Über 130'000 Kundinnen und Kunden haben gestern verwirrende Post von Publibike erhalten. «Wir haben hart gearbeitet und freuen uns, dir ein brandneues Abo-Angebot anzubieten, das ab sofort gültig ist», steht in einem Kundenmail.
Hinter der Werbebotschaft versteckt sich jedoch eine saftige Preiserhöhung. So kostet etwa das Abo «B-Fit» (früher Easybike) neu 99 statt 60 Franken pro Jahr.
Gar ganz gestrichen hat die Tochterfirma von Postauto die E-Bike-Flatrate. Zwar kostet das Vielnutzer-Abo «B-More» neu 179 statt 290 Franken. Die Nutzer zahlen aber neu für jede E-Bike-Ausleihe zusätzlich einen Franken und 50 Rappen für ein normales Velo.
watson-User David (20) ist empört: «Die neuen Preise stressen mich extrem. Jetzt kann ich nicht mehr einfach so viele E-Bikes ausleihen, wie ich will, sondern zahle jedes Mal drauf. Das kostet mich rasch viel mehr als früher», sagt der Lernende aus Bern.
Wegen den Preiserhöhungen ist bei der Publibike-Community Feuer im Dach. Auf der Instagram-Seite des Leihvelo-Anbieters hagelt es Kritik. Einige Auszüge:
Ein Absatz im Kundenmail sorgt bei den Publibike-Usern besonders für Stirnrunzeln. So konnten die Nutzer schon bis anhin fünf Velos gleichzeitig ausleihen – und zwar gratis. Im Schreiben preist dies Publibike als Neuerung an: «Ab jetzt kannst du bis zu 5 Velos gleichzeitig öffnen! So können auch deine Familie und Freunde von PubliBike profitieren.» Nun verlangt Publibike ab dem zweiten Velo die Grundtaxe von 2.90 pro Bike. Die Nutzer fühlen sich verschaukelt:
Publibike begründet die Preiserhöhungen mit den «hohen Kosten für den Unterhalt der Stationen und Velos und der Verteillogistik». «Nach gut zwei Jahren kennt Publibike die Kosten für den aufwändigen Betrieb und bewegt sich in Richtung Kostenwahrheit. Eine solche Tarifanpassung nach der Einführungsphase ist üblich», so Postauto-Sprecher Ben Küchler.
Für watson-User David ist trotzdem klar: Er wird sein Publibike-Abo schweren Herzens kündigen und wieder auf den ÖV umsteigen. «Ich bin auf die E-Bikes angewiesen. Für mich sind die Preiserhöhungen als Lernender nicht tragbar.»
Publibike ist dringend auf höhere Einnahmen angewiesen, um aus der Verlustzone zu kommen. Die letzten beiden Jahre hätten gezeigt, dass das Geschäft mit Leihvelos nicht rentabel betrieben werden könne, sagte der Publibike-Geschäftsführer im März zu SRF. Die Postauto-Tochter will nun mit Städten wie Bern und Zürich neue Verträge aushandeln, so dass diese künftig höhere Beiträge an Publibike bezahlen. Bislang überweisen die grossen Städte nur einen symbolischen Betrag und stellen die Parkflächen gratis zur Verfügung.