Kitzelt es bei dir auch schon in der Nase? Aufgrund des milden und trockenen Frühlingswetters hat die Pollenkonzentration in den letzten Wochen deutlich zugenommen.
Obwohl Allergiker bereits im letzten Jahr Erfahrungen mit Corona und Heuschnupfen gesammelt haben, herrschte damals während der meisten pollenreichen Zeit keine Maskenpflicht hierzulande. Muss man die Maske in der Pollenzeit mehrmals wechseln? Soll man noch Stosslüften und wie kann man die Allergie von Corona unterscheiden?
Wir haben bei Dr. med. Lukas Jörg, stellvertretender Leiter für Immunologie und Allergologie des Inselspital Bern, sowie bei Dr. med. Julia Genser, Oberärztin Allergiestation des Universitätsspital Zürich, nachgefragt.
Nördlich wie südlich der Alpen ist die Pollenbelastung durch Hasel und Erle laut dem Allergiezentrum Schweiz derzeit sehr stark.
Die Blüte der Birken und Gräser steht uns noch bevor. Gemäss dem Allergiezentrum Schweiz sind besonders viele Leute von diesen drei Pollenarten betroffen, die stark allergische Reaktionen auslösen.
Wie kann ich unterscheiden, ob ich mich infiziert habe oder ob gerade die Pollenallergie eingesetzt hat?
Dr. med. Lukas Jörg: Eine Unterscheidung ist nicht immer einfach, vor allem bei milden Covid-19-Verläufen. Allerdings äussern sich Pollenallergien primär im Augen- und Nasenbereich mit verstopfter Nase und Augen-Juckreiz. Die Symptome sind zudem draussen stärker. Antiallergische Medikamente helfen dabei sehr gut. Covid-19 fängt hingegen rasch an, unabhängig von der Pollenbelastung und macht ein Krankheitsgefühl mit typischerweise trockenem Husten. Falls Fieber auftritt, ist dies ein Zeichen für eine Corona- oder sonstige Infektion.
Dr. med. Julia Genser: Pollen verursachen meist Juckreiz in Augen-, Hals und Nasenbereich, wogegen ein Infekt eher Halsschmerzen verursacht und keinen Juckreiz. Ob es sich um eine Pollenallergie handelt, kann man herausfinden, indem man die Beschwerden mit einem Antihistaminikum behandelt. Bei Ansprechen der Symptome ist eine Coronainfektion unwahrscheinlich.
Schützten Masken auch vor Pollen? Falls ja: Welche Masken eignen sich am besten?
Dr. med. Lukas Jörg: Ja, die Maske schützt auch vor Pollen. Eine neuere Studie hat gezeigt, dass Masken zu einer Reduktion der Heuschnupfen-Symptome führen.
Dr. med. Julia Genser: Studien haben eine positive Auswirkung auf die nasalen Symptome gezeigt, nicht aber auf die Augensymptomatik. Dies kann gut erklärt werden, da die Augen nicht durch die Maske abgedeckt werden und die Pollen somit direkt auf die Schleimhaut gelangen. Es wurde kein Unterschied von chirurgischen Masken zu FFP2-Masken gesehen, da bereits chirurgische Masken kleine Partikel filtern und somit auch die Pollen erwischen.
Muss ich die Maske öfters wechseln, wenn ich von Niesanfällen geplagt werde?
Dr. med. Lukas Jörg: Bei ständigem Niesen sollte die Maske häufiger gewechselt werden. Ein wichtiges Indiz ist, wenn die Maske auf der Innenseite feucht ist.
Dr. med. Julia Genser: Die Maske sollte bei Niesanfällen unbedingt gewechselt werden, denn sobald die Maske feucht wird, lässt die Filterwirkung nach.
Zurzeit sollte man in geschlossenen Räumen des Öfteren stosslüften – das ist nicht zur Freude von Pollenallergikern. Sollte man den Lüftungsprozess trotzdem beibehalten oder gibt es da eine Alternative?
Dr. med. Lukas Jörg: Das Stosslüften ist weiterhin wichtig und sollte nicht vernachlässigt werden. Auch beim mehrmaligen Stosslüften gelangen nicht allzu viele Pollen in die Innenräume – wesentlich weniger, als wenn das Fenster dauernd geöffnet/gekippt ist.
Dr. med. Julia Genser: Aufs Stosslüften sollte aufgrund der Corona-Pandemie nicht verzichtet werden. Es empfiehlt sich, Symptome symptomatisch zu behandeln, statt sich in einem ungelüfteten Raum zu verschanzen.
Juckende Augen machen Allergikern auch oft zu schaffen. Maske und Brille tragen funktioniert nicht besonders gut. Was empfehlen Sie da? Gibt es eventuell einen Trick?
Dr. med. Lukas Jörg: Masken sowie das Tragen einer Brille können vor Pollen schützen. Falls man Probleme beim Tragen von beidem hat, empfiehlt sich eine gute symptomatische Behandlung mit Medikamenten wie beispielsweise Antihistaminika. Bei Bedarf können auch Augentropfen eingesetzt werden.
Dr. med. Julia Genser: Je dichter die Maske im oberen Bereich über Nase und Wange liegt, desto weniger beschlägt die Brille. Es gibt aber auch spezielles Anti-Beschlag-Spray für die Brille.
Können Pollenallergiker Niesanfälle vorbeugen, damit sie beispielsweise in den öffentlichen Verkehrsmitteln keinen bösen Blicken ausgesetzt sind?
Dr. med. Lukas Jörg: Der Niesreiz wird meist von der Nase ausgelöst, weswegen die Nasensymptome gut behandelt werden sollten wie mit einem Nasenspray oder einem Antihistaminika.