«Tausende Franken für Umbenennung? HSG-Zoff wegen Gender-Puff» – so hiess die «Blick»-Schlagzeile im Jahr 2014, als sich der Streit um die Umbenennung der Studentenschaft (SHSG) in Studierendenschaft (SHSG) entfachte.
2020 heisst die Organisation, die sich unter anderem um die Interessensvertretung der Studierenden an der HSG kümmert, noch immer Studentenschaft.
Dies unter anderem, weil sich im März 2020 der damalige Vorstand der HSG-Studentenschaft gegen eine Umbenennung entschieden hatte.
Der damalige Präsident, der 23-jährige Florian Wussmann, nannte «prozedurale und materielle Gründe» für die Ablehnung. Die Umbenennung würde die «starke Marke auf dem Campus» gefährden, ausserdem sei die «parallele Verwendung zweier Brands unverantwortlich».
Weiter führt Wussmann an: «Die vom Vorstand durchgeführten Kalkulationen zeigen hierbei Kosten von knapp 180'000 Franken und einen Aufwand von 7000 Arbeitsstunden auf.» Diese umgerechnete 3,2 Vollzeitstellen während eines Jahres seien nötig, um die Studentenschaft umzunennen.
Die Ablehnung stiess einem Redaktor des Studierendenmagazin «Prisma» sauer auf, wie das «Tagblatt» schreibt. Er wollte in der zum Studienbeginn erscheinenden Ausgabe einen entsprechenden Kommentar publizieren, Titel: «Wir sind die Studierendenschaft».
Der Autor fragt sich im Text, woher die Ablehnung der gleichgeschlechtlichen Sprache komme und übt Kritik am Vorstand der Studentenschaft: «Besonders wir an der HSG, die wir uns gerne die ‹Elite› nennen, sollten als aufgeklärte Bürger diesen Wandel unterstützen und an vorderster Front stehen.»
Weiter stellt er die damalige Aufwandsberechnung Wussmanns in Frage. Während der Recherche wollte er vom ehemaligen Präsidenten wissen, wie die Kalkulation zustandegekommen war.
Antwort erhielt er trotz mehrmaligem Nachfragen nicht – stattdessen droht Wussmann mit rechtlichten Schritten, wie das «Tagblatt» weiter schreibt. Er verbiete sich «politisch motivierten Aktionismus, welcher äusserst heikle Geschäfte, an denen die Zukunft der Studierenden der Universität St.Gallen hängt, torpediert».
Und auch in der «Prisma»-Redaktion stiess der Autor auf Granit: An der Schlusskonferenz wurde der Meinungsartikel gestrichen – «aufgrund faktischer Inkonsistenzen».
Auf Anfrage des «Tagblatts» erwidert Wussmann, bei der Kostenberechnung handle es sich um interne Dokumente, für die es keine Pflicht zur Herausgabe gebe. Zudem habe das Studentenparlament, das die Kontrollaufsicht über die Arbeit der Studentenschaft ausübt, in einer Sitzung Einsicht in die Papiere bekommen.
Nur, das stimmt so nicht, wie ein Protokoll des Parlaments zeigt: «[Die Papiere] wurde damals nicht eingereicht und für diese Sitzung auch nicht.»
Die Bilanz des Prisma-Redaktors: «Mit scheint, dass für den ehemaligen Vorstand Gleichberechtigung völlig nebensächlich ist.» Bei 35 Prozent Frauenanteil könne man sich diese Haltung nicht mehr leisten.
Er fordert die Studierenden dazu auf, sich zu wehren: «Es ist jetzt umso wichtiger, dass wir Studierende das Zepter in die Hand nehmen. Wir brauchen eine Urabstimmung.» Für eine solche Abstimmung wären 100 Unterschriften nötig – es wäre wohl die erste in der Geschichte der HSG.
2014 rechnete der Vorstand der Studentenschaft übrigens noch mit einem Mehraufwand von 1000 Franken für die Namensänderung. (cki)
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