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Gegenkomitee sieht SVP-Initiative als Gefahr für Schweiz

Laura Zimmermann, Co-Praesidentin Operation Libero, Astrid Epiney, Juristin, Beat Vonlanthen, Staenderat CVP-FR, Andrea Huber, Geschaeftsfuehrerin Allianz der Zivilgesellschaft-Schutzfaktor M, Phlipp  ...
Das überparteiliche Gegenkomitee hält eine Medienkonferenz ab, 4. Oktober 2018.Bild: KEYSTONE

Gegenkomitee sieht SVP-Initiative als Gefahr für die Schweiz

04.10.2018, 10:2416.10.2018, 15:04
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Vereint gegen die Selbstbestimmungsinitiative der SVP: Vertreter von Parteien, Wirtschaft und Zivilgesellschaft treten gemeinsam gegen die Initiative an. In ihren Augen bedeutet das Begehren eine Gefahr für die Schweiz.

Die SVP-Volksinitiative, über die am 25. November abgestimmt wird, habe nicht Selbstbestimmung zur Folge, sondern Rechtsunsicherheit und Isolation, schreibt das Komitee. Widersprüche im Initiativtext führten dazu, dass die Schweiz alle internationalen Verträge nur noch unter Vorbehalt gelten und gekündigt oder gebrochen würden.

«Unsicherheit schadet»

Die wirtschaftspolitische und aussenpolitische Handlungsfähigkeit des Landes würde bei einem Ja zur Initiative «Schweizer Recht statt fremde Richter (Selbstbestimmungsinitiative)» eingeschränkt, macht das Komitee geltend. Der Schutz der Menschenrechte würde geschwächt.

Die Initiative führe nicht zu einer Klärung zwischen Landes- und Völkerrecht, sondern vor allem zu Unsicherheit, liess sich der Aargauer FDP-Ständerat Philipp Müller im Communiqué zitieren. «Unsicherheit schadet der Schweiz.»

Beat Vonlanthen, Staenderat CVP-FR, Andrea Huber, Geschaeftsfuehrerin Allianz der Zivilgesellschaft-Schutzfaktor M und Phlipp Mueller, Staenderat FDP-AG, von links, vom Ueberparteilichen Komitee sprec ...
FDP-Ständerat Philipp Müller an der Pressekonferenz.Bild: KEYSTONE

In den Augen von Swissmem würde unter dieser Unsicherheit in erster Linie die Wirtschaft leiden. Dies macht Swissmem geltend, der Dachverband der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. 97'000 exportorientierte Firmen im Land seien auf einen sicheren Zugang zu den Weltmärkten angewiesen, sagte Vizepräsident François Gabella.

«Menschenrechte in Gefahr»

Das Komitee spricht zudem von einem Frontalangriff auf den Schutz der Menschenrechte. «Unter dem Deckmantel der Selbstbestimmung würden die Rechte von uns allen beschnitten», liess sich Andrea Huber von der Allianz der Zivilgesellschaft zitieren.

Im Konfliktfall müsste die Schweiz aus der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) austreten, und das Bundesgericht dürfte diese nicht mehr anwenden, wenn es um den Schutz vor grundrechtswidrigen Bundesgesetzen gehe.

Ein Ja zur Initiative wäre für das Komitee ein Damoklesschwert über den von der Schweiz eingegangenen internationalen Verträgen. Bestehende und selbst vom Volk mehrfach gutgeheissene Abkommen, die mit der Verfassung nicht mehr hundertprozentig übereinstimmten, müssten neu verhandelt, gebrochen oder gekündigt werden.

Raub der Verlässlichkeit

Die Initiative wolle, dass die Schweiz zukünftig die Finger hinter dem Rücken kreuze, während sie mit der anderen Hand etwas verspreche, sagte Laura Zimmermann von der Operation Libero. Die Initiative gaukle Selbstbestimmung vor, raube der Schweiz aber ihre Verlässlichkeit.

Die Selbstbestimmungsinitiative verlangt, dass die Bundesverfassung künftig gegenüber dem Völkerrecht immer Vorrang hat - unter dem Vorbehalt der zwingenden Bestimmungen des Völkerrechts. (sda)

Im Nationalrat führte die Initiative zu einer Hitzigen Debatte

Video: srf
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67 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lowend
04.10.2018 11:46registriert Februar 2014
Wer dieser Selbstentrechtungsinitiative zustimmt, verzichtet freiwillig auf das Recht, Entscheide des Bundesgerichts von einem Europäischen Gericht überprüfen zu lassen.

Man muss schon ein ganz naives, zotteliges Schaf sein, um freiwillig auf Rechte zu verzichten, weil Wölfe im Schafspelz behaupten, man werde dadurch freier!
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Ueli der Knecht
04.10.2018 15:10registriert April 2017
Unsere Gründerväter, die am Wiener Kongress 1815 um die Unabhängigkeit und die territoriale Unversehrtheit der Schweiz rangen, und die dann nach dem Sonderbundskrieg die schweizer Existenzberechtigung im Völkerrecht verankerten (Völkerbund, IKRK, Neutralitätsabkommen, usw.), werden im Grabe rotieren, wenn sie sehen, wie fahrlässig die heutigen Schweizer ihr Land aufs Spiel setzen.

Sowohl die Daseinsberechtigung der Schweiz, wie auch vorallem ihre territoriale Unversehrtheit hängen unmittelbar vom Völkerrecht ab. Das Völkerrecht zu schwächen, gefährdet letztlich die Existenz der Schweiz.
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Händlmair
04.10.2018 18:14registriert Oktober 2017
1972 unterzeichnete die Schweiz die Europäische Menschenrechts Konvention und akzeptierte ein Internationales Gericht, also gibt es seit 46 Jahren bereits Fremde Richter. Warum wohl will die SVP diesen Umstand auf einmal ändern? Die wollen nur verhindern, dass Ihre kranken und Ausländerfeindlichen Ideen nicht am EGMR eingeklagt werden kann. Hier geht es nicht um Selbstbestimmung, sondern um dem Volk rechte weg zu nehmen.
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