Schweiz
Interview

SRG-Boni: «Wir haben 100 Millionen eingespart»

Gilles Marchand, Generaldirektor SRG spricht an einer Medienkonferenz, am Freitag, 16. April 2021, in Bern. Die Leitung der SRG nimmt Stellung zu Belaestigungsvorwuerfen vom November 2020. (KEYSTONE/P ...
Bundesrätin Sommaruga hat einige Fragen an ihn: Gilles Marchand, der Generaldirektor SRG.Bild: keystone
Interview

SRG-Direktor Marchand verteidigt die hohen Boni: «Wir haben 100 Millionen eingespart»

Politiker in allen Parteien sind entrüstet über die Boni für die Geschäftsleitung der SRG trotz Kurzarbeit und Defizit. Gilles Marchand sagt, die individuellen Leistungen rechtfertigten die Bezüge.
18.05.2021, 05:40
Francesco Benini / ch media
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Im Jahr 2020 beantragte die SRG Kurzarbeitgeld, sie schrieb ein Defizit – die variablen Lohnbezüge der Geschäftsleitung waren aber gleich hoch wie im Vorjahr. Das stösst auf breite Kritik. Am Montag schrieb die Onlineausgabe des «Blicks», Bundesrätin Simonetta Sommaruga erachte die Vergütungen als «unsensibel». Sie wolle das Thema mit den Verantwortlichen der SRG ansprechen. SRG-Generaldirektor Gilles Marchand nimmt hier Stellung zur Kritik.

Warum sind die variablen Lohnanteile der SRG-Geschäftsleitung in einem schlechten Jahr gleich hoch wie in einem guten Jahr?
Gilles Marchand: Die variablen Lohnanteile der Kadermitarbeitenden, die ein vertraglicher Bestandteil des Gehaltes sind, betreffen die Bewertung der persönlichen Leistung. Sie sind nicht an das Jahresergebnis des Unternehmens gekoppelt und stellen daher keine «Boni» dar. Die individuelle Leistung wird in jährlichen Beurteilungen auf der Grundlage individueller Ziele bewertet. Der variable Gehaltsanteil wird ein Jahr später ausbezahlt. Im aktuellen Geschäftsbericht 2020 werden also die Leistungsabgeltungen des Jahres 2019 ausgewiesen.

Der umstrittene Antrag auf Kurzarbeit sowie das Defizit der SRG im Jahr 2020 sprechen für einen reduzierten Lohn der Chefetage. Richtig?
Die Kurzarbeitsentschädigung ist ein Instrument der Arbeitslosenversicherung, die bei kurzfristigen Arbeitsausfällen mithilft, Kündigungen zu verhindern. Die SRG zahlt wie jedes andere Unternehmen in die Arbeitslosenversicherung ein und hat für den Zeitraum von drei Monaten Kurzarbeitszeitentschädigung beantragt, weil 2020 alle grossen Sportereignisse weggebrochen sind. Techniker, Kameraleute, Tonspezialisten waren plötzlich ohne Arbeit. Dank der Kurzarbeit konnten die Löhne aber zu 100 Prozent ausbezahlt werden. Das Jahresergebnis 2020 der SRG ist trotz des gravierenden Rückgangs der Werbeeinnahmen ausgeglichen, und alle Sparpläne wurden erreicht. Die SRG hat es geschafft, zwischen 2018 und 2020 100 Millionen einzusparen. Der Verlust – weniger als 1 Prozent – ist auf Rückstellungen zur Unterstützung des Personals im Jahr 2021 als Teil der Umstrukturierung zurückzuführen.

Die Geschäftsleitung der SBB hat auf einen Teil ihres Lohnes verzichtet. Warum geschieht das in der SRG nicht?
Wir können nicht für die SBB sprechen; zudem sind die Vergütungssysteme nicht vergleichbar.

Die variablen Lohnanteile der SRG-Spitze richten sich nicht nach dem Geschäftsgang – sondern nach individuellen Zielvorgaben. Solche Ziele lassen sich willkürlich festlegen. Am Schluss fliesst das Geld immer.
Das ist nicht korrekt. Die Ziele werden klar definiert und während des Mitarbeitergesprächs bilanziert. Werden sie nicht erreicht, gibt es bloss einen prozentualen Anteil.

Politiker und die Mediengewerkschaft sind nicht einverstanden mit den Löhnen der SRG-Chefs im Krisenjahr 2020. Ändern Sie etwas? Braucht es mehr Bescheidenheit? Ein anderes Lohnsystem?
Über die Vergütung der SRG-Geschäftsleitung entscheidet das oberste Vereinsorgan der SRG, die Delegiertenversammlung. Das jährliche Lohnreporting für bundesnahe Betriebe ermöglicht es uns auch, die Gehälter zu vergleichen und zu sehen, wo die SRG im Vergleich zur SBB oder der Post steht. Die SRG ist aber offen für Diskussionen bezüglich anderer Modelle. (bzbasel.ch)

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82 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bächli
18.05.2021 06:55registriert März 2020
„Die SRG haben 100 Millionen eingespart“
Nicht beim Kader sondern auch durch den Abbau von Arbeitsplätzen und dafür kriegen die noch Boni? Verkehrte Welt.
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cille-chille
18.05.2021 06:08registriert Mai 2014
Mag den Artikel gar nicht lesen...

Macht mich Müde, dieses stetige sich Rausreden, dieser Gilde...
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Philguitar
18.05.2021 06:40registriert Dezember 2018
Klingt für mich eher nach! Wir haben Programme gestrichen und restrukturiert. Also das gemacht was wir für unsere Boni tun mussten. Leider aber kaum etwas für die Qualität des Programms. Im Gegensatz zum Programm von SRF kein „Glanz und Gloria“
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