Schweiz
Schule - Bildung

Schweizer Schüler waren im Homeschooling erreichbarer als deutsche

Schweizer Schüler waren im Homeschooling erreichbarer als deutsche

15.05.2020, 09:50
Mehr «Schweiz»

In der Corona-Krise haben etliche Schüler digital nicht erreicht werden können. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des «Schul-Barometers», die vom Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der Pädagogischen Hochschule Zug veröffentlicht worden ist.

Das Schul-Barometer umfasst die Schweiz, Deutschland und Österreich. Befragt wurden wurden mehr als 7000 Personen aus dem Schulbetrieb - darunter 655 Schulleiter - aus den drei Ländern. Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten gab an, quasi alle Schülerinnen und Schüler erreicht zu haben.

Ellie, Saemi und Thommy, von links, machen ihre Schulaufgaben waehrend der Coronavirus Pandemie zuhause im Wohnzimmer, am Dienstag, 31. Maerz 2020 in Jegenstorf. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Bild: KEYSTONE

Mail, Handy, Online-Plattformen

14 Prozent der Schul-Mitarbeiter sagten, dass immerhin zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht über das Internet erreichbar gewesen seien. Zwölf Prozent meinten, dass 15 bis 20 Prozent digital nicht kontaktierbar waren.

14 Prozent erklärten, dass 25 bis 50 Prozent digital nicht angesprochen werden konnten. Bei acht Prozent der Befragten war die Erreichbarkeit besonders schlecht. Hier konnte zu 50 und 100 Prozent kein digitaler Kommunikationsweg zu den Schülerinnen und Schülern aufgebaut werden.

Bei den Kommunikationsmedien setzen die Schulen vor allen noch auf Mails (66 Prozent), gefolgt vom Mobiltelefon (Anruf oder Nachricht), Website der Schule und Online-Plattformen wie Moodle.

Deutschland schneidet bei der technischen Ausstattung der Schule am schlechtesten ab. 56 Prozent der Befragten aus der Bundesrepublik glauben nicht, dass die technischen Kapazitäten an der Schule für webbasierte Lehr- und Lernformate ausreicht. Nur 24 Prozent meinen, dass die Voraussetzungen erfüllt sind. In den beiden Alpenstaaten liegt der Anteil deutlich höher (Österreich 54 Prozent, Schweiz 57 Prozent).

Höhere Werte für Schweiz und Österreich

Die Unterschiede zwischen den drei Ländern sieht man auch bei der Umsetzung des digitalen Unterrichts, also etwa beim Ausmass an Stunden digitalen Unterrichts oder bei der Nutzung von Online-Lernplattformen. Diese Werte liegen in Österreich und in der Schweiz deutlich höher als in Deutschland.

So liegt der Anteil an Mitarbeitenden der Schule, die angeben, keine einzige Stunde pro Woche digitale Präsenzzeiten mit den Schülerinnen und Schülern vereinbart zu haben, in Deutschland bei genau 50 Prozent. In Österreich und der Schweiz ist dieser Anteil deutlich niedriger: 30 und 33 Prozent.

Im «Schul-Barometer» berichten nur 36 Prozent der befragten Schulmitarbeiter in Deutschland, dass sie ihre Schülerinnen und Schüler über Online-Lern- und Arbeits-Plattformen erreichen. In Österreich liegt dieser Wert deutlich höher bei 63 Prozent und in der Schweiz bei 57 Prozent.

Die schlechtere technische Ausstattung und die Zurückhaltung vieler Lehrer in Deutschland wirkte sich auf die Beteiligung der Schüler aus: Ihr Lernengagement zuhause sowie die Unterstützung der Eltern wird von Mitarbeitenden der Schule in Deutschland deutlich geringer wahrgenommen als in den Nachbarländern.

So berichten in Deutschland 34 Prozent der Schulmitarbeiter, dass die Kinder und Jugendlichen zuhause aktiv an ihren Aufgaben arbeiten; in Österreich und der Schweiz tun dies dagegen 70 Prozent respektive 61 Prozent.

«Grosse Chance»

Instituts- und Studienleiter Stephan Huber sagte, die Schulschliessungen hätten alle Akteure im Bildungs- und Schulkontext vor eine sehr grosse Herausforderung gestellt. «Die aktuelle Situation ist aber auch eine grosse Chance. Die Digitalisierung hat aufgrund der vorliegenden Notwendigkeit einen enormen Aufschwung erlebt.»

Lernen mit und durch Technologie sowie über Technologie sei nun das Thema, sagte Huber. Digitalisierung könne mehr Differenzierung und Individualisierung ermöglichen, um den unterschiedlichen Lernständen der Schüler gerecht zu werden. (cki/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
21 Bilder, die zeigen, dass Kinder nicht immer einfach sind
1 / 22
21 Bilder, die zeigen, dass Kinder nicht immer einfach sind
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Nach Lockdown: Mädchen darf endlich wieder zu ihren Grosseltern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Koch packt aus: «Keiner meiner Freunde aus der Berufsschule arbeitet noch auf dem Beruf»

Der Stress begann bereits in meiner ersten Arbeitswoche: Ich musste während sechs Tagen 60 Stunden arbeiten. Damals war ich 15 Jahre alt. Aber ich muss sagen, irgendwie fand ich es cool. Es war alles so aufregend – eine neue, absurde Welt. Obwohl ich so viel arbeiten musste, machte es mich glücklich. Zunächst.

Zur Story