Peter Wälchli, die Migros hat 2400 Kaffeerahmdeckeli mit Konterfeis von Hitler und Mussolini vertrieben.
Ja, und zwar zu Unrecht.
Warum zu Unrecht?
Die Migros-Tochter Elsa Mifroma pflegt zwar eine Geschäftsbeziehung zur Karo Versand GmbH, doch die Vorlage mit den Banderolen-Sujets hätte die Elsa Mifroma gar nicht vertreiben dürfen.
Wie kam es dazu?
Die Elsa Mifroma bekommt im nächsten Jahr eine neue Maschine. Ich nehme an, das Unternehmen hat einfach Restfolien verwendet – darunter die Banderolen-Folie. Diese war und ist jedoch in unserem Besitz. Ohne Rücksprache mit uns hätte die Elsa Mifroma also keine Kaffeerähmli mit diesen Deckeli verpacken und vertreiben dürfen.
Werden Sie rechtliche Schritte einleiten?
Wir gegen die Migros? Wir sind ein Kleinunternehmen mit vier Angestellten. Wir haben kein Geld für einen Prozess. Ausserdem wissen wir ja nicht, ob das mit Absicht passiert ist, oder ob es ein Irrtum war.
Die Migros hat angekündigt, die Geschäftsbeziehungen zu beenden, weil Sie die Sujets als «problemlos» bezeichnet hätten. Was bedeutet das für Ihre Firma?
Erstens habe ich diese Sujets nie als problemlos bezeichnet, zweitens haben wir nichts von der Migros gehört, der Vertrag läuft also
noch immer. Würde uns die Migros aber tatsächlich kündigen, würde das wohl unser Ende bedeuten.
Kaffeerahm-Deckeli: Wir distanzieren uns von der Karo-Versand GmbH & brechen die Geschäftsbeziehungen per sofort ab. http://t.co/HqARnPbW5J
— Migros (@migros) October 22, 2014
Waren Sie sich dieses Risikos bewusst, als Sie die Sujets ausgewählt haben?
Es geht bei diesen Bildchen doch nicht um Hitler oder Mussolini. Es geht um die Banderolen! Die Serie zeigt eine Übersicht über die bis etwa 1940 auf dem Markt zirkulierenden Zigarren-Banderolen. Wir haben diese Kaffeerahmdeckeli vor zehn Jahren auf den Markt gebracht und an rund 5000 Sammler verkauft, als ganze Serie. Es gab keine einzige Reklamation.
Aber jetzt sind die Deckeli einzeln zu Kunden gelangt – auch Mussolini und Hitler.
Ja und das ist ungünstig. Uns ist klar, dass Leute, die die Serie nicht kennen, entrüstet sind. Hier hat aber die Migros den Fehler gemacht, nicht wir.