Wie letzte Woche im Männer-«Club» wird auch an diesem Abend erstmal James Bond auf der Schlachtbank der Geschlechterdebatte geopfert. Für den gelungenen Einstieg. Und als Exempel für die toxische Männlichkeit.
Toxische Männlichkeit. Was für ein Begriff! Und wie viele männliche Gefühle er verletzt hat. Wieder einer dieser «feministischen Kampfbegriffe», meint «Weltwoche»-Kolumnistin Tamara Wernli. Immer diese negative Stimmung gegen die Männer überall, das liege ja derzeit voll im Trend – der Hashtag #menaretrash, der «Mahnfinger» der Gillette-Werbung, etc.
Und während sie sich zur Verteidigerin der «meisten Männer» aufschwingt, die eben keine Arschlöcher, sondern «geile Typen» seien, berichtigt Sexologin Fux mal schnell die Sachlage:
Der Ausdruckt toxische Männlichkeit stammt aus einem Ratgeber, herausgegeben von US-amerikanischen Psychiatern (American Psychological Association) für US-amerikanische Psychiater. Bisher existierten solche Guidelines nur für den Umgang mit Homosexuellen, ethnischen Minderheiten, Transpersonen, Mädchen und Frauen. Nun ist einer für Buben und Männer erschienen.
Denn so viel haben diese noch nicht über ihr Rollenbild nachdenken müssen, meint auch die Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach. Weil der Mann eben immer das Allgemeine, das Normale war und nie die Abweichung. Er ist der Mensch, «L'homme», Mann. Er spielt Fussball, während sie Frauenfussball spielt.
Oder wie es Fux ausdrückte:
Der Ratgeber sei kein «Feminismus-Manifest» (Wernli), das jegliche Traditionen in der Geschlechterordnung als schädlich verurteile, sondern darin würden psychologische Konstrukte – wie zum Beispiel männliche Tapferkeit – abgehandelt und aufgebrochen, sagt Fux.
Das Männerbild soll geöffnet werden. Es will den Mann also nicht herunterputzen, sondern ihn von alten Männlichkeits-Vorstellungen befreien, die ihn in der Entfaltung seines wahren Wesens hindern mögen.
Er muss also fortan keinen Wasserhahn mehr flicken können. Aber Wernli schätzt es, wenn er es kann. Weil sie alles schätze, was ihr im Alltag hilft.
Auch die Bäuerin Manuela Barmettler erzählt von ihrem Alltag. Bei ihr zuhause guckt der Mann zu den Tieren und sie zu den Kindern, die beiden teilen sich die Verantwortung, die sich durchaus auch verlagern könne, sodass er mal zu den Kindern und sie zu den Tieren schaut. Hauptsächlich aber scheinen sie zueinander zu schauen, da muss nicht viel ausgehandelt werden, da wird sich einfach ergänzt, das funktioniert.
«Wüsset Sie denn, dass d'Frau gschichtlich gseh mol dä Bsitztum vom Maa gsi isch?», fragt daraufhin überaus überheblich die Frau Praetorius. Wenn es mal nicht funktioniert hatte, dann sei die Frau mit nichts dagestanden, jetzt, nach dem Kampf der Frauenbewegung aber, sähe das anders aus und darum fände sie es von Barmettler naiv zu sagen, «es isch alles wunderbar.»
Vielleicht sei sie für das alles «z'eifach gschtrickt oder z'blöd», meint Barmettler, aber sie habe weiss Gott andere Probleme.
Der Mahnfinger von Frau Praetorius ist allerdings noch nichts gegen die Gehässigkeit, die gemeinhin die Geschlechterdebatte bestimmt. Diese wiederum wird tatsächlich hauptsächlich in den (sozialen) Medien geführt, wo am Ende jegliche Verständigungsbemühungen in den tosenden Fluten der Hass-Kommentare untergehen. Was dort geschieht, dürfe man allerdings nicht als Abbild der Realität sehen, meint Fux.
In der Realität nämlich, «do schaffed d'Mensche und diskutiere nid über toxischi Männligkeit» (Wernli), da gibt's auch eigentlich gar keinen James Bond – «Isch da eigentlich no niemertem i däre Rundi ufgfalle?» (Fux)
Die Realität ist aber auch der Ort, wo Vera Dillier nach ihrer Scheidung tatsächlich mit nichts dagestanden ist. Nichts ausser ihrer Eigentumswohnung, und selbst die habe sie sich gewaltsam zurückholen müssen. Man müsse halt selbst etwas machen, findet die «Jetset-Lady».
Lange habe sie zugeschaut, wie die Männer in der Gesellschaft hochkommen, wie sie mutig durchs Leben gehen. Erst habe sie sie kopiert, dann übertroffen. Auf dem Weg an die Spitze habe sie von gewissen Männern auch eindeutige Angebote erhalten, sie habe aber immer nein gesagt, während die #metoo-Frauen ja selbst mitgemacht hätten. Man könne nicht im Nachhinein, quasi von der Karriereleiter hinunter, «metoo» schreien.
Dann will es Moderatorin Barbara Lüthi endlich wissen: «Was wünscht ihr euch von den Männern?»
Praetorius fand es erstmal falsch, dass man hier das Männerbild von der Frau abhängig machen will. Sie dürfe ihm nicht vorschreiben, wie er zu sein habe. Vorschreiben vielleicht nicht, aber ihn sich ein bisschen zurechtwünschen allemal, meint da Lüthi und wirft ihre Frage abermals in die Runde:
«Puh», lautet da die Antwort der Geschlechterforscherin Schutzbach, während die «Jetset-Lady» klarere Worte findet: