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Was wir über den Angriff in Salez wissen – und was nicht

VIDEO GRAB --- A train stands at the trainstation Salez - Sennwald following an attack onboard a train, in Salez, Switzerland, 13 August 2016. According to St. Gallen Canton Police Department, a 27 ye ...
Nach dem brutalen Angriff in einem Zug in Salez bleiben Fassungslosigkeit und viele unbeantwortete Fragen.Bild: KEYSTONE VIDEO/TVO

Falsches Täter-Foto, Verletzte, Tathergang: Was wir über den Angriff in Salez wissen – und was nicht

Nach dem schrecklichen Angriff in einem Regionalzug bei Salez bleiben noch viele Fragen unbeantwortet. Was bewegte den 27-jährigen Schweizer zur Tat? Waren die Opfer bloss zur falschen Zeit am falschen Ort oder kannten sie den Angreifer? Eine Übersicht über die Fragen und Antworten. 
15.08.2016, 12:2115.08.2016, 16:41
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Das wissen wir: 

Zum Täter

Beim mutmasslichen Täter handelt es sich um einen 27-jährigen Schweizer, der gemäss offiziellen Angaben in einem Nachbarkanton St.Gallens wohnte, sich gemäss «Blick» aber auch im Fürstentum Liechtenstein aufhielt. Dort fand eine Hausdurchsuchung statt. Nachbarn beschreiben den mutmasslichen Täter als «ruhigen und freundlichen» Typen, der aber viel alleine war und zurückgezogen lebte. Offenbar schielte er. «Man merkte, dass er ein Leben lang gehänselt wurde», sagt ein Bekannter. Er soll bei einem Autozulieferer in der Region gearbeitet und an der Hochschule für Technik in Buchs studiert haben. Der junge Mann starb trotz einer Notoperation am Samstagabend an seinen schweren Brand- und Schnittwunden. 

Zum Tathergang

Der Täter schlug am Samstag Nachmittag gegen 14.20 Uhr in einem Zug der Südostbahn in Richtung St.Gallen zu. Er verschüttete eine brennbare Flüssigkeit, offenbar auch auf sich selber, zündete sie an und stach mit einem Messer auf Passagiere ein. Als der Rauchmelder losging, brachte der Lokführer den Zug im Bahnhof Salez-Sennwald zum Stehen. Ein beherzter Passant auf dem Perron zog den brennenden Täter aus dem Zug. Die Attacke wurde auf Video festgehalten. Aufgrund der Aufnahmen geht die Polizei von einem Einzeltäter aus. 

Zu den Opfern

Sechs Personen wurden verletzt. Darunter ein sechsjähriges Mädchen, das schwere Verbrennungen erlitt, eine 17-Jährige, deren Zustand immer noch als «kritisch» bezeichnet wird sowie eine 43-jährige Frau, die sich ebenfalls noch im Spital befindet. Leichter verletzt wurden zwei Männer im Alter von 17 und 50 Jahren. Für eine 34-jährige Frau gab es keine Hilfe mehr: Sie verstarb am Sonntag im Spital. Der Zustand der 17-Jährigen ist immer noch kritisch. Ob die Opfer oder einige von ihnen den Täter gekannt haben, oder ob sie schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort waren, ist Bestandteil der Ermittlungen.

Zu den Folgen

Die Attacke in Salez sorgte international für Aufsehen. Die Parallelen zum Angriff in Würzburg legten einen Terror-Verdacht nahe. Hinweise darauf fand die Kantonspolizei St.Gallen bisher aber keine. 
Bahnexperten vom Verband Schweizer Lokführer, Securitrans und Pro Bahn sowie bürgerliche Politiker forderten im Nachgang verstärkte Sicherheitsmassnahmen wie Bahnhofsüberwachung und Zugbegleitung. 
Die SBB teilte mit, sie wolle die Untersuchungsergebnisse der Behörden abwarten, beurteile die Sicherheitslage aber laufend. 
Die Schweizerische Südostbahn will ihr Sicherheitsdispositiv noch einmal intensiv prüfen.

Das wissen wir nicht: 

Zum Motiv

Der Täter verstarb, bevor er von der Polizei befragt werden konnte. «Der Mann war nicht mehr ansprechbar», sagte Polizeisprecher Gian Andrea Rezzoli. Das erschwert die Suche nach dem Motiv. Anzeichen für eine politisch oder terroristisch motivierte Tat hat die Polizei bisher keine gefunden. 
Augenzeugen vor Ort spekulierten über eine mögliche Beziehungstat. 

Zum Täter

Über den Täter ist noch sehr wenig bekannt und die Kantonspolizei St.Gallen hält sich mit Informationen zurück. Trotzdem kursierten kurz nach der Tat zwei falsche Bilder des Täters im Internet. Eines soll ihn vor der Tat mit einer Waffe zeigen, ein anderes zeigt einen dunkelhäutigen Mann mit Bart, der ein Terrorist sein sollte. Das Bild wurde vom ungarischen Online-Portal Meteon.org in Umlauf gebracht, das erste von einem anonymen Twitter-Nutzer. 

Bild

Die Bilder wurden teilweise zur rassistischen Hetze missbraucht. In Facebook-Foren und auf Twitter forderten Nutzer vorschnell Konsequenzen und machten den Angreifer zum Muslim: 

Bild
bild: infosperber.ch

Die Informationen stellten sich als komplett falsch heraus. Wer der Unbekannte mit Waffe ist, weiss niemand. Beim zweiten Bild soll es sich um einen mutmasslichen Brandstifter handeln, der in Houston USA eine Moschee angezündet haben soll. Gemäss «Washington Post» wurde er deswegen verhaftet. (rar/sda)

Flammenattacke im Zug – die Bilder

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Messerattacke in Zug bei Salez SG
Arbeiter säubern den Bahnsteig am Bahnhof Salez-Sennwald: Ein 27-jähriger Schweizer stach am Samstagnachmittag in einem Zugwagen der Südostbahn auf mehrere Passagiere ein und setzte eine brennbare Flüssigkeit ein.
quelle: x90184 / arnd wiegmann
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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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zombie woof
15.08.2016 12:49registriert März 2015
Immer wieder erstaunlich, in welch kurzer Zeit solche Meldungen Rassisten anzieht, damit sie nachher ihrem geistigen Erguss freien Lauf lassen können. Wie ein Haufen Hundesch...der Fliegen anzieht.
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Linus Luchs
15.08.2016 16:03registriert Juli 2014
Liebes Watson-Team, das Täterfoto mit dem bärtigen Schwarzen ist falsch. Das steht auch auf Eurer Website. Aber Ihr wisst schon Bescheid über die Macht des Bildes, oder? Ein Foto hämmert sich viel schneller und direkter in unser Bewusstsein und ins Gedächtnis, als ein Text, der zuerst gelesen und interpretiert werden muss. Deshalb: Warum müsst Ihr dieses Foto, das von Rassisten missbraucht wurde, selber auch noch verbreiten? Verstehe ich nicht.
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Malu 81
15.08.2016 13:11registriert Juni 2016
Die Neonazis versuchen jedes Ereignis für die
eigene Propaganda zu verwenden.
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