Herr Tanner, reichen die Massnahmen des Bundes aus, um die Pandemie in den Griff zu kriegen?
Marcel Tanner: Der Bundesrat ist den Empfehlungen der Wissenschafts-Taskforce weitgehend gefolgt. Wichtig ist festzuhalten: Wir brauchen nicht nur stabile, sondern sinkende Fallzahlen! Wir müssen den R-Wert, die Übertragungsrate, wieder unter 1 drücken können. Ich hoffe, dass die beschlossenen Massnahmen des Bundesrates ausreichen. Denn sie erlauben – im Gegensatz zu einem harten Lockdown – weiter ein wirtschaftliches und soziales Leben in der Schweiz.
>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
Während Deutschland trotz deutlich tieferer Fallzahlen ab Montag alle Restaurants dichtmacht, dürfen wir in der Schweiz weiter munter bis 23 Uhr bechern. Ist das nicht absurd?
Jedes Land muss selber einschätzen – eine Güterabwägung vornehmen – welchen Weg es geht und welche Einschränkungen dazu nötig sind. Die Beizen-Sperrstunde um 23 Uhr (mit Beschränkung auf 4er-Regel pro Tisch und Abstandsregel) ist sicher das Minimum an Einschränkung, was man in der Gastronomie machen sollte. Die Kantone können weitergehen, wie das Beispiel Wallis zeigt.
Voller ÖV, volle Innenstädte: Es scheint, als hätten viele Menschen den Ernst der Lage noch nicht begriffen. Was muss jetzt passieren?
Je weniger Leute wir in den nächsten Wochen treffen, desto besser. Darum müssen nun die Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden wenn möglich im Homeoffice arbeiten lassen. Man sollte der Bevölkerung keinen Vorwurf machen. Vielmehr sollten wir uns alle jetzt an der Nase nehmen und die vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen gemeinsam konsequent umsetzen.
Der Winter hat noch nicht einmal begonnen, schon rufen einige Spitäler in der Schweiz die höchste Warnstufe aus. Was macht Ihnen mit Blick auf die nächsten Monate am meisten Sorgen?
Wir müssen jetzt alle am gleichen Strick ziehen. Das muss uns gelingen. Dann lässt sich ein zweiter Lockdown verhindern. Dieser wäre sowohl für das wirtschaftliche als auch das soziale Leben in der Schweiz desaströs.
Nicht einmal die Experten sind sich einig.
Herr Maurer plappert auch einfach los vor Bundesratsitzungen, damit seine Meinung die Leute vorher sicher schon beeinflusst haben.
Die Kantone ziehen am gleichen Strick. Da muss man nur lachen.
Schade es könnte reichen mit den Massmahmen, wird es aber nicht, da sich viele Leute nicht dranhalten werden.
Und wieso konnten wir uns in den vergangenen Monaten nicht an der Nase nehmen und einfach Vernunft walten lassen?
Doch, ich mache der Bevölkerung einen Vorwurf!