Marc* ist laut Polizei einer der grössten Schweizer Dealer synthetischer Drogen in der Romandie. Wegen Drogenhandels sass er bereits fünf Jahre im Gefängnis. Marc ist nicht sein richtiger Name. Anonym und vermummt stellt er sich den Fragen des Westschweizer Fernsehsender RTS.
Er erzählt, wie Crystal Meth transportiert werden kann. 10 Gramm könne man in kleinen, unscheinbaren Dosen verstecken, die aussehen wie Batterien. Grössere Mengen transponiere man in Konservendosen, in die locker ein halbes Kilogramm der synthetischen Substanz passen.
Lukrativ sei das Geschäft vor allem, wenn man es kiloweise einkauft und weiterverkauft. Der Einkaufspreis liege da bei circa 20'000 bis 25'000 Franken. Weiterverkaufen könne er die Droge in der Schweiz dann für rund 250'000 bis 300'000 Franken. 90 Prozent wird online verkauft – zum Teil sogar auf Ricardo, erzählt der Dealer.
Marc erwähnt auch, wie gefährlich die Droge ist. «Es gibt nichts Heftigeres auf dem Markt als Crystal Meth. Ein oder zwei Gramm Kokain wirken einen Abend, dieselbe Dosis Crystal Meth hingegen wirkt eine Woche».
Der Konsum der stark Süchtigen steige in der Schweiz besonders in Neuenburg und Freiburg. Wer es einmal raucht, bleibe im Normalfall ein lebenslänglicher Kunde. «Es ist noch schwieriger, von Crystal loszukommen als von Heroin», sagt der Dealer.
«Vom Banker bis zum Sozialhilfeempfänger. Menschen aus allen Gesellschaftssichten konsumieren die stark abhängig machende Substanz Crystal Meth. 9 von 10 nehmen die Droge ein Leben lang – ohne dass andere es bemerken», so der Dealer.
Die künstlich hergestellte Droge ist bislang vor allem in Osteuropa produziert worden. Inzwischen mischen auch die mexikanischen Kartelle den Markt neu auf. Crystal Blue nennt man die mexikanische Variante, welche sich überall gut verkaufen lässt – so auch in der Schweiz, wie Marc bestätigt.
Für die Herstellung der Droge braucht es sogenannte chemische Vorläuferstoffe. Diese Chemikalien würden hauptsächlich in China und Indien produziert werden. Von dort aus gelangen sie über Europa nach Mexiko, wo Methamphetamin schlussendlich produziert und wieder nach Europa exportiert wird.
Da die Stoffe über Europa geschmuggelt werden, sind auch hierzulande schon tonnenweise Vorläuferstoffe gefunden worden. Untersucht werden die Substanzen hierzulande im Polizeilabor in Zürich. Der Zoll sendet alle verdächtigen Pakete an jenes Labor. «Wenn man solche Stoffe gezielt sucht und findet, verliert die Schweiz die Attraktivität als Vorläufer», sagt der Chemiker Markus Schläpfer.
RTS wollte ausserdem herausfinden, wie die Mexikaner an solche Vorläuferstoffe kommen. Dafür geben sich die Journalisten als Vermittler von Drogenhändler aus. Mit einem fiktiven Facebook-Profil mit gefälschten mexikanischen Freunden wenden sie sich an dutzende Hersteller von Vorläuferstoffen in China.
Um professionell auftreten zu können, müssen sie zuerst die Sprache der Vorläuferstoffe lernen. Monatelang sprachen sie mit chinesischen Lieferanten, um die Codes zu verstehen. Irgendwann ging der Plan auf.
Die Unterhaltung kann man sich etwa so vorstellen:
Kurz nach den Kurznachrichten nehmen die Journalisten via Skype Kontakt mit der Lieferantin auf. Das Gespräch hat surreale Züge. Sie erzählt dem Journalisten unverblümt, dass Mexiko der drittgrösste Kunde sei und sie den Mexikanern bereits eine weitere Droge verkauft habe, die noch stärker sei als Crystal Meth. Es handelt sich dabei um Fentanyl. Die Droge gilt als tödlichste Droge der Welt. Schon in kleinster Menge kann die Droge zum Tode führen.
Weiter erzählt die Verkäuferin, dass sie den Namen der Vorläufer ändern mussten. Der Transport erweise sich derzeit als schwierig, aber man arbeite an einer Lösung.
Bei der Namensänderung beginnt bereits das Katz-und-Maus-Spiel. Das gleiche passiere auch, wenn eine Chemikalie verboten werde, sagt der Chemiker Markus Schläpfer. Denn Crystal Meth lässt sich aus unterschiedlichen Vorläuferstoffen herstellen. «Wenn ein Vorläufer verboten wird, kommt schnell wieder ein neuer auf den Markt.»
Die Sendung kannst du dir hier anschauen.
Oh, we know what you did, Walter White...
Meth, dass direkt aus der Synthese blau ist, sprich nicht zu Marketingzwecken eingefärbt wurde, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit mit Schwermetallen verunreinigt. Nur falls man noch einen weiteren Grund sucht, um die Finger davon zu lassen.