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Post bricht Lieferroboter-Projekt ab – Drohnen bleiben am Boden

Selbstfahrende Lieferroboter passieren einen Fussgaengerstreifen von PostLogistcs fuer den Zustelldienst der Post im Praxistest vor den Medien am Dienstag, 23. August 2016, in Bern. (KEYSTONE/Lukas Le ...
Bild: KEYSTONE

Post bricht Lieferroboter-Projekt ab – auch Drohnen bleiben vorläufig am Boden

04.03.2019, 04:26
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Die Post führt ihre 2016 begonnen Tests mit selbstfahrenden Lieferrobotern in Schweizer Städten vorerst nicht weiter. Grund ist laut des Unternehmens das Gesetz, wonach die Roboter nur in Begleitung eines menschlichen Aufpassers durch die Stadt fahren dürfen.

«Das ergibt keinen Sinn für uns, deshalb haben wir die Tests ausgesetzt», sagte Claudia Pletscher, Leiterin Entwicklung und Innovation bei der Post, in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Montag. Die Post stehe mit dem Bundesamt für Strassen (Astra) im Austausch, um «bessere gesetzliche Rahmenbedingungen» zu schaffen. Seit Januar 2018 fanden keine solchen Versuche mehr statt.

Nationalrat Franz Grueter, SVP-LU, links, spricht an der Seite von Claudia Pletscher, Leiterin Entwicklung und Innovation Konzern der Post, rechts, waehrend der Sitzung des Auslandschweizerrates, am S ...
Claudia PletscherBild: KEYSTONE

Daneben gab es laut dem Schlussbericht der Post vereinzelt aber auch Praxisprobleme. So hätten die Roboter ohne Hilfe teilweise die Strasse nicht rechtzeitig überqueren können, zitiert die NZZ aus dem Papier. Auf einem Fussgängerstreifen in Zürich kam es demnach zu einem Zwischenfall, der ohne Eingriff des Aufpassers «zu einer gefährlichen Situation hätte werden können». Die Ampel für Autos stand bereits auf Grün, als der Roboter den Fussgängerstreifen noch nicht fertig überquert hatte.

Roboter auf Trottoirs sind teilweise auch Fussgängern ein Dorn im Auge. Der Verband Fussverkehr Schweiz reichte 2018 eine Petition beim Bundesrat ein. Darin forderte der Verband getrennte Wege für Fussgänger und Velofahrer sowie einen Verzicht auf Spass- und Transportfahrzeuge mit Motor auf den Trottoirs.

Von Konkurrenten unter Druck

Die Post hatte die sechsrädrigen Lieferroboter des estnischen Marktpioniers Starship Technologies als eines der ersten Unternehmen in Europa getestet. 2016 absolvierten diese in Bern, Köniz BE, Biberist SO und Zuchwil SO auf rund 200 Zustelltouren 1000 Kilometer – unfallfrei. Danach folgten 2017 und 2018 Tests ebenfalls ohne Unfälle in Zürich und Dübendorf ZH mit gegen 200 Fahrten und 800 Kilometern. Ursprünglich rechnete die Post mit ersten kommerziellen Einsätzen der Lieferroboter frühestens im laufenden Jahr.

Die Post will nun vorerst Lieferroboter bei sich im Indoor-Bereich weiter testen. In grossen Gebäuden, bei denen längere Strecken zurückgelegt werden müssten, könnten diese eine gute Lösung sein, sagte Claudia Pletscher von der Post im Interview.

Bei der Post werden derzeit rund 17 Millionen Sendungen pro Tag aufgegeben. Das Unternehmen will Roboter in kleinen Nischen einsetzen. Es steht laut eigenen Angaben von Konkurrenten nicht nur aus der Logistik sondern auch aus dem Technologiesektor unter Druck. Erst im Januar hatte der US-Konzern Amazon angekündigt, sechs Lieferroboter ebenfalls der Firma Starship Technologies in der Innenstadt von Seattle fahren zu lassen.

110 Drohnen bilden ein Himmel-Spektakel:

Video: srf

Drohne im Zürichsee machte «Notlandung»

Vorübergehend ebenfalls auf Einsätze verzichtet die Post bei ihren Transportdrohnen. Der Flugstopp erfolgte, nachdem im Januar einer der fliegenden Roboter beim Transport einer Blutprobe zwischen einem Spital und einem Labor aus unbekannten Gründen 200 Meter vom Ufer entfernt in den Zürichsee gestürzt war.

Es habe sich um eine kontrollierte Notlandung gehandelt, sagte die Post-Innovationschefin der NZZ und berief sich auf einen Vorbericht zum Unfall. Alle Sicherheitselemente hätten funktioniert, wie sie sollten. Dass noch alle Drohnen am Boden seien, bis die definitiven Ergebnisse der Untersuchung vorliegen, sei eine freiwillige Vorsichtsmassnahme. Die Postdrohnen absolvierten bisher in Lugano, Bern und Zürich über 3000 erfolgreiche Flüge. (sda)

Die «Airdog»-Drohne im Test:

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Die «Airdog»-Drohne im Test
Die Entwicklung des Quadcopters «Airdog» wurde per Kickstarter finanziert, mehr als 1,3 Millionen Dollar kamen dabei zusammen.
quelle: spiegel online
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