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Migration

Schweizer mit Migrationshintergrund haben geringere Lebensqualität

Schweizer mit Migrationshintergrund haben merkbar geringere Lebensqualität

05.11.2019, 10:2305.11.2019, 12:12
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Bild: KEYSTONE

In der Schweiz haben Personen mit Migrationshintergrund, besonders ausländische Staatsangehörige, eine signifikant geringere Lebensqualität als schweizerische Staatsangehörige ohne Migrationshintergrund. Dies zeigt ein Bericht des Bundesamts für Statistik (BFS).

Gemäss am Dienstag vom BFS publizierten Daten hatten in der Schweiz 2018 rund 38 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren einen Migrationshintergrund (2'686'000 Personen). Dies entspricht einer Zunahme um 1.5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Über 80 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund wurden im Ausland geboren und gehören zur ersten Generation (2'165'000 Personen). Alle anderen wurden in der Schweiz geboren und gehören zur zweiten Generation.

Objektiv und subjektiv hohe Werte

Es besteht ein Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund und individueller Lebensqualität, wie es in einem ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Bericht des BFS heisst. Eine hohe Lebensqualität ist erreicht, wenn sowohl die Indikatoren der objektiven Lebensbedingungen (z. B. Wohnkosten, Bildungsniveau) als auch jene zum subjektiven Wohlbefinden (Zufriedenheiten) hohe Werte erreichen.

Bei vielen der untersuchten Lebensbereichen (wie die finanzielle Situation, die Wohnsituation, die Arbeit und Ausbildung, die Gesundheit, das subjektive Wohlbefinden u.a.) steht die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund, die einzig aus schweizerischen Staatsangehörigen besteht, besser da als jene mit Migrationshintergrund, die sowohl schweizerische wie ausländische Staatsangehörige umfasst.

Innerhalb der Bevölkerung mit Migrationshintergrund treffen schweizerische Staatsangehörige generell auf bessere Lebensbedingungen als ausländische Staatsangehörige. Diese Gruppe wiederum ist sehr heterogen zusammengesetzt. Im Bericht wird nach Nationalitätengruppen unterschieden.

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Die nord- und westeuropäischen Staatsangehörigen sind im Gegensatz zu den restlichen ausländischen Staatsangehörigen sehr gebildet und einkommensstark und treffen generell auf überdurchschnittlich gute Lebensbedingungen. Die ost- und aussereuropäischen (in etwas geringerem Masse die südeuropäischen) Staatsangehörigen kristallisieren sich hingegen in fast allen Lebensbereichen als besonders benachteiligte Gruppe heraus.

Integration in Arbeitsmarkt erschwert

Ein meist geringer Bildungsstand, mangelnde soziale Beziehungen, finanzielle Schwierigkeiten und ein teils unbefriedigender Gesundheitszustand erschweren deren Integration in den Arbeitsmarkt und somit die Möglichkeiten, Einkommen zu generieren. Zudem deuten überdurchschnittlich häufige Besorgnissymptome und Unzufriedenheiten sowie eine schlechte Wohnsituation auf prekäre Lebensumstände in dieser Gruppe.

Die süd-, ost- und aussereuropäischen Staatsangehörigen kumulieren zudem deutlich mehr objektive und subjektive Problemlagen als die Gesamtbevölkerung. Vor allem die ost- und aussereuropäischen Staatsangehörigen sind überdurchschnittlich stark von objektiver Mehrfachbenachteiligung betroffen.

Von den restlichen untersuchten Bevölkerungsgruppen sind, unabhängig vom Migrationshintergrund und der Staatsangehörigkeit, die Erwerbslosen ebenso benachteiligt - in vielen Lebensbereichen gar stärker. Sie bilden zusammen mit den erwähnten ost- und aussereuropäischen Staatsangehörigen, den Einkommensschwächsten und den Personen ohne nachobligatorische Schulbildung die wichtigsten Risikogruppen und somit wesentliche Zielgruppen für die Sozialpolitik. (aeg/sda)

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22 Kommentare
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fools garden
05.11.2019 10:58registriert April 2019
Ich würde generell sagen, dass es nicht einfach ist im Ausland Fuss zu fassen, je weiter das Land und speziell auch die Sprache entfernt sind desto schwieriger wird's.
Ich hab mich vor 20 Jahren "nur" nach Frankreich gewagt...Honigschlecken war das nicht.
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raues Endoplasmatisches Retikulum
05.11.2019 11:20registriert Juli 2017
Link zur Studie?
Sollte das nicht langsam Standart werden?

Die Ergebnisse scheinen jetzt nicht gross zu überraschen.
Hochgebildete Migranten aus dem "nahen" Ausland, die wegen demBeruf in die CH kommen sind in einer besseren Situation als schlecht gebildete Migranten aus "ferneren" Länder, die primär in die CH kammen, weil ihre damaligen Heimatländer perspektivlos oder instabil waren.
Werden die Migrantengruppen in der Studie noch weiter unterteilt?
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Snowy
05.11.2019 12:02registriert April 2016
Ein guter Freund von mir ist vor einigen Jahren nach Kanada ausgewandert. Ein Mann offener, weitgereister und aufgeschlossener Mann. Kanada ist uns sozio-kulturell und topographisch nicht so wahnsinnig unterschiedlich (im Vergleich zu anderen Ländern)

Trotzdem ist er vor einigen Monaten etwas desillusioniert zurückgekehrt.
Irgendwie ist er nie dort angekommen und konnte trotz gutem Job und regem sozialem Austausch und sportlichen Aktivitäten nie wirklich Fuss fassen.

Wie muss es wohl erst einem Eritreer ergehen, der hier in der CH zum ersten Mal erklärt bekommt, was eine E-Mailadresse ist...
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