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SRG-Ombudsmann rügt Projer: «Ganser-Arena ist missraten»

Eklat zwischen Daniele Ganser und Jonas Projer in der «Arena»-Sendung vom 24. Februar.
Eklat zwischen Daniele Ganser und Jonas Projer in der «Arena»-Sendung vom 24. Februar.screenshot SRF

SRG-Ombudsmann rügt Projer: «Ganser-Arena ist missraten»

Nach der Beschwerdewelle gegen die Sendung «Arena» nimmt nun der Ombudsmann Roger Blum Stellung: Der Moderator Jonas Projer habe die Position von SRF vertreten und sei folglich Partei gewesen und nicht mehr Schiedsrichter. 
11.04.2017, 11:0111.04.2017, 18:35
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Mit 495 Beanstandungen musste sich SRG-Ombudsmann Roger Blum in den letzten Wochen auseinandersetzen. Noch nie seit Bestehen der Ombudsstelle hagelte es so viele Beschwerden wie nach der «Arena»-Sendung «Trumps Krieg gegen die Medien» am 24. Februar. Vor allem die Auseinandersetzung zwischen Moderator Jonas Projer und Studiogast Daniele Ganser erzürnte die Gemüter. Am Dienstagmorgen hat der Ombudsmann seinen Schlussbericht publiziert.

Blum kommt darin zum Schluss: «Diese ‹Arena›-Sendung ist missraten.» Er stört sich weder an der Wahl des Diskussionsthemas und auch nicht an der Auswahl der Studiogäste. Diese sei legitim gewesen. Hingegen sei es der Moderator Jonas Projer gewesen, der an jenem Abend scheiterte. Blum anerkennt, dass ein Moderator hohe Anforderungen zu erfüllen hat und dass Projer diese unter Einbezug einer ganzen Reihe von «Arena-Sendungen» auch überdurchschnittlich erfülle. Doch: «Auch ein ausgezeichneter Moderator kann mal scheitern.»

Die übrigen Studiogäste seien normal mit ihrer Haupttätigkeit vorgestellt worden, nur Ganser aber habe man als «umstrittener Publizist» polemisch betitelt. In Bezug auf Ganser habe sich die SRF-Redaktion kommentierend verhalten. «Das ist nicht sachgerecht», so Blum.

«Diese besondere journalistische Sorgfaltspflicht war in dieser Phase der Sendung, als Dr.Daniele Ganser mehrfach angegriffen wurde, nicht erfüllt.»
SRG-Ombudsmann Roger Blum

Der Ombudsmann schreibt, es sei richtig, dass ein Moderator seine Gäste kritisch befrage, sie auch mal «drannehme». Insbesondere aber bei Sendungen, in denen das Fernsehen selber das Thema ist, müsse die kritische Befragung ausgewogen sein. Dies sei beim Thema «Trumps Krieg gegen die Medien» der Fall gewesen, sagt Blum. Deshalb hätte Projer auch Roger Schawinski genauso hart in die Mangel nehmen müssen wie Ganser. Projer habe die Position von SRF vertreten, und sei folglich Partei gewesen und nicht mehr Schiedsrichter.

«Es ist immer besonders heikel, wenn sich der Sender selber thematisiert. Dann ist er entsprechend zu besonderer journalistischer Sorgfalt verpflichtet. Diese besondere journalistische Sorgfaltspflicht war in dieser Phase der Sendung, als Dr. Daniele Ganser mehrfach angegriffen wurde, nicht erfüllt.»

Als es speziell um den Tweet und die E-Mail von Ganser ging, hat laut Blum ein doppelter Regelverstoss stattgefunden: Erstens sei es nicht fair gewesen, eine E-Mail, die eigentlich zum Privatbereich gehört, ohne Einwilligung des Verfassers im Fernsehen zu veröffentlichen. Zweitens sei es ebenso es nicht fair gewesen, bei dieser E-Mail den zweiten Teil wegzulassen, obschon er ebenfalls in den Zusammenhang gehörte. «Mit diesem eingespielten Schaubild war die Redaktion ungenügend fair und transparent, und dies verstiess ebenfalls gegen das Sachgerechtigkeitsgebot.»

Projer nimmt den Schlussbericht des Ombudsmannes zur Kenntnis: «Wir haben in unserer Stellungnahme die Sicht der Redaktion dargelegt – der Ombudsmann hat anders entschieden. Nun gilt es, die Lehren aus dem Fall zu ziehen, um bei einem vergleichbaren nächsten Mal eine bessere ‹Arena› zu machen.»

«Die Kürzung des Mails war korrekt»
Dass Moderator Jonas Projer eine E-Mail von Daniele Ganser in gekürzter Fassung zitiert hatte, sorgte für grosse Kritik. Tristan Brenn, Chefredaktor von Fernsehen SRF, und Projer halten in ihrer Stellungnahme daran fest, dass das Vorgehen richtig gewesen sei. Ganser habe aufgrund seiner mehrfach geäusserten Kritik an der Sendung «Einstein» davon ausgehen müssen, dass seine widersprüchlichen Aussagen in einem kontroversen Live-Gespräch in der «Arena» thematisiert würden. Die Redaktion «Arena» respektiere die Privatsphäre jedes Diskussionsteilnehmers. Das betreffende E-Mail an die Redaktion «Einstein» enthalte jedoch nichts Privates, sondern nur die Kritik an einer Sendung, welche in direktem Zusammenhang mit der «Arena»-Sendung gestanden habe und von Daniele Ganser im Vorgespräch mit der Redaktion der «Arena» wiederholt erwähnt worden sei. Zu der gekürzten Wiedergabe des E-Mails sagen Brenn und Projer: «Die Kürzung des Zitats war korrekt und verfälschte die Diskussion in der ‹Arena› nicht.»

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173 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mehmed
11.04.2017 14:43registriert Januar 2016
zum nachlesen. der bericht über jene sendung.
http://www.watson.ch/!727031345

Wo watson noch genüsslich schrieb:
"Glaubwürdigkeit aber ist das höchste Gut von Journalisten – und das von Wissenschaftlern. Wenn es nach Projer geht, hat Ganser diese Glaubwürdigkeit am Freitagabend mindestens zu einem Teil verspielt."
muss man jetzt feststellen, dass doch eher die Journalisten beim SRF anstatt jemand sonst ihre Glaubwürdigkeit verspielt haben.
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Gringoooo
11.04.2017 11:10registriert März 2014
Sachlich gesehen finde ich diesen Entscheid richtig, ohne mich dabei auf eine Seite zu stellen.
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IMaki
11.04.2017 11:50registriert April 2014
Die so genannte "Arena" ist seit den Anfängen nie etwas anderes gewesen, als eine Propagandaplattform für Politiker gleich welcher Couleur. Ideologien werden darin als Informationen verbreitet. Eine einzige Ablenkungsmaschine, die an den wahren Problemen und Machtverhältnissen bewusst vorbei zielt. Schlimmer: Probleme wie etwa die kranken Kassen, das Versorgen der Alten, die Deindustrialisierung usw. werden in Scheingefechten banalisiert, das System nicht hinterfragt. SRF kann bedenkenlos die "Arena" durch die Heute-Show ersetzen. Dann gäbe es wenigstens etwas zu Lachen.
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