«Naturheilmittel wirkt gegen Corona!» titelte der «Blick» am Montag in gewohnt grossen Lettern. Das auf Pflanzen basierte Echinaforce soll Coronaviren abtöten, in der Petrischale sei es «ein wahrer Coronakiller!». Dies hätte eine Studie des Labors Spiez gezeigt. Der Bericht hat einen Ansturm auf Apotheken und Drogerien in der Schweiz ausgelöst.
Ganz so einfach ist es leider nicht. Die Studie aus Spiez macht zwar Mut, vieles ist aber noch unklar.
Letzten Mittwoch publizierte das Fachjournal «Virology Journal» eine Studie des Labors Spiez, wonach das pflanzliche Heilmittel Echinaforce Coronaviren abtötet.
Bisher wurde dies allerdings in-vitro, also in Petrischalen, festgestellt. Die Wirksamkeit in-vivo, also beim Menschen, ist noch nicht geklärt und muss erst untersucht werden. Die in Zellkulturen vorherrschenden Bedingungen können nicht mit jenen in einem Organismus verglichen werden. Dies bestätigt das Labor Spiez auch nochmals auf Twitter und relativiert seine eigene Studie gleich selbst.
Again, to be clear: The transfer of results of an in-vitro study to the effectiveness in humans is not scientifically compelling. Data from an in-vitro study aren't proof of the efficacy of an active ingredient in humans (in-vivo). Read the study: https://t.co/51ihhkDVQK
— Spiez Laboratory (@SpiezLab) September 14, 2020
Es kommt des Öfteren vor, dass Substanzen in der Zellkultur eine Wirkung zeigen, bei Versuchen an Menschen jedoch wirkungslos bleiben.
Weiter ist nicht klar, ob der in Echinaforce enthaltene Wirkstoff aus der Echinacea-Pflanze überhaupt für die Wirkung in der Studie verantwortlich ist. Es könnte auch der als Extraktionsmittel verwendete Alkohol gewesen sein.
Zwar verteidigt sich das Labor Spiez auf Twitter: «Wir haben das Lösungsmittel natürlich in der geeigneten Verdünnung als Kontrolle getestet.» In der Studie wird dies allerdings mit keinem Wort erwähnt.
We have of course tested the solvent in the appropriate dilution as a control.
— Spiez Laboratory (@SpiezLab) September 14, 2020
Die Studie über das Naturheilprodukt der Firma A. Vogel AG wurde teilweise vom Hersteller selbst finanziert. Auch waren zwei Mitarbeiter der Firma an der Studie beteiligt.
Diese Interessenskonflikte weist das Labor Spiez jedoch ausdrücklich in der Studie aus.
(dfr)
Kaum veröffentlicht, sehen das die Leute der anderen Medien und diese lesen dann nicht mal mehr die Zusammenfassung...
Die Studie kann da nichts dafür.
Jedoch müsste ich auch lachen, wenn es nicht stimmen sollte. Einfach, weil einige idiotische Menschen dann ihr Geld heute vergebens in der Apotheke ausgegeben hätten.
Ich bin jedoch optimistisch. So wie man heute auch nicht mehr den Namen von Attentäter und Bilder von Terroranschlägen veröffentlicht, um ihnen keinen falschen Ruhm und unnötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wird man auch lernen, solche "Forschungsergebnisse" nicht mehr zu veröffentlichen oder dann ganz anders geframt...