Schweiz
Ständerat

Schwyzer SVP-Politiker Alex Kuprecht ist neuer Ständeratspräsident

Schwyzer SVP-Politiker Alex Kuprecht ist neuer Ständeratspräsident

30.11.2020, 16:5130.11.2020, 16:55
Mehr «Schweiz»
Der Schwyzer SVP-St
Alex KuprechtBild: sda

Alex Kuprecht ist am Montag zum neuen Ständeratspräsidenten gewählt worden. Der Schwyzer SVP-Politiker krönt damit seine 17-jährige Tätigkeit in der kleinen Kammer. Er möchte, dass der Ständerat seinem Ruf als Chambre de Réflexion wieder mehr gerecht wird.

Mit Kuprecht übernimmt ein altgedienter Politiker die Ratsglocke. Das Ständeratsmandat sei ein besonderes Privileg, erklärte der 62-Jährige gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dank der Wahl im Majorzsystem geniesse man das Vertrauen weit über die eigenen Parteigrenzen hinaus.

Der Amtsälteste ist der 2003 erstmals in die kleine Kammer gewählte Kuprecht aber nicht: Der Schaffhauser Ständerat Hannes Germann (SVP) vertritt seinen Kanton noch etwas länger im Bundeshaus.

Ständeräte hätten oft ein besonderes politisches Profil, erklärte Kuprecht. Sie zeichneten sich durch Konsensfähigkeit und Pragmatismus aus und durch den Willen, einander zuzuhören. Für eine tragbare Mehrheitslösung werde im Ständerat auch von der parteipolitischen Position abgekehrt.

Ständeratskultur pflegen

Diese besondere parlamentarische Kultur des Ständerats ist laut Kuprecht seit den eidgenössischen Wahlen 2019 etwas verloren gegangen. Dazu habe auch die Corona-Pandemie beigetragen, sagte er. Die Parteipolitik überwiege derzeit bei einigen Mitgliedern.

Der Schwyzer will in seinem Präsidialjahr den Traditionen des Ständerats wieder mehr Gewicht verleihen und diesbezüglich namentlich mit amtsjüngeren Ratsmitgliedern das Gespräch suchen. Föderalismus, Miliz und Bürgernähe sind weitere Schwerpunkte seines Amtsjahres.

Kuprecht widmete sich im Ständerat vor allem der Sicherheitspolitik und - als diplomierter Versicherungsfachmann, der auch im Sold einer Versicherung steht - den Sozialversicherungen. Er präsidierte auch die beiden entsprechenden Fachkommissionen.

2012 wurde Kuprecht zum Vizepräsidenten der SVP-Fraktion gewählt. Er verzichtete dann aber auf das Amt und überliess dieses der Zürcherin Natalie Rickli, die nicht genügend Stimmen erhalten hatte. 2017 präsidierte er die Geschäftsprüfungsdelegation.

Im Hintergrund

Er habe oft die Fäden im Hintergrund gezogen, beschrieb Kuprecht seine Art des Politisierens. «Man sollte auch die Fähigkeit haben, einen guten Aufbau zu spielen und das Toreschiessen den anderen zu überlassen.»

Als Kuprecht 2019 zum fünften Mal für den Ständerat kandidierte, begründete er dies ausdrücklich mit der Aussicht auf das Präsidium, das für ihn und seinen Kanton eine Ehre sei. Schwyz werde im Bundeshaus sehr unterschiedlich wahrgenommen. Der Kanton gelte als gutes Beispiel für Sparsamkeit und Bescheidenheit, mit einem «Auge des Neides» sei er aber auch schon als Trittbrettfahrer und Schmarotzer betitelt worden. Dabei flössen durch den Finanzausgleich viele Mittel aus Schwyz in andere Kantone.

Der letzte Schwyzer Ständeratspräsident war Kuprechts früherer Amtskollege Bruno Frick (CVP) im Jahr 2004/2005. Seit 2019 vertritt Kuprecht wieder mit einem Christdemokraten seinen Kanton, nämlich mit Othmar Reichmuth.

Dazwischen dominierte die SVP die Schwyzer Ständeratsdelegation: Von 2011 bis 2019 hatte Kuprecht seinen Parteikollegen Peter Föhn zur Seite. Im Gegensatz zu Föhn politisierte Kuprecht aber nicht am rechten Rand der SVP-Ständeräte, sondern an deren linken Seite, wie die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) in Rankings aufzeigte.

Zweites Parlamentspräsidium

In die Politik eingestiegen ist der designierte Ständeratspräsident 1990 mit seiner Wahl in den Schwyzer Kantonsrat. Dort leitete er vier Jahre lang die SVP-Fraktion. Im Amtsjahr 2002/2003 war er als Kantonsratspräsident der höchste Schwyzer. Er stand damit schon einmal einem Parlament vor.

Kuprecht wohnt in Pfäffikon. Von seinem Zuhause sieht er auf den Zürichsee und die Inseln Ufenau und Lützelau. Er bezeichnet sich als «Seebueb» und verbringt seine Freizeit gerne auf dem See und seine Ferien am Meer in Südfrankreich. Oft wechselt er die Seeseite, um dort auf St. Galler Territorium die Hockeymatches des SC Rapperswil-Jona Lakers mitzuverfolgen.

(aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ritiker K.
30.11.2020 19:04registriert Mai 2018
Wait what?

Im 2021 wird also Andreas Aebi (SVP) Nationalratspräsident, Alex Kuprecht (SVP) Ständeratspräsident und Guy Parmelin (SVP) Bundespräsident sein.

Bin ich der einzige der es etwas komisch findet, dass diese drei Posten alle bei der SVP sind?

Immerhin vertreten diese Herren den Nationalrat, den Ständerat und den Bundesrat gegen aussen.
238
Melden
Zum Kommentar
4
«Es steht halt so im Kalender» – wir wollen wissen, warum man Ostern feiert

Hach, Ostern. Das verlängerte Wochenende zum Frühlingsbeginn kommt uns doch stets willkommen und kommt uns vom Winter und von der Arbeit Geschundenen sehr entgegen. Aber wisst ihr, warum wir frei haben? Was wird überhaupt gefeiert? Und was war nochmal Gründonnerstag?

Wir haben euch gefragt, das waren eure Antworten:

Zur Story