Wenn Hebammen sich während der Geburt auf den Bauch der Gebärenden legen, um das Kind nach unten zu pressen, so kann das helfen. Von der Frau kann der Druck aber auch als Übergriff empfunden werden, der ihr Schmerzen bereitet und gegen den sie sich nicht wehren kann.
Wenn der Arzt entscheidet, einen Dammschnitt vorzunehmen, ohne die Frau zu informieren, kann das in einer Notsituation, in der jede Sekunde zählt, vorkommen. Von der Frau kann es aber auch als Gewaltakt wahrgenommen werden, der sie völlig unvorbereitet trifft.
Ein «Strengen Sie sich an!» kann je nach Tonfall motivierend oder aggressiv wirken. Es ist diese Ambivalenz, die beim Thema «Gewalt unter der Geburt» besonders bewegt.
Der Artikel der «Schweiz am Wochenende» vom Samstag, der die Situation beim Universitätsspital Basel und dem Bethesda-Spital beleuchtete, löste viele Reaktionen aus.
«Es sind nicht bloss Einzelfälle, sondern Gewalt unter der Geburt kommt tagtäglich vor», sagt Monika Di Benedetto. Die Winterthurerin ist Präsidentin des erst vor einem Monat gegründeten Vereins Roses Revolution Schweiz. Zusammen mit zwei Mitstreiterinnen hat sie die international bereits etablierte Bewegung ins Land gebracht.
Der Verein sieht seine Aufgabe darin, auf Gewalt und Respektlosigkeit unter der Geburt aufmerksam zu machen. Jeweils am 25. November legen betroffene Frauen eine Rose und einen Brief bei der Klinik nieder, mit der sie schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Di Benedetto hatte vor zehn Jahren selbst ein traumatisches Erlebnis bei der Geburt ihrer ersten Tochter. «Bei mir wurde die Geburt gegen meinen Willen medikamentös eingeleitet. Ich bekam einen Wehensturm, schrie vor Schmerzen, doch man liess mich im Gebärsaal völlig allein – weil die Hebammen überlastet waren.»
Danach habe sie sich zu einer Doula ausbilden lassen, einer traditionellen Geburtsbegleiterin, die Hebammen unterstützt. «Seither erlebte ich auch in grossen Spitälern wunderschöne Geburten», sagt die 41-Jährige. Es stehe und falle mit den Ressourcen.
Die Geburt im Geburtshaus sei deshalb nicht einfach die Antwort auf alle Probleme. Und Beleg-Hebammen, die eine durchgehende Betreuung garantieren, gebe es schlicht noch zu wenige, da der Beruf sehr viel abverlange.
Nur eines ist für Di Benedetto klar: «Nur wenn sich die betroffenen Frauen wehren, können wir auch etwas verändern. Dann können uns die Spitäler nicht mehr ignorieren.»