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«Respeggt»-Eier: Was es mit den neuen Eiern in der Migros auf sich hat

Wird das Geschlecht des Kükens noch vor dem Ausbrüten bestimmt, handelt es sich um ein «Respeggt»-Ei.
Wird das Geschlecht des Kükens noch vor dem Ausbrüten bestimmt, handelt es sich um ein «Respeggt»-Ei.bild: migros

Was es mit den «Respeggt»-Eiern auf sich hat, die du neu in der Migros kaufen kannst

In den Migros Filialen in Zürich und Genf kann man ab sofort «Respeggt»-Eier kaufen. Was es mit den Eiern auf sich hat und warum sie die Anzahl der getöteten männlichen Küken verringern könnten.
19.11.2020, 10:47
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Weil die Eierindustrie nichts mit den Brüdern der Legehennen anfangen kann, werden in der Schweiz jährlich drei Millionen männliche Küken getötet. Denn der männliche Nachwuchs der Legehennen ist für die Fleischproduktion aus wirtschaftlicher Perspektive nicht geeignet, weil er im Verhältnis zur Futtermenge zu wenig Fleisch ansetzt.

Zwar ist das Kükenschreddern seit dem 1. Januar 2020 verboten, weiterhin erlaubt bleibt jedoch die Tötung mittels CO2-Gas. Was Tierschützern schon lange ein Dorn im Auge war, wurde Anfang September nun auch von den Schweizer Eierproduzenten als Priorität anerkannt. Anfang September beschloss Gallosuisse, der Verband der Eierproduzenten, Lösungen zu finden, um die Zahl der getöteten männlichen Küken zu verringern.

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Der männliche Nachwuchs der Legehennen ist für die Fleischproduktion aus wirtschaftlicher Perspektive nicht geeignet, weil er im Verhältnis zur Futtermenge zu wenig Fleisch ansetzt.Bild: KEYSTONE

Geschlechterbestimmung im Ei

Eine der Lösungen könnte die Geschlechterbestimmung des Tiers im Ei sein. Dabei wird dem Ei am neunten Bruttag mit einer Nadel etwas Flüssigkeit entnommen. Mittels biotechnologischem Nachweisverfahren wird so das Geschlecht des Embryos bestimmt. Ist der Embryo männlich, wird er gar nicht erst ausgebrütet. Die männlichen Eier werden aussortiert und später zu Tierfutter verarbeitet.

Diese sogenannten «Respeggt»-Eier werden ab sofort in Migros-Filialen in Zürich und Genf verkauft. Man habe aus ethischen Gründen seit längerem nach einer sinnvollen Alternative gesucht, so die Detailhändlerin in einer Mitteilung. Bis Juni 2021 erfolge dann schrittweise die gesamtschweizerische Einführung.

Ganz unumstritten ist die Geschlechterbestimmungs-Methode jedoch nicht. Tierschützer kritisieren, dass das Geschlecht der Küken erst nach dem neunten Tag Bruttag bestimmt wird. Denn wissenschaftlich ist noch nicht eindeutig geklärt, ob die Embryos ab diesem Zeitpunkt bereits Schmerz empfinden können.

Für jedes Demeter-Huhn ein Bruder

Kommt hinzu, dass die Methode zur Geschlechtsbestimmung im Bio-Bereich nicht erlaubt ist. Deshalb nimmt die Migros laut dem Communiqué künftig auch Eier mit dem Demeter-Label in ihr Bio-Sortiment in der ganzen Schweiz auf.

Bei sämtlichen Schweizer Eierproduzenten von Demeter gilt die Richtlinie, dass pro Legehenne auch ein Hahn aufgezogen werden muss. Dieser wird dann nach einigen Monaten geschlachtet und als Junghahnfleisch bzw. Suppenhuhn verkauft. Die Hähne und Hühner bei Demeter-Betrieben wachsen unter biodynamischen Bedingungen auf, erhalten Demeter-Futter und haben viel Auslauf.

(ohe/sda)

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28 Kommentare
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MarGo
19.11.2020 11:04registriert Juni 2015
Demeter ist mit Sicherheit das non-plus-ultra. Erwähnenswert wären hier evtl auch noch KAG-Eier, die einem ähnlichen Standard wie Demeter unterstellt sind bzgl Haltung, Fütterung, männliche Küken, Transportwege etc...
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Knäckebrot
19.11.2020 12:25registriert Juni 2017
"Denn wissenschaftlich ist noch nicht eindeutig geklärt, ob die Embryos ab diesem Zeitpunkt bereits Schmerz empfinden können."

Weiss nicht ob dieses Argument der tierschützer die Leute überzeugt. Bei der Debatte um Abtreibung bei Menschen tut es dies jedenfalls nicht.
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Walter Sahli
19.11.2020 13:50registriert März 2014
Suppenhühner kann man übrigens auch prima zu Hühnerfonds verarbeiten. Und wer einmal mit selbstgemachtem Hühnerfonds gekocht hat, wird nie mehr das Industriezeugs verwenden. Der Unterschied ist riesig!
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