Wer tagein, tagaus mit dem Fahrrad an den Luzerner Bahnhof fährt, dem fallen die leeren Veloparkplätze an der Eingangsfront besonders auf – denn freie Plätze sind rar. Doch der Schein der verfügbaren Ständer direkt vor dem Bahnhof-Eingang trügt, in Wahrheit sind sie kostenpflichtig. Vergangenen Herbst haben die SBB in Zusammenarbeit mit dem Start-up Smartmo ein Pilotprojekt gestartet und 50 kostenpflichtige Veloparkplätze errichtet. Dort, wo vorher Gratis-Parkplätze waren.
Per App können diese reserviert und bezahlt werden. Dasselbe Parking-System wurde kurz darauf in Uster eingerichtet. Ende Februar folgt Basel auf dem Areal Wolf und im April Solothurn. Der Zeitpunkt für die Installation am Zürcher Hauptbahnhof und am Stadelhofen ist derzeit noch unklar.
Der Start in Luzern war harzig. Bereits wenige Wochen nach dem Start bewarb das Zuger Start-up ihre Parkplätze mit Flyern und lockte mit Gratis-Aktionen. Mit wenig Erfolg, wie das Bild heute zeigt: Ausser ein paar einzelnen Fahrrädern steht der grösste Teil der 50 Veloparkständer leer.
Damit ist man bei Smartmo nicht zufrieden. «Wir sind noch weit von unserer Ziel-Auslastung von 70 Prozent entfernt. Bis jetzt liegt die Auslastung erst bei 20 Prozent», sagt der CEO des Start-ups, Daniel Hänggi. In Uster fällt die Bilanz noch geringer aus: «Die Auslastung ist sehr schlecht. Unsere Veloparkplätze sind praktisch unbenutzt.» Der Standort sei aber um einiges unprominenter als in Luzern.
Grundsätzlich sei der Start im Herbst unglücklich gewesen, man hoffe nun auf die Velosaison ab Frühling. «Dann fahren die Leute wieder mit ihren teureren Velos. Die sie bei uns in Sicherheit wissen wollen», sagt Hänggi.
Bei der Lancierung in Uster und Luzern hätten sie erwartet, dass die Leute neugieriger sein würden, erklärt Hänggi. Das Problem sei unter anderem, dass viele noch nicht wüssten, was das Ziel der Veloparkplätze sei, das wolle man mit Marketingmassnahmen verbessern. «Wir haben den Fehler gemacht, dass wir ein Produkt installiert haben, ohne es gross zu kommunizieren», sagt Hänggi. Deshalb sei ihre Idee den Gegnern vielleicht sauer aufgestossen. «Auch wir wollen die Strassen entlasten und die Leute animieren, mit dem Velo zur Arbeit oder eben zum Bahnhof zu fahren.» Es sei ihnen nicht darum gegangen, bestehende Veloparkplätze wegzunehmen, sondern ein weiteres Angebot zu schaffen, erklärt Hänggi.
Um die Werbung für die Veloparkplätze zu verbessern, ist das Start-up derzeit damit beschäftigt, weitere Investoren ins Boot zu holen, denn bisher sei alles aus privaten Mitteln finanziert worden. «Zudem sind wir mit den SBB im Gespräch, um Bewerbungsmöglichkeiten auf ihren Kanälen zu prüfen.»
Die SBB möchte keine Zwischenbilanz ziehen und lässt verlauten, dass das Pilotprojekt noch mindestens sechs, maximal zwölf Monate dauere. Eine allfällige Resignation nimmt man bei Smartmo gefasst. «Vielleicht waren wir dann auch einfach der Zeit etwas voraus und sind zwei Jahre zu früh mit unserer Idee dran», sagt Hänggi. Aber es sei nicht ihr Ziel, dass das Angebot bestehen bleibt, wenn dieses im aktuellen Pilotprojekt nicht genutzt werde.
Und das versucht man hinzubekommen, indem für das einzige CO2-freie Verkehrsmittel plötzlich eine horrenden Preis vom 0,65 pro Stunde nimmt (slso knapp 6,5 für einen normalen Arbeitstag) für etwas, daß bisher frei war?
Bin ich der einzige, der das absurd findet?