«Ich habe einen Krieg zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgelöst», schreibt der Schweizer Tiktok-Star Aditotoro unter seinem neuesten YouTube-Video.
Einen «Krieg»?
Nein, nein, ganz so dramatisch ist es nicht. «Grundsätzlich ist es etwas Witziges», erklärt Aditotoro im Gespräch mit watson. «Es ist so ein Meme-Ding.»
Meme-Ding. Krieg. Deutschland. Österreich. Schweiz. Tiktok. WAS?
Keine Angst, wir erzählen dir jetzt alles von vorne.
Adrian Vogt, so heisst der Schweizer Tiktoker mit bürgerlichem Namen, hat auf Social Media eine grosse Fan-Gemeinde. Alleine auf dem Videoportal Tiktok erreicht der 22-Jährige regelmässig über 100'000 Views mit seinen Kurzvideos. Bis vor kurzem stammen seine Follower hauptsächlich aus der Schweiz.
Doch vor wenigen Wochen wagt der Baselbieter eine Veränderung. In seinen Videos spricht er fortan nicht mehr Schweizerdeutsch, sondern Hochdeutsch. Das Ziel ist klar: Er will auch die User aus Deutschland und Österreich erreichen.
Um ausserhalb der Landesgrenzen Aufmerksamkeit zu generieren, lässt sich Aditotoro etwas einfallen: Bei seinen Videos stichelt er immer wieder gegen die Österreicher. «Das triggert», sagt er zu watson. «Das ist wie bei uns mit dem Kantönligeist, das zieht immer.»
Die Provokationen an unseren östlichen Nachbarn sind harmlos. Aditotoro bedient die gängigen Klischees, gibt mit unseren Tennis-Stars an und macht sich über die österreichische Aussprache lustig.
Aditotoros Rechnung geht auf. Die Videos finden in Österreich viel Beachtung und rufen eine Gegenreaktion hervor. Österreichische Tiktokerinnen und Tiktoker beginnen ihrerseits gegen Aditotoro und die Schweiz zu sticheln.
Die Fehde zwischen der Schweiz und Österreich nimmt so richtig Fahrt auf, als die Sendung «Zwei am Morge» von SRF den Tiktoker aufs Korn nimmt. Die SRF-YouTube-Morgenshow lädt Aditotoro zu einem vermeintlichen Interview mit ORF ein. Die Macher von «Zwei am Morge» haben dafür extra eine Schauspielerin mit österreichischen Wurzeln engagiert, die Aditotoro ins Kreuzfeuer nimmt.
Gleichzeitig hat «Zwei am Morge» österreichische Influencerinnen und Influencer angeschrieben und sie aufgefordert, unter dem Hashtag #antiadi Stimmung gegen Aditotoro zu machen. Zeitgleich zum Interview werden in der Folge zahlreiche Kurzvideos auf Tiktok gestellt, in denen unter #antiadi gegen die Schweiz gestichelt wird.
Wegen des Pranks (für Boomer: Streich) von SRF werden noch mehr Leute auf die Videos von Aditotoro aufmerksam.
Spätestens jetzt mischen im Nachbarländer-Klischee-Duell nicht mehr nur Österreich und die Schweiz mit, sondern auch Influencerinnen und Influencer aus Deutschland. «Als Schweizer disst (für Boomer: beleidigt) man die Deutschen und Österreicher, als Österreicher die Schweizer und Deutschen und als Deutscher die Schweizer und Österreicher», erklärt Aditotoro.
So kokettiert Aditotoro etwa mit dem Klischee des reichen Schweizers. Ein Döner in Deutschland koste nur 3,50 Euro, damit könne man in der Schweiz noch nicht einmal das Getränk kaufen, witzelt der Baselbieter in einem Video. In einem anderen Video erzählt er, er reise gerne nach Österreich, um dort auch einmal echte Armut zu erleben.
«Das meiste ist natürlich ironisch», sagt Aditotoro, «aber es hat natürlich immer einen Kern Wahrheit dabei. Deshalb fühlt sich auch jeder angesprochen.»
Eine deutsche Tiktokerin reagiert mit einem Song: «Wenn euch Deutschland nicht gefällt, dann kauft euch doch mit eurem Geld – eine eigene Sprache.»
Die Videos von Aditotoro und seinen Gegenstücken aus Deutschland und Österreich erreichen teilweise über eine Million Views. Dies ruft wiederum die deutsche Laden-Kette Edeka auf den Plan, welche auch vom Länderstreit profitieren will. In einem Tiktok-Video lässt Edeka kurzerhand sämtliche Schweizer Schokolade aus dem Regal entfernen.
«Lange wird diese Fehde wahrscheinlich nicht mehr anhalten», glaubt Aditotoro. «Der Hype ist bald vorbei, glaube ich.»
Die Sticheleien gegen die Nachbarländer haben sich für Aditotoro jedenfalls gelohnt. Vor drei Tagen hat er auf Tiktok die Grenze von einer Million Follower geknackt. Expansion geglückt – könnte man meinen. Doch Aditotoro kann sich den Seitenhieb auch jetzt nicht verkneifen. «Eigentlich sollte mich das ja glücklich machen. Aber der Fakt, dass 18 Prozent der Follower aus Österreich kommen, das ist zum Kotzen.» (cma)
Haben wir schon im Kindergarten gemacht. Halt noch ohne Internet
Ist also ein ziemlich alter Hut. Aber schön, wenn die Jungen die Traditionen der älteren Generation übernehmen 😂