Wenn das schief geht, wird es sehr, sehr peinlich. Nämlich für BLAY (die neue Schweizer Superboygroup aus Bligg und Marc Sway) und für die Swisscom, deren Netz bekanntermassen durchaus störungsanfällig ist.
Aber von vorne: Im Gegensatz zu Sophie Hunger und Faber, die sich wegen Corona aneinander gekuschelt und das Album «Ich liebe dich» kreiert haben, musizieren Bligg und Marc Sway schon etwas länger zusammen. Und sie sind auch nicht die Büezer Buebe. Sie singen für Umweltschutz («Sorry Mama») und Vielfalt («Us Mänsch»). Und weil das harte und frustrierende Themen sind, kommt BLAY modisch jetzt auch so citycowboymässig daher, schliesslich gibt es immer irgendwas zu bekämpfen und zu überleben.
So richtig gemeinsam Songs schreiben wollten sie schon lang, aber ihre Agenden waren einfach viel zu voll. Das Schicksal der Erfolgreichen eben. Corona hat ihnen nun die Zeit dafür geschenkt. «Unsere Lebenspartnerinnen», sagt Marc Sway während einer Zoom-Pressekonferenz dazu, «sind uns wirklich wahnsinnig dankbar, dass wir dieses gemeinsame Projekt haben, sonst wären wir immer zuhause.» Jetzt sind sie im Studio. Und sind einander ganz ganz nah, «ohne Mundschutz». Im Winter 2021 solls damit ins Hallenstadion gehen. «Heimspiel» heisst das Programm.
Doch was Ende Jahr was werden soll, das muss schon Anfang Jahr beworben werden. Am 13. Januar um 18 Uhr wird ihr Song «Dänkmal» live via Swisscom, Blue Zoom und YouTube verbreitet. Doch nicht nur aus dem Zürcher Volkshaus, wo BLAY vor keinem Publikum spielen werden, sondern auch aus Bellinzona, Bern, Klosters, Volketswil und Montreux. Junge Schweizer Talente aus allen Landesteilen werden sich an «Dänkmal» beteiligen. «Switzerland Connected» heisst das Event.
Die Werbeplattform wird so auch ein Fördertool, und die ganze Schweiz soll einem kollektiven Live-Musik-Event-Taumel verfallen, wie wir ihn schon allzu lang nicht mehr hatten. Ganz grundsätzlich muss man das begrüssen. Jeder Versuch, Kultur unter Corona zu einem Publikum zu bringen, ist ein guter Versuch. Falls alles klappt.
Die Swisscom arbeitet hart an der Synchronisation der Audio- und Videoübertragungen. Bligg sagt, es könne «gamechanging für die Schweizer Musikszene» werden. Und im Anschluss findet ein Panel statt, auf dem Musiker, Medienpsychologen und Veranstalter über zukünftige Veranstaltungsstrategien diskutieren. Wer weiss! Vielleicht wird aus einer riesigen Werbeveranstaltung wirklich ein magisches kleines Spektakel der Innovationen, Interaktionen und Emotionen. Vielleicht aber auch ... nicht.
(sme)
Vielleicht... vielleicht aber auch nicht...