Das haben sich die 41 Spieler, Helfer und Freunde des Nationaliga-B-Streethockeyklubs «Seetal Admirals» kaum ausgemalt, als sie den Flieger nach Palma de Mallorca bestiegen: Dass ihr Ausflug zu einer unrühmlichen Schlagzeile in der grössten Tageszeitung Europas führen wird. «Hockey-Spieler gegen Strassenhändler – so kam es zur Ballermann-Prügelei mit 10 Verletzten», titelt die «Bild».
Gemäss der deutschen Boulevard-Zeitung ist es an der Touristen-Meile Ballermann 5, in einer Seitenstrasse am Megapark zwischen Wurstkönig-Imbissbude und dem Dönerladen, zur Eskalation gekommen. Ein paar der alkoholisierten Schweizer hätten sich offenbar von senegalesischen Strassenhändlern belästigt gefühlt. Es sei zu Pöbeleien gekommen, schreibt das Blatt.
Wie Augenzeugen gegenüber «Bild» schildern, haben die Händler wütend reagiert. Sie hätten die Touristen gebeten, ihre Familie nicht zu beleidigen. «Plötzlich ging alles ganz schnell. Innerhalb kürzester Zeit waren mindestens zwei Dutzend Menschen in die Prügelei verwickelt.»
Die Schweizer seien «so besoffen» gewesen, «dass sie ratzfatz plattgemacht wurden». Das ganze habe maximal fünf Minuten gedauert. «Dann lag ein Schweizer mit Kopfverletzungen am Boden, mindestens drei weitere bluteten. Die Schweizer hatten auch Frauen dabei, die schrieen und weinten.»
Vereinspräsident Beat Fey sagte gegenüber «Bild»: «Das ist eine Katastrophe, ich bin sprachlos. Das war eigentlich eine Dankeschön-Reise für unsere Helfer und Mitglieder.» Er kündigte ein internes Nachspiel an.
Aufgeschreckt durch die Schlagzeilen aus Deutschland hat sich der Organisator der Lenzburger Reisegruppe gemeldet. Sebastian Gerber schildert die Geschehnisse aus Sicht der beteiligten Streethockeyaner der «Seetal Admirals». Gerber bestätigt: Es sei am Freitag um 19.15 Uhr zu einer Auseinandersetzung zwischen Reiseteilnehmern und afrikanischen Strassenhändlern gekommen.
Zu diesem Zeitpunkt hätten sich noch 20 Personen der insgesamt 41 Reiseteilnehmer «in der Nähe des Ereignisses» aufgehalten. Gerber schildert die anschliessende Eskalation aus Lenzburger Sicht folgendermassen:
Die Hockeyaner machen den Strassenhändlern schwere Vorwürfe. Die Verprügelten seien trotz ihren gut sichtbaren Verletzungen immer noch durch die Strassenhändler getreten worden.
Beim Versuch, dies zu beenden, seien auch die Rückkehrer mit Faustschlägen traktiert worden, heisst es in einer Stellungnahme.
Drei der Mitglieder mussten kurzzeitig ins Spital eingeliefert werden. Auseinander gehen die Schilderungen auch betreffend Auftauchen der Polizei. Während Augenzeugen gegenüber der «Bild» sagten, die Polizei sei erst eingetroffen, als das Ganze schon vorbei war und die Strassenhändler verschwunden, schreiben die «Seetaler Admirals»: «Erst nach dem Eintreffen der Polizei konnte die Schlägerei endgültig beendet werden.»
Die Lenzburger Mallorca-Fahrer streiten zwar nicht ab, dass ausgiebig Alkohol konsumiert worden ist und die Stimmung «sehr wohl ausgelassen, heiter und laut» war. Gerber sagt, die Gruppe habe «zu keinem Zeitpunkt gepöbelt oder sich aggressiv verhalten».
Klar sei, dass die afrikanischen Strassenhändler trotz ihrer Überzahl äusserst brutal vorgegangen seien. Der Sprecher der Hockeyaner betont aber: «Obwohl es sich um eine Auseinandersetzung zwischen Schweizern und Afrikanern handelte, distanzieren wir uns von einem rassistischen Hintergrund.»
Mittlerweile sind die Lenzburger Ausflügler wieder zurück in der Schweiz. Juristisch hat der Vorfall offenbar kein Nachspiel. Auf Nachfrage der AZ sagt Sebastian Gerber: «Anzeigen wegen Körperverletzung sind keine vorgesehen. Wir sind froh, dass es vorbei ist und wünschen den Vorfall schnellst möglich zu vergessen.» (aargauerzeitung.ch)