«Die Schweiz ist zu klein, um das Talent ihrer Frauen zu verschwenden.» Es ist eine der Kernbotschaften von Irene Natividad. Die US-amerikanische Frauenrechtsaktivistin geht gegenüber der Zeitschrift «Annabelle» noch weiter: «Schweizerinnen sind überqualifiziert, im Erwerbsleben unterbeschäftigt – und unterbezahlt.»
Vor mittlerweile 29 Jahren hat Natividad den «Global Summit of Women» gegründet, den Weltwirtschaftsgipfel für Frauen. Jedes Jahr findet er in einem anderen Land statt.
Von Donnerstag bis Samstag wird er in Basel zu Gast sein. Bei der Veranstaltung handelt es sich um den grössten internationalen Kongress, der sich mit Gleichstellungsfragen und Frauenförderung in Führungspositionen auseinandersetzt, mit der Öffnung der globalen Wirtschaft für Frauen oder mit Fortschritten der Frauen in der Weltwirtschaft.
Mehr als 1000 Teilnehmende werden im Congress Center der Messe Basel erwartet – darunter führende Frauen aus Wirtschaft, Politik und Medien sowie Ministerinnen und Minister aus mehr als 70 Ländern. Am Samstag wird auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga am Kongress teilnehmen. Eröffnet wird der Gipfel von der Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann. Schon seit Wochen weist die Stadt mit Flaggen beim Bahnhof SBB oder auf der Mittleren Brücke auf den Anlass hin.
Mit dem Wirtschaftsgipfel verfolgt Gründerin Natividad vorab zwei Ziele: Frauen den Weg in leitende Positionen zu ebnen und stereotype Vorstellungen von Weiblichkeit zu brechen. «Ich wollte sichtbar machen, was Frauen weltweit in Wirtschaft und Politik leisten», so Natividad. Gerade für die Schweiz ist ihr das wichtig. Denn hierzulande gebe es sehr viele weibliche Talente, international aber würden Schweizerinnen bis heute nicht als Führungspersönlichkeiten wahrgenommen. «Dieses Image will ich korrigieren.»
In der Schweiz liegt der Frauenanteil in Geschäftsleitungen heute bei neun Prozent. Tendenz immerhin steigend. Im Jahr 2017 waren es noch sieben Prozent. In Verwaltungsräten beträgt der Frauenanteil immerhin 21 Prozent.
Für Natividad liegt das vor allem an der Gleichstellung zwischen Mann und Frau, bei welcher die Schweiz anderen Ländern Westeuropas nach wie vor hinterherhinke. Das liege etwa an teuren Kinderkrippen und einer hohen Steuerbelastung für Zweitverdienende, meist Frauen.«Wie sollen Mütter erwerbstätig sein, wenn die Kinderbetreuung so teuer ist?», fragt sich Natividad. «Zählt man die ‹Heiratsstrafe› hinzu, lohnt es sich kaum mehr, einem Beruf nachzugehen. Ein unhaltbarer Zustand!» Natividad ist eine Befürworterin von Quoten. Denn: Sie würden funktionieren. Viel zu viele Frauen würden bis heute bei Beförderungen übergangen. Mittlerweile haben 26 Länder Quoten eingeführt.
Auch in der Schweiz selber wird grosser Handlungsbedarf erkannt. Mit dem Global Summit werde ein weiteres Zeichen hin zu mehr Vielfalt in der Schweizer Wirtschaft gesetzt, sagt Nora Teuwsen, die als Leiterin Recht und Compliance SBB das Schweizer Host-Commitee mitverantwortet. «Frauen sollen ermutigt werden, sich sichtbar zu machen und sich Gehör zu verschaffen», findet sie.
Das sieht Journalistin und Komiteemitglied Susanne Wille genauso: «Schlaue, starke, engagierte Frauen aus der ganzen Welt strömen zusammen. Sie treffen sich in der Schweiz, weil sie etwas bewegen und verändern wollen. In der Politik, in der Wirtschaft,in der Gesellschaft. Nicht nur im eigenen Land, sondern rund um den Globus.Zu tun gibt es genug.» (bzbasel.ch)
Das heisst, wenn die Schweiz doppelt so gross mit doppelt so vielen Einwohner wäre, wäre plötzlich alles ok? Entweder bin ich zu doof, ihr Argument zu verstehen, oder ihre “Kernaussage” entbehrt jeder Logik.
Anpassung der Steuern und besser finanzierte Krippen, das ist richtig und wichtig.
Aber es lohnt sich schon heute für Frauen auch während der Zeit mit Kindern arbeiten zu gehen, langfristig gesehen. Auch wenn alles für die betreuung rausgeht, sie bleibt im Job, steigt auf und hat keine Lücken.