Lieber Herr Embolo
Ich habe letzthin von Ihnen gelesen, was ungewöhnlich ist, weil mich Ihre Branche nicht interessiert. Aber in der bz Basel stand, Sie seien ein «Mieterschreck». Das ist natürlich eine gute Geschichte!
Jetzt hat die Basler Schlichtungsstelle für Mietstreitigkeiten also entschieden, dass Sie die Mieter nicht zwecks Luxussanierung in Corpore innert sechs Monaten aus Ihrer Liegenschaft an der Basler Kannenfeldstrasse auf die Strasse stellen dürfen. Sie müssen warten bis September ...
Natürlich dürfen Sie das Haus von mir aus sanieren, es ist Ihre Hütte, Sie sind erwachsen, und wenn Sie die zu einem Rendite-Objekt machen und sich selber einen Image-Schaden beifügen wollen, dann möchte ich Ihnen da gar nicht reinreden.
Ich möchte Sie nur kurz daran erinnern, woher Sie kommen. Und damit meine ich nicht Ihre kamerunische Herkunft. Sondern Ihre baslerische Sozialisierung.
Sie fragen sich jetzt vielleicht, was das mit Ihrer Liegenschaft an der Kannenfeldstrasse zu tun hat und ich will es Ihnen erklären: Es geht um Reichtum und die verantwortungsvoll-bescheidene Art, wie man damit in Basel umgeht. Dazu eine Anekdote und ein historischer Fakt zum besseren Verständnis:
1. Die Schwester meines Daigg-Freundes hat im Pfadi-Sommerlager auf dem Urnerboden ihren Wanderschuh im Schlamm verloren und nicht mehr gefunden. Die Familie, bei weitem reicher als Sie es jemals sein werden, hat daraufhin nicht etwa einfach neue Wanderschuhe gekauft, sondern ist auf den Urnerboden gefahren, um besagten Wanderschuh zu suchen.
2. Die weltweit fast erste politische Körperschaft, die eine progressive Einkommenssteuer einführte, war 1840 Basel-Stadt. Es war also die herrschende Schicht reicher Basler, die erkannt und beschlossen hatte, dass Reichtum verpflichtet und diejenigen, die mehr haben (also sie selbst), auch mehr an die Infrastruktur zahlen sollen.
Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, wenn man so schnell zu so viel Geld kommt, wie Sie. Aber als Basler haben Sie im Umgang damit bessere Vorbilder und damit auch eine grössere Verpflichtung zu Bescheidenheit und sozialer Umsichtigkeit als Ihre Sportsfreunde.
In Sachen Bescheidenheit machen Sie mich als Co-Basler schon stolz, jetzt würde ich Ihnen noch raten, dass Sie Ihren Mietern bei der Suche nach bezahlbaren Bleiben helfen lassen.
Mit freundlichen Grüssen
Maurice Thiriet
Der liebe Breel (achtung Mutmassung) ist noch immer seine Wurst am Stand in der Ecke und ist auch sonst auf dem Boden geblieben. Nur weil er jetzt seine Liegenschaft sanieren will, macht ihn das doch nicht zu einem unbescheidenen Menschen.
Wenn alle so denken würden wie Sie das verlangen, kämen wir auf dieser Welt auch nicht voran.
P.S. Natürlich ist es unschön aber 6 Mt. Kündigungsfrist sind auch nicht gerade kurz, üblich sind < 3.
Dass er sein Geld ausgiebt, ist schlussendlich auch gut für die Wirtschaft.
Diese Familie mag sehr reich sein, mit dem Rechnen haben sie aber wahrscheinlich nicht so.