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SBB: Bahn lässt Pendler am Perron stehen – das ist nur ein Problem

ARCHIV --- ZUM FAHRPLANWECHSEL BEI DEN SBB STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- Pendler und Reisende warten am 19. November 2004 im Bahnhof Lausanne auf einem Perron, waehrend der Zug e ...
Pendler warten vergebens: In der Ostschweiz halten die Intercity nicht immer an den geplanten Halten. Bild: KEYSTONE

SBB lassen Pendler am Perron stehen – und das ist nur ein Problem

Das bringt die Zugreisenden auf die Palme: In der Ostschweiz fahren wegen Verspätungen weiter Züge an Haltestellen durch. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Die Folge: Die Kundenzufriedenheit bei den SBB ist im Keller, die Verspätungen bleiben ein Ärgernis. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer.
04.02.2020, 14:0205.02.2020, 09:01
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Das aktuelle Beispiel

Nichts enerviert Pendler mehr, wie wenn sie pünktlich am Gleis stehen, der Zug aber nicht hält. 2019 ist es immer wieder passiert, dass SBB-Züge zwischen Zürich und St.Gallen wegen Verspätungen Haltestellen in der Ostschweiz ausgelassen haben. Mit dem Fahrplanwechsel hätte sich das ändern sollen.

Wie die «Wiler Nachrichten» berichten, fahren in Wil, Uzwil, Flawil und Gossau noch immer Züge durch, die halten müssten. Die Reisenden würden jeweils gebeten, aufgrund einer «Störung» umzusteigen. «Das ist nur ein Vorwand. Der Zug muss durchfahren, um Zeit aufzuholen», so ein Passagier zur Zeitung.

Bei den SBB heisst es, man habe mit dem Fahrplanwechsel die maximale Verspätung, mit welcher Züge noch in Wil, Uzwil und Flawil halten können, von zehn auf zwölf Minuten erhöht. Mit dieser Massnahme würden die SBB letzte Reserven im Fahrplan ausreizen. «Im Notfall müssen weiterhin Halte ausgelassen werden, damit möglichst wenige Kundinnen und Kunden von einer Verspätung betroffen sind», so die SBB zu TVO.

Die Kennzahlen

Die Schwierigkeiten in der Ostschweiz sind nur ein Problem von vielen. Der Frust bei den Passagieren steigt. Dies zeigen die folgenden Kennzahlen:

84,1 Prozent

Gerade noch 84 von 100 Punkten beträgt die Kundenzufriedenheit der SBB. So tief lag dieser Wert noch nie, wie die Tamedia-Zeitungen berichteten.

ARCHIV --- ZUR MELDUNG, DASS DIE SBB AB EINER STUNDE VERSPAETUNG PASSAGIERE ENTSCHAEDIGEN SOLLEN, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- Die Anzeigetafel zeigt diverse Verspaetungen am Zu ...
Bild: KEYSTONE

Insbesondere die vielen Verspätungen nerven die Pendler. Kein Wunder: Nur noch

89,5 Prozent

der Bahn-Passagiere kamen 2019 pünktlich (bis 3 Minuten Verspätung) an. Mit 83,5 Prozent war die Kundenpünktlichkeit im November so schlecht wie seit 2012 nicht mehr.

Dementsprechend sauer sind die Kunden: Beim SBB-Kundendienst gingen 2019

über 30 Prozent

mehr Reklamationen (im SBB-Wording heisst das «Reaktionen») ein.

2020 dürfte sich die Situation für die über 1,3 Millionen Bahnreisenden pro Tag kaum verbessern. «Die Betriebslage bleibt angespannt», sagt David Fattebert, «Mr. Pünktlichkeit» der SBB, auf deren Webseite. Die Hauptursachen für die Verspätungen – viele, mangelhaft geplante Baustellen, fehlendes Rollmaterial, zu wenig Lokführer – können nicht von heute auf morgen verbessert werden.

Laut Fattebert betrug die Kundenpünktlichkeit im Januar 91,9 Prozent. Die regionalen Unterschiede sind allerdings gross.

Probleme zwischen Zürich – Luzern ...

Pendler auf der Strecke Zürich – Luzern etwa erlebten im Januar regelmässig, dass verspätete Züge in Rotkreuz gestoppt wurden und Passagiere umsteigen mussten. Oder lange auf den kalten Perrons warten mussten. «Die Zustände sind unhaltbar für Pendler», enerviert sich ein Journalismus-Dozent auf Twitter.

Gegenüber der «Luzerner Zeitung» bestätigten die SBB die Häufung. Dies, weil die Route wegen der Streckensperrung am Ostufer des Zugersees total ausgelastet ist. Zudem ist die Strecke etwa beim Rotsee nur einspurig befahrbar. Kleinere Verspätungen könnten so nicht wieder wettgemacht werden. So komme es zu Folgeverspätungen, überbelegten Zügen oder gar Ausfällen.

Der Hoffnungsschimmer

Die Zugpünktlichkeit hat sich auf der Paradestrecke Bern – Zürich zumindest stabilisiert. In den letzten vier Wochen lag der Wert bei 80 Prozent (Zürich – Bern) respektive 81 Prozent (Bern – Zürich).

(amü)

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132 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DerKommentarSezierer
04.02.2020 14:58registriert Februar 2018
Ich fahre jeden Tag mit dem Zug und bin mich die täglichen, teils massiven Verspätungen gewöhnt. Aber an was ich mich nie gewöhnen kann, ist die Kommunikation der SBB, wenn mal wieder etwas schief läuft.
Anstatt gleich Tacheles zu reden und eine Verspätung zu melden, sitzt man ahnungslos im Zug und wartet auf Infos. In der Regel ist eine Durchsage wie ein 6er im Lotto, da entweder nichts gesagt wird oder die Lautsprecher defekt sind.
Falls jedoch eine Info kommt, dann ist es i.d.R. zu spät um den Ausweichzug zu nehmen, der evt. pünktlich ist.
Warum so verschlossen wie oft eure WC's, SBB? :(
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Donald
04.02.2020 14:20registriert Januar 2014
Eine gewisse Zeit war der Taktfahrplan sinnvoll. Aber bei einer solchen Auslastung der Infrastruktur scheint der Kollaps nicht mehr weit. Evtl. sollte man die Takte etwas "lockern". Das wird den "Pendlern" aber auch nicht gefallen...
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El Vals del Obrero
04.02.2020 14:37registriert Mai 2016
Im St. Galler Fall (ohne eingleisige Strecke) könnte es sicher auch ein Teil des Problems sein, dass die Züge zu wenig Wendezeit haben. Sieht man auch in Basel: oft fahren die Züge gut 5 Minuten nach der Ankunft schon wieder zurück. (Allerdings habe ich es noch nie erlebt, dass deswegen Halte in Sissach oder Liestal ausfielen)

(Aber: für mehr Zeitreserven will wohl auch niemand bezahlen)
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