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Lavtinabach, Piltschinabach, Sässbach, Muttenbach, Guetentalbach. Sie alle fliessen hier im Batöni auf 1536 Meter im UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona zusammen. Abgelegener könnte der Ort kaum sein. Schöner ebenfalls nicht. Wer hier hoch kommt, wird sich noch lange an die imposanten Felswände erinnern. Normalerweise bin ich nicht angetan von Wasserfällen. Meist eher enttäuscht. Aber diese hier werde ich nicht mehr vergessen.
Von Mels biegen wir ab ins Weisstannental. Die Strasse schlängelt sich den Berg hoch, dann auf der Hochebene in endlosen Kurven nach Weisstannen. Parkieren, Wanderschuhe schnüren, einmal links abbiegen und es wird noch einsamer. Wenn das Haupttal schon als abgelegen gilt, wie bezeichnet man dann das Seitental Lavtina?
Der Weg steigt steil an. 300 Höhenmeter auf den ersten 40 Minuten. Vorbei am Doppelstein, einem ersten Kraftort. Zwischen den beiden Felsbrocken sollen die Energien stark sein. Wir merken nur die Anstrengung des steilen Weges.
Dann ist die Untere Lavtina erreicht. Von hier führt der Weg flacher dem Gufelbach entlang. Während Murmeltiere pfeifen und das Tal immer enger wird, erblicken wir hinten im Tal den ersten Wasserfall. 40 Minuten und wir sind dort. Doch erst warnt ein Schild vor «Rutschgefahr». Um dies zu unterstreichen, liegt die Warnung wie selbst ausgerutscht am Wegrand. Wirklich «schlipfrig» ist der Weg dann – trotz viel Regen in den letzten Tagen – aber nicht.
Hinten im Talkessel türmen sich die Felswände. Links fällt der Plitschinabachfall 81 Meter in die Tiefe, geradeaus der Sässbachfall gar 86 Meter und rechts der Muttenbachfall immerhin noch deren 45. Irgendwie erinnert die Szenerie an die Angel Falls in Venezuela. Als ob Gott persönlich oben hinter den Felsen sitzt und Wasser runterleert.
Alle drei Fälle auf ein Foto zu kriegen, geht aber von hier unten, wo die drei Bäche sich mit zwei weiteren vereinen, nur mit dem Panoramamodus. Wir steigen links hoch Richtung Obere Lavtina und wollen über den Jägerichopf zurück nach Weisstannen. Einige Meter weiter ist auch das Bild mit allen drei Wasserfällen wie gemalt im Kasten. Zum Glück regnete es während den letzten Tagen oft, so führen die Fälle viel Wasser und brummen imposant in die Tiefe.
Bei der Oberen Lavtina fängt es an zu regnen, die Wolken nebeln die Bergspitzen ein. Während eine Kuh mein vom Schweiss salziges Shirt abschleckt, rät Älpler Hannes, der hier schon zwei Jahre die Sommer verbringt: «Ich würde heute nicht über den Jägeri. Kommt wieder, wenn's schöner ist.» Machen wir und drehen um. Immerhin erleben wir so die wunderbaren Wasserfälle bei Batöni noch einmal.
Lust auf noch eine Wanderung? Hier geht es im Prättigau auf alten Schmugglerpfaden der Schweizer Grenze entlang!