Nichts enerviert Pendler mehr, wie wenn sie pünktlich am Gleis stehen, der Zug aber nicht hält. 2019 ist es immer wieder passiert, dass SBB-Züge zwischen Zürich und St.Gallen wegen Verspätungen Haltestellen in der Ostschweiz ausgelassen haben. Mit dem Fahrplanwechsel hätte sich das ändern sollen.
Wie die «Wiler Nachrichten» berichten, fahren in Wil, Uzwil, Flawil und Gossau noch immer Züge durch, die halten müssten. Die Reisenden würden jeweils gebeten, aufgrund einer «Störung» umzusteigen. «Das ist nur ein Vorwand. Der Zug muss durchfahren, um Zeit aufzuholen», so ein Passagier zur Zeitung.
Bei den SBB heisst es, man habe mit dem Fahrplanwechsel die maximale Verspätung, mit welcher Züge noch in Wil, Uzwil und Flawil halten können, von zehn auf zwölf Minuten erhöht. Mit dieser Massnahme würden die SBB letzte Reserven im Fahrplan ausreizen. «Im Notfall müssen weiterhin Halte ausgelassen werden, damit möglichst wenige Kundinnen und Kunden von einer Verspätung betroffen sind», so die SBB zu TVO.
Die Schwierigkeiten in der Ostschweiz sind nur ein Problem von vielen. Der Frust bei den Passagieren steigt. Dies zeigen die folgenden Kennzahlen:
Gerade noch 84 von 100 Punkten beträgt die Kundenzufriedenheit der SBB. So tief lag dieser Wert noch nie, wie die Tamedia-Zeitungen berichteten.
Insbesondere die vielen Verspätungen nerven die Pendler. Kein Wunder: Nur noch
der Bahn-Passagiere kamen 2019 pünktlich (bis 3 Minuten Verspätung) an. Mit 83,5 Prozent war die Kundenpünktlichkeit im November so schlecht wie seit 2012 nicht mehr.
Dementsprechend sauer sind die Kunden: Beim SBB-Kundendienst gingen 2019
mehr Reklamationen (im SBB-Wording heisst das «Reaktionen») ein.
2020 dürfte sich die Situation für die über 1,3 Millionen Bahnreisenden pro Tag kaum verbessern. «Die Betriebslage bleibt angespannt», sagt David Fattebert, «Mr. Pünktlichkeit» der SBB, auf deren Webseite. Die Hauptursachen für die Verspätungen – viele, mangelhaft geplante Baustellen, fehlendes Rollmaterial, zu wenig Lokführer – können nicht von heute auf morgen verbessert werden.
Laut Fattebert betrug die Kundenpünktlichkeit im Januar 91,9 Prozent. Die regionalen Unterschiede sind allerdings gross.
Pendler auf der Strecke Zürich – Luzern etwa erlebten im Januar regelmässig, dass verspätete Züge in Rotkreuz gestoppt wurden und Passagiere umsteigen mussten. Oder lange auf den kalten Perrons warten mussten. «Die Zustände sind unhaltbar für Pendler», enerviert sich ein Journalismus-Dozent auf Twitter.
Lieber @railservice und wieder fällt ein Zug von ZH -> LU aus. 8.35 ZH ab. Bereits am Do und Fr wurden die Züge ZH->LU in Rotkreuz gewendet und hatten mehr als 30 Min. Verspätung. Unhaltbar für Pendler. Was ist da los? Und wann ist die Strecke wieder verlässlich? @alexandrastark
— Dominique Strebel (@dostrebel) January 21, 2020
Gegenüber der «Luzerner Zeitung» bestätigten die SBB die Häufung. Dies, weil die Route wegen der Streckensperrung am Ostufer des Zugersees total ausgelastet ist. Zudem ist die Strecke etwa beim Rotsee nur einspurig befahrbar. Kleinere Verspätungen könnten so nicht wieder wettgemacht werden. So komme es zu Folgeverspätungen, überbelegten Zügen oder gar Ausfällen.
Die Zugpünktlichkeit hat sich auf der Paradestrecke Bern – Zürich zumindest stabilisiert. In den letzten vier Wochen lag der Wert bei 80 Prozent (Zürich – Bern) respektive 81 Prozent (Bern – Zürich).
(amü)
Anstatt gleich Tacheles zu reden und eine Verspätung zu melden, sitzt man ahnungslos im Zug und wartet auf Infos. In der Regel ist eine Durchsage wie ein 6er im Lotto, da entweder nichts gesagt wird oder die Lautsprecher defekt sind.
Falls jedoch eine Info kommt, dann ist es i.d.R. zu spät um den Ausweichzug zu nehmen, der evt. pünktlich ist.
Warum so verschlossen wie oft eure WC's, SBB? :(
(Aber: für mehr Zeitreserven will wohl auch niemand bezahlen)