Immer mehr Schüler in der Schweiz nehmen an den wöchentlichen Klimastreiks teil. Mitte Januar meldeten die Organisatoren bereits 20'000 Schüler, die schweizweit streikten. So auch einige Westschweizer Schüler eines Gymnasiums in Payerne (VD). Anstatt eine Mathematik-Prüfung zu schreiben, setzten sich die Gymi-Schüler lieber für das Klima ein. Und kassierten dafür prompt die Note 1, wie «20 Minutes» berichtete.
Thierry Maire, der Rektor der betroffenen Schule, verteidigt das Vorgehen. Es handle sich dabei nicht um eine Bestrafung, sondern um das normale Vorgehen. Hätten die Schüler um eine Beurlaubung gebeten, wäre der Fall anders gelöst worden, so Maire.
Auch in der Deutschschweiz mussten sich zahlreiche Schulleitungen bereits mit den streikenden Schülern beschäftigen. Die Kantonsschule Trogen bewilligt eine Streikteilnahme pro Monat. Ausgehandelt wurde diese Regelung zusammen mit der Schülerorganisation, berichtet «FM1Today». «Bedingung ist ein individuelles, reguläres, vorgängig eingereichtes und begründetes Urlaubsgesuch zuhanden der Prorektorate», heisst es im Informationsschreiben, das die Schüler erhielten.
Im Kanton St.Gallen ist man weniger kulant. Das Bildungsdepartement hat sich zusammen mit den Schulen dazu entschieden, unentschuldigte Absenzen für streikende Schüler einzutragen. Gemäss Tina Cassidy, Leiterin des Amtes für Mittelschulen, spiele der Grund des Streiks keine Rolle. «Wir bewerten den Grund des Streikes nicht. Auch bei anderen Themen würden wir keine Streiks tolerieren», so Cassidy gegenüber dem Radiosender.
Die Reaktionen auf die unterschiedlichen Handhabungen folgten prompt. Der Jungpolitiker Dimitri Rougy kritisierte die Reaktion der Westschweizer Schule auf Twitter scharf. «Der Rektor sollte mitstreiken, statt bestrafen», schrieb er auf Twitter.
Dumme und unverhältnismässige Strafe.
— Dimitri Rougy 🧐 (@DimitriRougy) 29. Januar 2019
Die Streikenden kämpfen für die Zukunft unser aller. Der Rektor sollte mitstreiken statt bestrafen!
„Gymi bestraft Schüler mit Note 1“ via @20min https://t.co/XOfe163Ts8
Es gibt jedoch auch sehr viele kritische Stimmen. Das Fehlen sei zwar löblich, spiele aber keine Rolle, schreibt Twitter-User Elias Meier. Einige User fragen sich auch, ob die Schüler tatsächlich die Schule wegen des Klima schwänzten und nicht etwa wegen der bevorstehenden Mathe-Prüfung.
Strafe? Korrektes und faires Vorgehen: die Note 1 sollte so stehen bleiben.https://t.co/3rFV5eFZkk
— Gregori Schmid (@gregorischmid) 29. Januar 2019
Gerechtfertigte Konsequenz. Die Gründe fürs Fehlen mögen löblich sein, spielen aber keine Rolle. Wenn künftig jeder für seine Ideologien/Interessen straffrei schwänzen kann - wo kommen wir da hin? #Klimastreik https://t.co/dvX8c5FBsY
— Elias Meier (@meierelias) 29. Januar 2019
https://t.co/cXcpOGCMQR . #klimastreik Nur mal so gesagt: Am Samstag wäre das nicht passiert. 🤣 War es nun ein Klimastreik oder ein Prüfungsstreik?
— Adi E. (@adiepunkt) 29. Januar 2019
Soweit ich aus meinem Lehrdiplomstudium informiert bin, darf man Note 1 nicht aus disziplinarischen Gründen verteilen.
— johannes leutenegger 🤔 (@JohLeut) 29. Januar 2019
Naja, während man über Schule schwänzen noch diskutieren kann, sollte man halt wirklich keine Prüfung schwänzen. Die Konsequenz ist eigentlich nur logisch. https://t.co/JSOf6rXj2s
— Luca Strebel (@StrebelLuca) 29. Januar 2019
(ohe)