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Jung-Nationalräte von Grünen, FDP und SVP gründen Polit-WG in Bern

Bern Marzili
Kurzer Weg zum Bundeshaus: Die Polit-WG befindet sich im Berner Marzili-Quartier.Bild: shutterstock

Grüne, FDP und SVP unter einem Dach – Jung-Nationalräte gründen Polit-WG in Bern

Die Nationalräte Franziska Ryser (Grüne), Mike Egger (SVP) und Andri Silberschmidt werden während den Sessionen in Bern in einer Wohngemeinschaft zusammenwohnen.
28.11.2019, 10:1228.11.2019, 16:32
michael genova / ch media
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Am kommenden Montag haben die frisch gewählten St.Galler Nationalrätinnen und Nationalräte ihren ersten Arbeitstag. Nur wenige Wochen hatten sie Zeit, um ihr neues Leben als Bundesparlamentarier zu organisieren. Eine kreative Lösung haben die Grüne Franziska Ryser und SVP-Mann Mike Egger gefunden: Sie gründen in Bern eine überparteiliche Wohngemeinschaft.

Drittes Mitglied im Bund ist der ebenfalls neu gewählte Zürcher FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt, von dem die Idee ursprünglich stammt.

Günstige Lösung

Zusammengefunden haben die drei vor allem aus praktischen Gründen: «Eine WG ist am Schluss günstiger als ein Hotelzimmer», sagt Mike Egger. Die Wohnungssuche in Bern ist schwierig. Viele Hotelzimmer sind bereits für eine ganze Legislaturperiode im Voraus reserviert. Die Wohnung im Marziliquartier haben die drei Jungpolitiker für das ganze Jahr gemietet. Auch wenn sie während der vier Sessionen jeweils nur drei Wochen in Bern wohnen werden.

Nationalrat Mike Egger (St. Gallen), posiert an der Delegiertenversammlung der SVP Schweiz, am Samstag, 26. Januar 2019, in Gossau. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Wird sein Zimmer spartanisch einrichten: Mike Egger.Bild: KEYSTONE

Heruntergerechnet auf die rund 50 Sessionstage in Bern werde ihn das WG-Zimmer pro Nacht rund 170 Franken kosten – etwas weniger als ein durchschnittliches Hotelzimmer, rechnet Egger vor. Sein WG-Zimmer werde er relativ spartanisch einrichten. «Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl.» Die meiste Zeit werde er ohnehin im Bundeshaus verbringen.

Eine Grüne, ein SVPler und ein Freisinniger: Mike Egger sieht in der politisch fein austarierten WG eine tiefere Botschaft. Es heisse immer, Bundesbern sei zerstritten. «Das stimmt nicht», sagt er. Es sei wichtig, dass sich Politikerinnen und Politiker unterschiedlicher Lager auch menschlich gut verstünden. Nur so seien politische Kompromisse möglich.

Politische Allianzen aus dem Wohnzimmer

Franziska Ryser findet es praktisch, in Bern ein WG-Zimmer zu haben. Darüber hinaus könne der überparteiliche Austausch wertvoll sein, und es sei gut, wenn sich junge Politiker in Bern vernetzten. So könne ihre Perspektive in die Bundespolitik einfliessen. Ryser ist 28 Jahre alt, Mike Egger 27 und Andri Silberschmidt 25.

Die St. Galler Staenderatskandidatin Franziska Ryser, rechts, von den Gruenen gibt einem Journalisten vor dem Eingang zum Pfalzkeller in St. Gallen ein Interview, aufgenommen am Sonntag, 20. Oktober 2 ...
Die Grüne Franziska Ryser findet den überparteilichen Austausch wertvoll.Bild: KEYSTONE

Es ist nicht ausgeschlossen, dass im Wohnzimmer der ostschweizerisch-zürcherischen WG schon bald überparteiliche Projekte geschmiedet werden. Egger sagt: «Ich bin nicht abgeneigt, unheilige Allianzen einzugehen.»

Es wäre tatsächlich nicht das erste Mal, dass der St.Galler SVP-Politiker mit Politikerinnen und Politikern der Gegenseite zusammenspannt. So reichte er im September gemeinsam mit der basellandschaftlichen SP-­Nationalrätin Samira Marti einen Vorstoss ein. Um die Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen, forderten die beiden ein Werbeverbot für Krankenkassen und einen Maximallohn für deren Chefs.

Andri Silberschmidt, Sieger 5vor12 und Praesident Jungfreisinnige am Event "5vor12" (Swiss Venture Club und StrategieDialog21) fotografiert am 18. September 2018 im Berner Rathaus. (PPR/Manu ...
Der dritte im Bunde ist FDP-Neo-Nationalrat Andri Silberschmidt.Bild: PPR
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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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goschi
28.11.2019 10:24registriert Januar 2014
finde ich sehr sympathisch, Vorbildlich und schlicht cool

Wir sind ein land der politischen Konkordanz, nicht der parteipolitischen Grabenkriege, diese jungen Politiker zeigen das beispielhaft auf.
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Marcel_W
28.11.2019 10:37registriert Dezember 2018
Hat Charles Lewinsky die Sitcom-Rechte an der Story schon gekauft, oder kann ich mir die noch sichern?
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bruuslii
28.11.2019 12:10registriert April 2019
die jungen zeigens den alten mal wieder 👍🏻
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