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Du willst nur das Beste? Voilà:
Seit es die Olma gibt (also seit 1943), hat sie sich überhaupt kein bisschen verändert. Ausser, dass irgendwann die wunderbare Hallä 7 abgebrannt ist. Das war die Ur-Sauf-Halle. Neu heisst sie jetzt Hallä «45» – und da drin geschieht genau dasselbe wie damals in der Halle 7.
Dennoch scheint es so, als hätte sich der Status Quo dieser Landwirtschaftsmesse noch nie jemand so wirklich eingestanden. Deshalb haben wir – zwei Ostschweizer mit sagenhafter Olma-Vergangenheit – die Schatzkarte mit den 12 Messe-Höhepunkten erschaffen. Sie kann als liebevolles Manifest für die Banalität gelesen werden. Und als Beweis dafür, dass die totale Veränderungs-Resistenz das Nachhaltigste überhaupt ist. Denn die Olma läuft – heute wie damals – wie geschmiert.
Der «Weg in die heiligen Hallen», also die Route ins Verderben Olma-Glück, beginnt mit einem Streifzug durch den Jahrmarkt. Von den Einheimischen auch gern «Jömäs» genannt – und wer sich erdreistet, «Chilbi» dazu zu sagen, wird eventuell getötet. Hier gibt es ganz viele tolle Bahnen, aber vor allem auch Stände, an denen du «umsverrodä» vorbeigehen musst.
Unter der Karte findest du eine ausführliche Legende zu den grünen Nummern, die das durchaus authentische Chaos einigermassen entwirren sollte.
Daniel Meier verkauft mit seinem Gschnorr seit Menschengedenken Gemüsehobel und hat damit unheimlich viel Erfolg. Um seinen Stand bilden sich immer immense Trauben.
Künstler gibt es am Jahrmarkt eine Menge. Der wichtigste ist aber der mit den wunderschönen Wolfsbildern. Und der mit den prächtigen selbstgemachten Traumfängern ist ebenfalls nicht zu verachten.
Die Mütter sagen, DAS Raclette-Gewürz aller Raclette-Gewürze gebe es nur am Olma-Jahrmarkt. Deshalb kaufen sie auf den strengen Winter hin mindestens zwei Streuer davon.
Kasimir Stemerdinks Stand heisst «Holländischer Blumenkönig AG». Dank seiner famosen Sprüche verkauft er laut eigenen Angaben 12'000 Topfpflanzen (!!!) während der Olma.
Schon bevor sich der waschechte St.Galler auf das Olma-Gelände begibt, stellt er sich an den Schützengarten-Stand vor dem Eingang. Jetzt: Warum tut er das? Weil «Schüga» einfach «huerä guät» schmeckt und die nahe gelegene Brauerei eine direkte Leitung auf das Olma-Areal hat – das wird jedenfalls verzapft.
Danach – oder alternativ auch davor – muss die erste Brodwurscht verdrückt werden. Die sagenhaften Würste, die du dort kriegst, sind von der Metzgerei Schmid. Die einzig wahren und echten. Obwohl es natürlich auch Leute gibt, die sagen, der Gemperli sei schon besser. Nimm also dein Bier und deine Wuscht, stell dich hin und betrachte eingängig das vorfreudige Volk, das Richtung Olma strömt. Jetzt kannst du nämlich noch umkehren.
Die Degustationshallen 4 und 5 sind der Hauptgrund, warum sich die halbe Ostschweiz einmal im Jahr an die Olma begibt: Hier treffen sich alle – wer alle sind, weiss Ralph Weibel – und alle frönen sie den Freuden des Trunkenseins. Der Schützengarten-Stand in der Halle 4 ist bumsvoll mit Männern, die unentwegt ihre Lippen ins Bier lampen lassen. Am «Margrittli»-Stand tummeln sich dann auch diverse Frauen, die sich vorrangig und schamlos an diesem billigsten aller Weissweine bedienen. Strategisch wertvoll ist auch die Lage des Stands: er befindet sich vis-à-vis von der «Appenzeller Alpenbitter»-Bude.
Um 16 Uhr geht jeweils das Säuli-Rennen in der Arena los. Auf der offiziellen Olma-Homepage wird dieses Spektakel ganz modern als «Piggy Race» angepriesen. Unter tobenden «Hopp»-Rufen der Wetteiferer rennen die Schweinchen im Kreis.
Es gibt viele Tiere in der Halle 7: Unendlich viele Kühe, Schweine, Kaninchen. Aber eigentlich interessiert nur eines: Der Stier. Der Stier und sein mächtiges Gemächt. Um es zu sehen, muss man sich allerdings durch eine Reihe starrender und vor lauter Staunen in Ohnmacht gefallener Menschen kämpfen. Aber es lohnt sich.
Auch auf diese Gewürze schwören die heiligen St.Galler Mütter und sie kaufen grosse Büchsen davon. «Halle-45-Gänger» sichtet man hier auch ab und zu. Wegen der Gratis-(Ochsen!)-Bouillon. Die tut dem Biermagen gut.
In der Halle 9 zeigen immer wechselnde Gastkantone ihre Vorzüge. Dieses Jahr ist es der Kanton Aargau. Warum dieser mit Fahnen wirbt, auf denen eine Kuh (die aussieht wie ein Stier) auf einem Surfbrett steht, verstehen viele Ostschweizer nicht. Es muss wohl etwas mit dem Slogan «Wir reissen an der Olma eine Welle!» zu tun haben. Übrigens sind die Karotten, die der Rüebli-Kanton auf die Tische gestellt hat, nicht zum Essen, das ist Deko.
Eine Olma ohne Johnny Lopez ist schwierig. Darum gilt wie jedes Jahr: ab zu DJ Lopez. Nichts geht über diese alternde Legende. Er legt am Freitag, 16. Oktober, im Radio City auf. Das ist ein zweistöckiges Bierzelt vom Radiosender FM1. Der Eintritt ist gratis, der Bierpreis hingegen horrend.
Ja. Olma eben.
Viel mehr musst du über die Olma eigentlich nicht wissen. Hauptsache du gehst hin. Aber ein paar Zusatzinfos schaden nie: