, wo diese Sorgfaltspflicht verletzt werde.
«Wir wünschen uns, dass die kantonalen Gesundheitsdirektionen als Aufsichtsorgane Hinweisen auf eine Verletzung der Sorgfaltspflicht rigoros nachgehen.» Die FMH habe sich beispielsweise schon mehrfach deutlich dafür ausgesprochen, dass Dispense von der Maskenpflicht oder Arbeitsunfähigkeitszeugnisse nur nach vorgängiger telemedizinischer oder persönlicher Konsultation ausgestellt werden sollten.
Auftritte wie jener in Schwyz seien nicht repräsentativ für die Ärzteschaft. Eine überwältigende Mehrheit der FMH-Mitglieder trage die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus mit. «Es ist aber leider so, dass eine verschwindend kleine Minderheit mit anderen Ansichten diese sehr lautstark vertritt», so Schweizer. (bzbasel.ch)
Bei seinerseits nie nachgewiesener Fachkompetenz?
Bei Anatomie kommen die meisten Medizinstudenten durch fleißiges Auswendiglernen noch gut mit.
Bei Biochemie und Immunologie kann ein Teil dann dem Stoff nicht mehr wirklich folgen.
Wenn der Notendurchschnitt dann am Schluss doch knapp reicht, wird man halt doch „Arzt“.
Solange in der Praxis nur Schnittwunden versorgt und Medikamente verkauft werden, fällt das fehlende Verständnis für grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse nicht auf.